Das Kreuz mit dem Kreuz – Vom Irrglauben besser als die anderen zu sein!

Seit meinem 8. Lebensjahr trage ich ein kleines Kreuz um meinen Hals. Irgendwie gehört das Teil zu mir und ich käme nie auf die Idee es abzustreifen. Manchmal nehme ich das kleine goldene Kreuz in meine Hand und frage mich warum ich mich nicht davon trennen kann. Eigentlich ist es ein Kreuz mit dem Kreuz! Für die Christen hingegen ist das Kreuz ein Zeichen des Sieges. Jesus hat den Tot besiegt. Mit seinem Tot am Kreuz hat Jesus gezeigt, wie weit er bereit war zu gehen, um uns aus unserer Schuld zu befreien. Das Kreuz als Symbol hat sich im Laufe der Jahrhunderte durchgesetzt und wurde mehr und mehr zum Spielball von Macht und Politik.

In der Bibel finden wir kein Indiz dafür, dass Christen ein Kreuz tragen oder aufstellen müssen. Fakt ist, dass sich das Kreuz erst um das Jahr 400, nach Christus, als Symbol behauptete. Für die Ur-Christen war das Fischsymbol viel wichtiger und wurde gerade in Zeiten der Verfolgung benutzt. Mittlerweile denke ich die Menschen tragen ein Kreuz, weil ihnen die Kraft fehlt ihr eigenes Kreuz des Lebens selbst zu tragen. Im Kreuz finden Christen Kraft und Hoffnung. Dabei ist es nicht einmal belegt, dass Christus an einem Kreuz verstorben ist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Jesus an einem Stamm oder Pfahl seinen Tot fand. In manchen Bibelübersetzungen wird auf das griechische Wort „staurós“ hingewiesen. In der griechischen Übersetzung wird damit lediglich ein aufrechter Stamm oder Pfahl bezeichnet. Später wurde das Wort auch als Bezeichnung für einen Hinrichtungspfahl benutzt, an dem ein Querbalken angebracht war.

Ich persönlich trage ein Kreuz um den Hals, weil ich mir wünsche das es Gott gibt und ich an etwas Gutes Glauben möchte. Außerdem verbinde ich mit diesem kleinen, persönlichen Geschenk auch ein Stück Kindheit. Jeder muss für sich selbst entscheiden ob er gläubig ist und ob er dies auch offen zeigen möchte. Muss man es überhaupt zeigen? Natürlich nicht! Jeder hat die Freiheit zu Glauben und zu machen was er möchte. Natürlich sollte man dabei nicht die Grenzen des anderen überschreiten. Aber genau hier fängt das Dilemma mit dem Kreuz an.

Der neue bayerische Ministerpräsident Markus Söder, greift nun in seinem Bundesland durch: Ab sofort werden wieder Kreuze in alle öffentlichen Gebäude in Bayern aufgehängt! Gemäß dem Motto: „Denen“ zeigen wir, wer unser Leben bestimmt wird das christliche Symbol als Zeichen der Macht und des mächtigen Abendlandes missbraucht. Markus Söder vertritt die Meinung, dass dies ein, Zitat: „klares Bekenntnis zu unserer bayerischen Identität und christlichen Werten“ darstellt. Nun gilt der Bayer im Allgemeinen nicht gerade als Leisetreter, jedoch ein Kreuz als Bekenntnis zur bayerischen Identität zu benutzen finde ich persönlich doch ein wenig übertrieben. Bisher vertrat ich die Meinung, dass es sich bei dem Kreuz um ein christliches Symbol handelte?! Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte kürzlich:“ Niemand darf ein religiöses Symbol wie das Kreuz für politische Zwecke missbrauchen“. Diese These wird durch Pfarrer Heiko Kuschel von der evangelischen Kirche untermauert: „Das Kreuz ist kein Traditionssymbol bayrischer Identität. Es steht für das Christentum. Es taugt nicht als politisches Symbol für Ausgrenzung. Wer heute noch im Zeichen des Kreuzes andere bekämpft statt ihnen zu helfen, hat den christlichen Glauben nicht verstanden“.

Stimmt, ich sehe das genauso!! Dabei spielt das Kruzifix, also Kreuz mit Christusfigur, in der evangelischen Kirche keine so gewichtige Rolle wie in der katholischen Kirche. In ganz alten evangelischen Kirchen, wie zum Beispiel in unserer evangelischen Kirche in Dirmingen, hängen diese Kreuze noch aus alter Tradition. Die Darstellung des gekreuzigten Jesus ist jedoch eher in katholischen Kirchen üblich. In der evangelischen Kirche hingegen ist das Kreuz ohne Christusfigur als Symbol für den auferstandenen Jesus viel häufiger vorhanden. Im Prinzip ist es jedoch ganz egal welches Kreuz wo hängt und wer auf welche Traditionen setzt. Ich habe ein Problem damit, dass wir nicht mehr selbst entscheiden können was richtig oder falsch für unser eigenes Leben ist. In unserem Land herrscht doch Religionsfreiheit und zudem auch noch Meinungsfreiheit. Warum glauben wir, dass nur wir die richtigen Antworten auf die Fragen der Zeit haben? Ist das nicht furchtbar arrogant? Bei diesem Gedanken fällt mir das Lied „Stück vom Himmel“ von Herbert Grönemeyer ein:

„Ein Stück vom Himmel,ein Platz von Gott,ein Stuhl im Orbit,wir sitzen alle in einem Boot! Hier ist dein Haus,hier ist was zählt. Du bist überdacht von einer grandiosen Welt. Religionen sind zu schonen, sie sind für Moral gemacht. Da ist nicht eine hehre Lehre,kein Gott hat klüger gedacht,ist im Vorteil, im Vorteil.“(Liedtext: Grönemeyer)

Sind wir tatsächlich im Vorteil oder wäre es nicht besser gemeinsam mit anderen die Zukunft zu gestalten. Die jüngsten Ereignisse in unserem Land machen mich echt nachdenklich! Eine Ethik-Kommission entscheidet, dass zwei Rapper mit antisemitischen, homophoben und frauenfeindlichen Texten einen der größten Musikpreise überreicht bekommen. Unfassbar! Was mich jedoch ebenfalls beunruhig ist das Verhalten der anderen Seite. Die These: „Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns“ kann es nicht funktionieren! Es kann nicht sein, dass Promis öffentlich in Kritik geraten nur weil sie nicht klare Kante zeigen oder nicht gleich ihren ECHO zurückgeben. Das ist der falsche Weg! Lasst uns vielmehr den rechten Hetzern das Handwerk legen! Überhaupt scheint der alte Judenhass in unserem Land wieder aufzuflackern. Dabei wurde in der Vergangenheit nicht nur das Kreuz, sondern auch Martin Luther und seine Thesen von den falschen Machtmenschen missbraucht. Es ist kein Geheimnis, dass Luther zu seiner Zeit ein bekennender Gegner der Juden war. Die Evangelische Kirche bezeichnet diese Tatsache noch heute als dunkles Kapitel. Die Haltung des Reformators zu den Juden war beschämend. Auf der anderen Seite war Luther ein Kind seiner Zeit. Wie würde er heute reagieren, wenn er wüsste, dass sich viele Jahrhunderte später ein NS-Regime auf ihn beruft?  Auch wenn es keine Verbindung zu den Nazis gibt, bleibt Luthers Judenhass für die evangelische Kirche ein schwieriges Erbe. Wann lernen wir endlich das Glaubensfreiheit in unserem Gesetzbuch verankert ist? Ich möchte mich nicht mehr damit beschäftigen müssen wer eine Kippa trägt, eine Burka anzieht oder wo ein Kreuz aufgehängt werden muss. Dies sollte in unserer heutigen Zeit eine Selbstverständlichkeit sein!

„Welche Armee ist heilig? Du glaubst nicht besser als ich! Bibel ist nicht zum Einigeln, die Erde ist unsere Pflicht! Sie ist freundlich, freundlich -wir eher nicht. Welches Ideal heiligt die Mittel? Wer löscht jetzt den Brand? Legionen von Kreuzrittern haben sich blindwütig verrannt. Alles unendlich, warum unendlich“? (Liedtext: Grönemeyer)

Es ist unser Land und wenn wir uns nicht irgendwann vor unseren Kindern schämen möchten, müssen wir die Grundwerte und Tugenden unserer ureigenen Zivilisation wieder ernstnehmen. Niemand kann etwas für seine Herkunft. Der Geburtsort ist reiner Zufall! Der Liedermacher Wolf Biermann sagte einmal: „Es ist ganz egal an was ein Mensch glaubt, wichtig ist, dass er glaubt“. Wenn wir ein freies Land sein möchten, wird es Zeit dies zu beweisen. Lasst uns leben und leben lassen. Glaubensfreiheit zu gewähren ist eine Form des Respekts.

„Es gibt keinen Feind, es gibt keinen Sieg. Nichts kann niemand verleiden, keiner hat sein Leben verdient. Es gibt genug für alle, es gibt viel schnelles Geld, wir haben raue Mengen, und wir teilen diese Welt, und wir stehen in der Pflicht. Ein Stück vom Himmel, der Platz von Gott. Es gibt Milliarden Farben, und jede ist ein eigenes Rot. Hier ist dein Heim, dies unsere Zeit. Wir machen vieles richtig, doch wir machen’s uns nicht leicht Dies ist mein Haus, dies ist mein Ziel“. (Liedtext: Grönemeyer)

Wer nichts beweist, der beweist schon verdammt viel.

In der vergangenen Woche habe ich mein kleines Kreuz verloren. Ich glaube fest daran, dass ich es wiederfinden werde und der Glaube versetzt bekanntlich Berge !

2 Kommentare

  • Gräßer Hans-Jörg

    Leider wurde das Kreuz oft in der Geschichte für Kriege und politische Zwecke missbraucht.
    Was die CDU in Bayern jetzt vor hat mit der Kirsche nichts zu tun, es geht darum vor der Wahl damit Stimmen zu gewinnen. Bayern ist sehr Erzkatholisch und für solche Vorschläge anfällig.

  • Gitta Kuhlmann

    Moechte was zu Deinem kl. Kreuz dazu sagen.Auch ich habe ein kl. silbernes Kreuz.Bekam es als Kind von einer Freundin meiner Mutter geschenkt. Waehrend des Fluges nahm es im Flugzeug ab, weil mich die Kette stoerte,und legte es in den Kosmetik Koffer,er kam in NY auf dem Flughafen abhanden.Ich merkte es aber erst in Seattel. In diesem Kosmetic Koffer, hatte ich all meinen Schmuck verstaut . Nach einer Reklamation kam nach 2 Monaten die Kosmetik Box in Seattle leer an , ausser mein kl. Kreuz.Jahre spaeter kam es wieder abhanden, diesmal weiss ich nicht wie und wo. Jahre spaeter lag es ploetzlich in meinem Schmuckkaestchen.Was kann man dazu sagen? Ich glaube an Wunder.

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