Kommst du mit, ins Dirminger Kino ? – Erinnerungen an das alte Lichtspielhaus in „Kammersch“

In den 50er Jahren erlebte das Kino einen echten „Boom“. In vielen Dörfern und Kleinstädten wurden zu dieser Zeit sogenannte Lichtspielhäuser eingerichtet. Auch im Saarland war das „ins Kino gehen“ absolut in Mode geraten. Ein perfektes Wochenende mit der oder dem Liebsten sollte am besten mit einem Kinobesuch beginnen. Für die Nachkriegsgeneration war der Besuch des Kinos ein absolutes „Muss“. Dabei wurden nicht nur Filme gezeigt sondern auch Nachrichten oder Dokumentationen.
Im Saarland gab es nach dem Krieg nachweislich an die 200 Kinos. Neben dem auserwählten Film konnte man im Lichtspielhaus seiner Wahl, dass wunderbare Ambiente genießen und heimlich der Liebsten einen Kuss aufdrücken. Schon der Kauf einer Eintrittskarte war ein echtes Erlebnis. Alles verlief etwas gemächlicher als Heute. Nachdem die Warteschlange vor der Kasse mit Eintrittskarten versorgt war, riss der Kinobesitzer höchstpersönlich eigenhändig die Karten ab, um auf diese Weise seine Besucher persönlich Willkommen zu heißen oder letztmalig zu prüfen, ob der Besucher/in überhaupt schon das rechtmäßige Besuchs-alter erreicht hatte. In den 50-gern gab es vielerorts sogar noch Platzanweiser. Damals gab es, wie heute, verschiedene Kategorien von Sitzplätzen. Neben den Logenplätzen wurde den Gästen auch Sperrsitze zugeteilt.

In den 1950-er Jahren wurden in den Kinos wahre Helden geboren. Die Stars der alten Heimatfilme wie z.B Uschi Glas, Heidi Brühl, Gritt Bötcher, Peter Alexander, Eddi Arend, Heinz Erhard oder später die Weltstars aus den Staaten mit Humphrey Bogart, Cary Grant, Gary Cooper, James Dean oder Doris Day und Marilyn Monroe begeisterten Millionen. So manch ein Kinobesucher entglitt auf diese Weise dem Alltagstrott und träumte sich auf seinem Sperrsitz an die Seite von Marilyn Monroe oder Shirley Temple.
In Dirmingen wurde im Jahre 1958 ein Lichtspielhaus eröffnet. Direkt zur Einfahrt der heutigen Urexweilerstrasse (zweites Anwesen links) gab es damals die Gaststätte Hell („Kammersch“). Im hinteren Saal der Gaststätte befand sich damals ein Lichtspielhaus. Der Saal wurde damals, von den Besitzern der Gaststätte, an Herrn Knoll aus Saarbrücken vermietet. Herr Knoll war zugleich der erste Besitzer des Dirminger Kinos. Sein Nachfolger wurde Georg Gräßer aus Dirmingen. Die Dirmingerin Elfi Hell berichtete, dass Sie als junges Mädchen vor den Vorstellungen Eis und Süßigkeiten verkaufen durfte. Zwischen den Vorstellungen musste der Saal immer gründlich gereinigt werden. Der erste Film der nachweislich im Dirminger Kino gezeigt wurde war der im Jahre 1955 gedrehte Streifen „Solange du lebst“. In diesem Kriegsfilm-Drama spielte Marianne Koch die Hauptrolle.

Ich selbst durfte als kleines Kind so einige Vorstellungen im Dirminger Kino genießen. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich dort meinen ersten Winnetou-Film gesehen. Neben Piere Priece und Lex Parker waren Bud Spencer und Terence Hill die ersten großen Helden meiner Kinderzeit. Im Laufe einer Woche blieben wir auf dem Nachhauseweg immer am seitlichen Haupteingang des Kinos stehen und staunten die großen Plakate der neusten Filme an. In dem Schaukasten waren immer alle Vorstellungsterminen detailgetreu aufgelistet. Gute alte Zeit !
Vielen Dank an Elfi Hell, Hannelore Kümmel und meinen guten alten Herrn für die Informationen.
