Meine Wanderung durch das Naherholungsgebiet „Steinrutsch“ – Von alten Steinen auf neuen Wegen
Der Mensch bereist die Welt auf der Suche nach dem, was ihm fehlt. Und er kehrt nach Hause zurück, um es zu finden. (Zitat: Georg Moore)
Unser Heimatort Dirmingen, in einem Tal gelegen, verfügt über zwei Naherholungsgebiete. Immerhin führen 5 offizielle Wanderwege über unsere Gemarkung. Das Angebot für den sogenannten „Sanften Tourismus“ ist also ganz gut!
Das Naherholungsgebiet „Steinrutsch“ wird täglich von mehreren Menschen auf vielfältige Art und Weise genutzt. Laufen, Nordic-Walking, Fahrradfahren oder einfach nur Spazierengehen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Sehenswürdigkeiten gibt es an der „Steinrutsch“ zu genüge, auch wenn die meisten davon längst in die Jahre gekommen sind.
Mit dem Thema „Steinrutsch“ hatte ich es im vergangenen Jahr sogar mal bis ins Fernsehen geschafft. Der Saarländische Rundfunk berichtete in der Sendung “Warum in die Ferne schweifen“ von besonderen Orten in unserem Land. Damals machte ich mir Sorgen über den Zustand der „Steinrutsch“. Der Vandalismus setzte dem Konglomerat erheblich zu. Außerdem äußerte ich damals die Befürchtung, dass unsere „Steinrutsch“ immer mehr verwildert und zuwächst.
Gelegentlich spaziere ich ganz gerne durch unsere Natur. Schon als Kind radelten wir regelmäßig den steilen „Hundsberg“ hinauf zu der, im Jahre 1978, erbauten Wassertretanlage oder eben zur „Steinrutsch“. Die vielen großen Steine und der dichte Wald dienten uns damals „Spielwiese“.
Im Vorfeld der Aufbauarbeiten zum diesjährigen „Waldfeschd“ habe ich mich mal wieder auf den Weg gemacht um das gesamte Naherholungsgebiet „Steinrutsch“ abzuwandern. Voll motiviert marschierte ich in Richtung Eppelborn um dann nach ein paar hundert Metern links in Richtung Hierscheid abzubiegen. Bis hierhin hat sich kaum etwas verändert und mir schien, als wäre der Weg genau so schlecht wie früher.
Ich kenne den Weg und nehme die Abkürzung über einen Waldpfad bis hin zur „Steinrutsch“. Die wenigsten Einheimischen wissen, dass dieses quarzitisches Konglomerat das bedeutendsten geologischen Naturdenkmal des Landkreises Neunkirchen darstellt. Die verschiedenen Steinblöcke liegen in einem Umkreis von 100,00 m in verschiedenen Größen im Wald verteilt. Fachleute behaupten, dass sich in einem Tertiär (Erdzeitalter), das vor 1000 000 Jahren endete, das Blockmeer herausbildete. Die „Steenrutsch“ ist also echt alt!
Was haben diese Steine nicht schon alles überstanden? Generationen von Menschen gehen achtlos daran vorbei und merken nicht, dass Sie selbst nur ein kleiner Fisch im Strom der Zeit sind. Diese Steine waren längst da und werden es vermutlich auch noch sein, wenn wir das zeitliche gesegnet haben. Ich bleibe ehrfürchtig stehen und genieße die Stille. Was hat sich an dieser Stelle nicht schon alles ereignet? Ich finde Zeichen und Spuren aus der Vergangenheit. Zahlreiche Menschen haben ihre Spuren hinterlassen und ihre Namen in die Steine gemeißelt. Ich lese und staune.
Der „Steinrutsch“ befindet sich im Südwesten von Dirmingen. Sie liegt am Nordwesthang des großen Elmesberges. Die großen Blöcke und riesige Quader sind aus dem Konglomeratlager innerhalb der Kuseler Schichten herausgewittert. In Dirmingen sind die Kuseler Schichten reich an Konglomeratbänken. Besonders in der oberen Abteilung der Kuseler Schichten treten Konglomerate auf, die zuweilen eine Mächtigkeit von über 10 m erreichen und bis über Kopfgröße Gerölle von rötlichem Quarzit führen. Die feste kieselige Masse verkittet die groben Gerölle, und sie bilden dann ein sehr festes Gestein, das auch Felsen bildet. An unserer „Steinrutsch“ treten, an manchen Stellen, besonders große felsenbildende Quaderblöcke auf. Ein Naturschauspiel der besonderen Art. Wissen wir Einheimischen dieses Naturdenkmal überhaupt noch zu schätzen?
Ich nehme weiter meinen Weg hin in Richtung Dirmingen. Forstarbeiter machen ihre Arbeit und beachten mich kaum. Ich pilgere hinauf zur Marienkappelle und halte wiederum ein. Wenn ich nur wüsste wer diese schöne Kapelle hegt und pflegt. Jedenfalls steckt hier jemand sehr viel liebe Mühe in den Erhalt und die Pflege der Kapelle.
Ich gehe den schmalen Pfad in Richtung der drei wuchtigen uralten Eichen. Diese Bäume sind Naturdenkmäler und stehen unter besonderem Schutz. Erneut stelle ich mir die Frage, was diese Bäume nicht schon alles erlebt haben. Stolz richten sich ihre Kronen hinauf zum Himmel. Bäume sind etwas Wunderschönes.
Mein nächstes Ziel ist die Wassertretanlage. Das Bauwerk wurde im Jahre 1978 hergestellt und hat seinen Platz unterhalb des ehemaligen Sportplatzes.
Von der alten Sportstätte ist längst nichts mehr zu sehen. Wenn man sich jedoch ganz viel Mühe gibt, kann man noch die groben Strukturen des alten Platzes erkennen.
Die Wassertretanlage ist in die Jahre gekommen. Der Bauhof der Gemeinde Eppelborn reinigt zweimal im Jahr das Becken. Dies reicht jedoch bei weitem nicht aus! Laub und Tannennadeln fallen von den Bäumen in das Becken. Den Rest besorgt der Mensch. Auch an der Wassertretanlage sind Vandalismus und Randale kein Einzelfall.
Wenn man die Wassertretanlage als Erholungsort erhalten möchte, muss man ein Konzept erarbeiten und Geld investieren. Ist unsere Gemeinde dazu im Stande?
Ich gehe weiter vorbei an der ehemaligen Schutzhütte „Klein Finkenrech“und dem alten Denkmal in Richtung „Schöne Aussicht“. Das alte Ehrenmal wirkt, aus der Ferne betrachtet, noch gut erhalten. Wenn man sich jedoch dem Mahnmal nähert, wird man eines Besseren belehrt. Die Zeit hinterlässt ihre Spuren und irgendwann wird der Zerfall einsetzen.
Ich erreiche die „Schöne Aussicht“. Auf dem großen Parkplatz wird in regelmäßigen Abständen das „Waldfeschd“ gefeiert. Dort werden Menschen bei gutem Essen und Trinken die Zeit in Gottes schöner Natur genießen. Gut so !
Die Schutzhütte „Zur Schönen Aussicht“ hat längst schon ihre beste Zeit hinter sich gebracht. Ich erinnere mich gerne daran, als ein paar Rentner die Hüte hegten und pflegten. Heute kümmert sich kaum noch jemand um die Schutzhütte. Eine schöne Aussicht, ist bei aller Liebe, auch nicht mehr zu genießen.
Als ich mich auf den Heimweg mache muss ich an einen altbekannten Bibelvers aus Prediger 3, 1 -11 denken:
Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu Herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
Ich denke wir alle sind Zeit unseres Lebens verantwortlich für unsere Erde. Wir alle sind nur Gast auf diesem Planeten. Wir sollten umdenken und beginnen unseren Stern zu hegen und zu pflegen. Wir haben nur dieses eine Leben. Unsere Verantwortung liegt jedoch bei denen die nach uns kommen.
Wir leben in einem wunderschönen Land – Wir sollten neue Wege beschreiten und uns an den alten Steinen orientieren!