Vom Hass in den sozialen Medien und der Suche nach sensiblen Daten

Keine Frage, mit der derzeitigen politischen Situation in unserem Land und in Europa kann man durchaus hart ins Gericht gehen. Ich glaube die Politik war schon lange nicht mehr so weit weg von den Menschen in unserem Land. Seit 12 Jahren bin ich nun Vorsitzender des SPD Ortsvereins Dirmingen.

Ich habe dieses Amt angenommen um meinem Heimatdorf zu helfen und etwas zu bewegen. Wenn man sich kommunalpolitisch engagiert und zudem ein Mandat anstrebt, kann es zum Vorteil sein, wenn man einer Partei angehört. Ich stamme aus einer sozialdemokratischen Familie und somit war der Weg zur SPD eigentlich schon vorprogrammiert.

Mein Vater sagte einmal mit Recht zu mir: „Der Sozialdemokratische Gedanke ist wunderbar“

Leider hat die Partei im Laufe der Jahre ihr Profil und ihre basisnähe verloren. Aus der einstigen Arbeiter- und Volkspartei wurde eine Partei des Mittelstands. Die nun angestrebte „Erneuerung“ der Partei ist also durchaus richtig und wichtig. Im Grunde sehe ich mich am äußersten linken Rand der SPD. Ein Wechsel zu der Partei „Die Linke“ kam für mich aus kommunalpolitischer und europapolitischer Sicht nie in Frage. Auch die „Linke“ sucht seit Jahren ihr eigentliches Profil und ist dabei zuviel mit sich selbst beschäftigt. Ganz gleich welcher Partei man sich letztlich anschließt, als Kommunalpolitiker hat man die Aufgabe die Politik auf Bundes- und Landesebene mitzutragen. Dies ist nicht immer einfach und gerade in diesen Zeiten oft nur schwer umsetzbar. Man muss die Politik nicht mögen, wichtig ist jedoch, dass man Sie als wichtiges Organ unserer Demokratie versteht und anerkennt. Als Politiker steht man ständig in der Kritik! Es ist das gute Recht der Bürger Kritik zu äußern und am Ende einer Wahlperiode zur Wahl zu schreiten. Das ist gelebte Demokratie und absolut in Ordnung.

Was jedoch derzeit in den sozialen Netzwerken abläuft hat mit Demokratie nicht viel zu tun und macht mir ehrlich gesagt große Sorgen. Hasserfüllte und menschenfeindliche Beiträge sind in sozialen Netzwerken wie z.B Facebook längst zur Tagesordnung geworden. Mittlerweile werden Politiker nicht nur kritisiert, sondern auch massiv persönlich angegriffen und verunglimpft. Bei allem Verständnis: Ich finde dies geht zu weit! Ich glaube noch an das Gute im Menschen und bilde mir ein, dass jeder Politiker, egal welcher Couleur, aus einer inneren Überzeugung sein Mandat angestrebt hat. Natürlich gibt es gerade in der Politik „Schwarze Schafe“. Die persönlichen Anfeindungen mit Androhungen bis zum Mord gehen jedoch viel zu weit und sind aus meiner Sicht unverantwortlich.

Laut einer aktuellen Umfrage haben mittlerweile zwei Drittel aller befragten Personen, bereits mit Hassbotschaften in sozialen Netzwerken, Internetforen oder Blogs zu tun gehabt. In der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen haben sogar 91 Prozent schlechte Erfahrungen mit Hass im Netz gemacht. Rechtsextreme Inhalte in den sozialen Medien bestehen laut eines Fernsehberichtes vor allem aus rassistischer Hetze gegen Flüchtlinge, aus Falschmeldungen, drastischen Gewaltszenen, Verschwörungstheorien sowie Hassbeiträgen gegen Juden, Sinti und Roma sowie gegen Homosexuelle.

Es regiert der Hass und das neue Schimpfwort des Jahres lautet: Gutmensch!

Wie paradox ist das denn eigentlich? Ein Gutmensch ist heute also ein verachtendes Schimpfwort? Ich komme damit nur schwer klar und habe mit dieser neuen Denkweise meine Probleme. Wenn man sich nicht mehr von dem Politiker seiner Wahl gut vertreten fühlt, muss man seine Konsequenzen ziehen. Am besten man geht zur Wahl und entscheidet sich beim nächsten Mal einfach anders. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man rechtsextremen Parteien und Fallensteller auf den Leim geht. Viele Extremisten nutzen Webseiten, Foren, Blogs und soziale Netzwerke um falsche Informationen zu streuen und damit Ängste, Vorurteile und Hass zu schüren. Die altbekannten Halb-Wahrheiten rücken wieder vermehrt in den Vordergrund.

Keine Frage die in unserem Land angekommenen Flüchtlinge haben teilweise eine andere Kultur. Dies wiederum macht die Integration keineswegs leichter. Die Flüchtlinge haben jedoch nichts mit den politischen Altlasten unserer Parteien zu tun. Alleine die Gesetze der letzten 20 Jahre haben dazu beigetragen, dass es immer noch Kinder- und Altersarmut in unserem Land gibt. Selbst wenn wir alle Flüchtlinge sofort Nachhause schicken würden, hätten wir weiterhin die altbekannten Probleme. Keine Frage, es muss endlich etwas passieren !

Als Familienvater habe ich natürlich auch Angst um meine Kinder. Ich weiß aber auch genauso gut, dass die Angst ein schlechter Berater und ein falscher Freund ist. Straftäter gibt es überall, in jeder erdenklichen Nationalität. Ich kann dennoch diejenigen sehr gut verstehen, die Angst um ihre Kinder haben oder bereits einen geliebten Menschen durch ein Gewaltverbrechen verloren haben. Ich kann aber auch die Mutter verstehen, die mitten auf dem Meer ihren Körper schützend über ihr eigenes Kind legt um es vor Kälte, Wasser und Gefahren zu schützen. Menschlichkeit ist das Zauberwort!

Hass, Hetze, Vorurteile und gefährliche Halb-Wahrheiten spielen in unserem direkten Umfeld immer mehr eine gewichtige Rolle. Natürlich gibt es dies auch bei den Menschen in meinem Heimatort. Viel zu schnell greifen wir zur Tastatur und geben fragwürdige Kommentare ab. Selbstverständlich schließe ich mich selbst in diese Kritik mit ein. Auch ich habe oftmals viel zu emotional reagiert und zu schnell meine Meinung in den sozialen Medien vertreten. Meine Finger waren zu oft schneller als mein Verstand ! Ich habe die Sorge das wir immer mehr den Dialog und den direkten Meinungsaustausch verlernen. Das Zwischenmenschliche geht uns verloren!

Ich persönlich habe mir fest vorgenommen, zukünftig nicht mehr sofort zu antworten, sondern vielmehr erst mal eine Nacht darüber zu schlafen.

Grundsätzlich gilt im Netz : Trau, Schau, Wem !

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