Vom Schulhaus zum Parkplatz – Meine Erinnerungen an die „Alt Schuul“
Alte Schule, altes Haus – du siehst heute anders aus. Und ich geh zum letzten Mal durch deine Tür. Neue Schule, neues Glück und es führt kein Weg zurück. Alte Schule, altes Haus – ich danke dir! Ich stand hier am ersten Schultag, mit der Tüte in der Hand, sah mich um in deinen Räumen – riesengroß und unbekannt, lernte Rechnen, Lesen, Schreiben, hab gesungen und gespielt und mich bald in deinen Mauern richtig wohlgefühlt! Alte Schule, altes Haus – du siehst heute anders aus. Und ich geh zum letzten Mal durch deine Tür. Alte Schule, altes Haus – ich danke dir! (Songtext: Rolf Zuckowski)
Im Jahre 1975 wurde ich in der alten Schule, neben der Dirminger Borrwieshalle, eingeschult. Wenn ich mir ganz viel Mühe gebe, kann ich noch heute den etwas modrigen Geruch des Schulgebäudes riechen. Heute findet man nichts mehr was auf dieses wunderschöne Gebäude hinweist. Dort wo früher das Einmaleins gepaukt wurde, befindet sich mittlerweile ein großer Parkplatz. Einmal im Jahr dient diese Parkfläche, in der Adventszeit, als Austragungsort für den „Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt“ in Dirmingen. Im März des Jahres 1988 wurde die „Alt Schuul“ abgerissen. Das alte historische Gebäude wurde nicht mehr gebraucht und schließlich kurzerhand von der Bildfläche entfernt. Der Protest der Bevölkerung hielt sich damals in Grenzen. Heute hingegen würden mir persönlich so einige Dinge einfallen, die man in diesem wunderschönen Schmuckstück machen könnte.
Zu meiner Schulzeit besuchten die Kinder des ersten und zweiten Schuljahres die alte Schule an der heutigen Borrwieshalle. Die Schulkinder der dritten und vierten Schulklasse hingegen besuchten die, in den späten 1960ger gebaute, noch heute erhaltene Alsbachschule. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass sich im Keller der alten Grundschule ein Jugendzentrum befand. Unser Klassenzimmer war auf der untersten Etage, auf der rechten Seite eingerichtet. Ich hatte einen Fensterplatz und nutzte jede Möglichkeit um einen Blick nach draußen zu erhaschen. Ich kann nicht behaupten, dass ich ein besonders fleißiger Schüler gewesen war. Zu meiner Zeit war die „Alt Schuul“ ein kommunales Schulgebäude, in dem beide Konfessionen eingeschult wurden. Dies war nicht immer so!
Am 12. Oktober 1931 wurde die damalige neue evangelische Schule, in der Urexweilerstraße, feierlich eröffnet. Zuvor waren die evangelischen Schülerinnen und Schüler in der alten evangelischen Schule, vor der evangelischen Kirche, untergebracht. Das verwaiste alte Schulhaus in der Ortsmitte wurde im Frühjahr des Jahres 1934 abgetragen. In einem Vergleich zwischen der Zivil- und der Kirchengemeinde wurde festgelegt, dass der Platz vor der heute freistehenden Kirche nicht mehr bebaut werden darf. Die katholischen Schülerinnen und Schüler waren zu diesem Zeitpunkt in der katholischen Schule auf dem Gänseberg, der heutigen Tholeyerstraße untergebracht. Im Jahre 1937 wurde die damals neue Schule, in der Urexweilerstrasse, aufgrund der damaligen politischen Entwicklung zur Gemeinschaftsschule. Die Schüler beider Konfessionen wurden in 7 Klassen zusammengefasst. In dieser ersten Dirminger Gemeinschaftsschule waren zunächst folgende Lehrerinnen und Lehrer tätig: Herr Woll, Herr Reutler, Herr Wendling, Herr Becker, Herr Grimm, Fräulein Andres und Fräulein Schneider. Die Schule verfügte am 01. Januar 1938 über 347 Kinder. Die seit 1937 bestehende Gemeinschaftsschule wurde im Jahre 1945 wieder aufgelöst und in eine vierklassige evangelische und eine dreiklassige katholische Volksschule gewandelt. Während die evangelischen Kinder in dem vorhandenen Schulhaus blieben, zogen die katholischen Schülerinnen und Schüler im Jahre 1961 in ihr neues Schulhaus auf dem Rotenberg. Die evangelische Schule verfügte kurz nach dem Krieg noch 177 Schulkinder. Der Unterricht wurde von Fräulein Schneider, Herr Reutler und Herrn Wendling übernommen. Die neue Einteilung in das alte konfessionelle System sorgte wieder dafür, dass alte Spannungen zwischen den Katholiken und den Evangelen aufbrachen.
Heute besuchen Grundschülerinnen und Grundschüler egal welcher Konfessionen und welchen Glaubens die Dirminger Alsbachschule. Das ist gut so! Beide Konfessionsschulen sind längst zum Teil unserer Geschichte geworden. Schon zu meiner Schulzeit wurden Kinder beider Konfessionen in der „Alt Schuul“ eingeschult und es wuchs mehr und mehr zusammen, was zusammengehört. Die Zeiten ändern sich und mit ihnen unser Ortsbild. In den 1960ger Jahren entstand unmittelbar neben der „Alt Schuul“ die Borrwieshalle. Aus der damaligen katholischen Schule auf dem Rothenberg wurde später eine private staatlich anerkannte Förderschule geistige Entwicklung der Lebenshilfewerk im Kreis Neunkirchen.
Wenn ich die Augen schließe und mich besinne, erinnere ich mich an viele schöne unbeschwerte Stunden in der alten Schule. Ich erinnere mich an das toben, laufen und spielen in den Pausen und nach Schulende. Ich erinnere mich an meine ersten Leseversuche und an meine ersten Schritte in die Welt der Mathematik. Ich erinnere mich an meine erste Klassenlehrerin Frau Schäfer und an meinen ersten Rektor Herr Klein. Ich erinnere mich an meine ersten Klassenkameraden. Meinen Jahrgang! Viele von Ihnen lernte ich bereits im Kindergarten kennen. Noch heute habe ich einen innigen Kontakt zum Großteil meines Jahrgangs. Wir sind älter geworden und haben den Schulranzen schon lange abgelegt. Dennoch verbindet uns so einiges: Eine gemeinsame Kindheit, eine gemeinsame Heimat und die Erinnerung an unsere erste gemeinsame Schule.
Ihr stützt euch auf Geschichte und sucht nicht, was ihr suchen sollt, und findet, was ihr finden wollt. Das nennet ihr Geschichte! Und das Alte gehet doch zunichte. O leset die Geschichte! Und sehet, wie der ew‘ ge Geist zum Neubau Altes niederreißt O lest – nie die Geschichte! Und das Alte gehet doch zunichte. (Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)