Dirminger Kulturecke – Der Wandertag
In der Dirminger Kulturecke erfahren Sie alles, was Sie schon immer über Dirmingen wissen wollten oder sollten. Wussten Sie schon, dass auch in Dirmingen, im 18.Jahrhundert, das Brauchtum des Wandertages gepflegt wurde? Die älteren Bewohner unseres Heimatdorfes berichten noch heute gerne davon, dass früher, zum Jahresende, der Wandertag durchgeführt wurde.
Dabei war es Tradition, dass am 27.Dezember eines jeden Jahres die Bewohner auf Wanderschaft gingen. Unter dem Begriff „wandern“ verstanden die Menschen zunächst einmal nicht unbedingt eine Wanderung durch die umliegende Landschaft. Viel mehr wechselten die Menschen zu der Jahreswende einfach ihre Arbeitsstelle.
In einem alten vorliegenden Verwaltungsbericht des Landkreises Ottweiler, aus dem Jahre 1859, ist zu lesen: “ Der Tag des Dienstwechsels ist der 27.Dezember, oder mit anderen Worten, um Weihnachten ist die Wanderzeit“.
Natürlich wurde nicht in jedem Jahr der Arbeitsplatz gewechselt. Vielmehr wurde dieser Brauch symbolisch angedeutet. Der Knecht oder die Magd verließen damals kurzerhand die Wohnung die Dienstherren wobei die Wäschekisten oder der Schließkorb symbolisch vor die Haustür gestellt und wieder hereingetragen wurden. Dieses Ritual diente als Zeichen, dass der Arbeitsplatz einbehalten wurde. In Wahrheit kam es zu dieser Zeit kaum zu einem Wechsel des Arbeitsplatzes. Vielmehr war es so, dass die Menschen, Zeit ihres Lebens, nur einen Arbeitsplatz vorweisen konnten. Es kam nicht selten vor, dass Knechte oder Mägde, bis zur eigenen Heirat beim gleichen Bauern lebten. Der symbolische Wechsel der Arbeitsstelle war aber keineswegs das wesentliche Merkmal des Wandertages. In der Realität wurde am Abend dieses 27.Dezembers in den großen Sälen unseres Ortes getanzt oder gefeiert.
In unseren Chroniken wird berichtet, dass zwischen den Festtagen bis in den frühen Morgen getanzt und gefeiert wurde. Besonders die jungen Männer freuten sich über diesem alten Brauchtum. Aus guter Tradition mussten die Burschen an diesem Tag nicht in die Tasche greifen. Der Brauch verlangte, dass die Jungs an diesem Tag „zehrfrei“ gehalten wurden. Mit Sicherheit wurden an diesem 27.Dezember auch viele innigen Verbindungen geknüpft. Bereits am nächsten Tag mussten die Mägde und Knechte wieder ihrer schweren Arbeit nachgehen. Der 27.Dezember lieferte jedoch immer wieder viel Gesprächsstoff für die folgenden arbeitsreichen Wochen.
Aus dem guten alten Brauch des Wandertages entstand im 20.Jahrhundert eine neue Tradition. Die Menschen nutzten die freien Tage zwischen Weihnachten und Neujahr zum Wandern und ausspannen. Ein Wort mit zwei Bedeutungen: Aus dem alten Brauch des „Wanderns“ wurde das herkömmliche Wandern durch die schöne Landschaft. Die letztgenannte Tradition hat sich bis heute gehalten.
Nutzten auch Sie die Gelegenheit zu einer ganz persönlichen Wanderung zwischen den Tagen. Unser Heimatort Dirmingen hat so einiges zu bieten. Viel Spaß und gute Erholung.