Die Mär‘ vom guten Politiker

Politiker verfallen im allgemeinen in einen immer schlechteren Ruf. Während viele ihrem ramponierten Image gerecht werden und treu dem Motto:“ Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“ leben, gibt es gerade auf kommunaler Ebene einige unerschrocken Zeitgenossen die noch für das Gute stehen und den Glauben an die Politik noch nicht verloren haben.

Als jüngstes Beispiel dient die letzte Sitzung des Dirminger Ortsrates am Dienstag, 16.Januar 2018.

Da saßen sie nun die Mitglieder des Dirminger Ortsrates. Bereits seit einer halben Stunde wurde durchaus emotional aber auch sachlich diskutiert und debattiert. Die neue Friedhofsgebührenordnung stand auf der Tagesordnung und der Ortsrat sollte sein Votum abgeben. Bisher waren es gute Gespräche wobei die 9 Männer, aus zwei verschiedenen Fraktionen, noch weit von einer Einigung entfernt waren. Der Umgangston in diesem Ortsrat ist ohnehin gut und nie böse. Schnell wurde deutlich, dass es beim Thema „Friedhofsgebühren“ auch überhaupt nicht um irgendeinen Fraktionszwang ging, vielmehr hatte jedes der anwesenden 9 Mandatsträger mit sich selbst zu ringen.

Keine Frage die Friedhofsgebühren müssen angepasst werden. Seit über 10 Jahren wurde das Thema verschleppt und es wäre unfair der jetzigen Gemeindeverwaltung versagen vorzuwerfen. Wer geht schon gerne den Mitbürgern an den Geldbeutel. Solche Maßnahmen wie eine Erhöhung der Friedhofsgebühren sind in der Regel unpopulär und enden meistens mit wenig Beifall und Akzeptanz. Auf der anderen Seite stehen hohe Ausgaben der Gemeinde. Jeder von uns will letztlich einen sauberen und gepflegten Friedhof. Hinzu kommt, dass unsere Friedhofsgebührenordnung im Gegensatz zu vielen umliegenden Kommunen recht günstig ist. Die laufenden Kosten werden mit der aktuellen Gebührenordnung nicht gedeckt. Ein weiteres Problem liegt in den vorliegenden Haushaltsplanungen der Gemeinde. Nach Rücksprache mit der Kommunalaufsicht wird bei einer Haushaltssanierungskommunen wie Eppelborn ein Deckungsgrad von 70 % verlangt. Ohne eine Erhöhung der Friedhofsgebühren würde also auch der Haushalt ins wanken kommen. Nun war guter Rat teuer !

Unsere Ortsratsmitglieder machten sich ihre Entscheidung keineswegs leicht. Partei-übergreifend wurde fair miteinander diskutiert. Die laufende Diskussion war längst kein Thema mehr für irgendeinen Fraktionszwang. Vielmehr ging es jedem einzelnen Mandatsträger, unabhängig von seiner Parteifarbe, zusehends mehr um die Sache und um die Menschen in unserem Dorf. Sind solche Erhöhungen, die bei machen Gräbern bis zu 40 % liegen den Menschen zumutbar ? Wird hier der Bogen der Zumutbarkeit nicht überspannt ? Welche Lösung dient letztlich auch unserer Gemeinde ?

Für unsere ehrenamtliche Kommunalpolitiker stellte diese Diskussionen eine hohe Hürde. Es wurde deutlich spürbar, dass jedem einzelnen der Mensch wichtiger war als das Wohl der Gemeinde. Das eigene Gewissen spielte am Ende eine gewichtige Rolle.

Der Ortsrat Dirmingen stimmte der vorliegenden Beschlussvorlage der Gemeindeverwaltung über die geplanten Friedhofsgebührenordnung nicht zu!  Vielmehr verlangte das Gremium von der Gemeindeverwaltung eine Kostenrechnung und Auflistung der laufenden Friedhofskosten im Jahr. 

Kann sein, dass uns die Zeit einholt und das am Ende einer langen Debatte eine Erhöhung der Gebührenordnung durch den Gemeinderat steht. Unser Ortsrat hat jedoch Partei-übergreifend Rückgrat bewiesen und bewusst das Herz über den Verstand gesetzt. Dies ist eine Gabe die viele Politiker in der heutigen Zeit verloren haben.

Ich persönlich war in diesem Moment Stolz ein Mitglied dieses Ortsrates zu sein.