Auf protestantischen Spuren in Paris

Eine andere Sicht der Dinge. In der Regel besucht man Paris, die „Stadt der Liebe, um als Tourist die Sehenswürdigkeiten dieser wunderbaren europäischen Metropole zu genießen. Die meisten von uns kennen natürlich den Eifelturm, den Louvre, Arc de Triomphe de l’Étoile, Avenue des Champs-Élysées, Basilika Sacré-Cœur oder die zuletzt, wegen eines Brandes, in die Schlagzeilen geratene Kathedrale Notre-Dame. Ein Besuch der französischen Hauptstadt lohnt sich in jedem Fall und jeder der noch nicht dort war, sollte dies nachholen. Heute ist eine Reise mit dem ICE weitaus weniger beschwerlich und man erreicht schon nach knapp 2 Stunden die schöne Stadt an der Seine.

„Rue Visconti“

Das Presbyterium unserer evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen durfte, mit Unterstützung der evangelischen Landeskirche und des Kirchenkreises Saar-Ost, eine Bildungsreise in die französische Hauptstadt unternehmen. Gemeinsam mit unserem Pfarrer Harro Eder und Pfarrer Uwe Schmidt, der als Reiseleiter agierte, machten wir uns auf die Spuren des Protestantismus in Paris. Am Ende war es eine besondere Erfahrung mit vielen neuen Eindrücken. Wir alle haben Paris von einer anderen Seite, fernab von allen touristischen Sehenswürdigkeiten, kennengelernt. Wichtig ist, dass jedes einzelne Presbyteriumsmitglied diese Reise, mit Zuschüssen der Landeskirche, selbst finanziert hat.

Streng genommen ist Frankreich und damit auch Paris katholisch. Mit Hilfe des evangelischen Begegnungszentrums „Le Pont“ durften wir in der Metropole die protestantischen Bauwerke bewundern. Die Geschichte der Protestanten in Frankreich ist zeitgleich auch die Geschichte der Hugenotten. Die Nacht zum 24. August 1572 ist vielen geschichtsinteressierten Menschen bestens in Erinnerung. In dieser Nacht fielen 3.000 Hugenotten innerhalb weniger Stunden einem Gemetzel zum Opfer. Das Massaker begann am Louvre und verlief in den Straßen um die „Rue Visconti“ im Zentrum der Stadt. Die Katholiken waren mit Einverständnis des damaligen Königs verantwortlich für diese Untaten. Die Protestanten, die wegen der zur Versöhnung dienenden Hochzeit des Protestanten Heinrich von Navarra (Heinrich IV.) und Margarete von Valois in Paris gekommen waren hatten keine Chance. Später wurde dieses Ereignis auch als Blut-Hochzeit bekannt. Letztendlich ging dieses Abschlachten jedoch als „Bartholomäusnacht“ in die Geschichtsbücher ein. Am Ende war diese Nacht nicht nur für die Protestanten, sondern für ganz Frankreich ein Drama. Inzwischen ist der Protestantismus aber ein Teil der französischen Gesellschaft geworden. In Frankreich leben heute rund eine Million Menschen evangelischen Glaubens. Die ersten protestantischen Spuren mussten die Hugenotten heimlich hinterlassen. Meistens wurden in irgendwelchen Kellern Gottesdienste gefeiert. In der „Rue Visconti“ wurde 1555 die erste reformierte Taufe gefeiert. Die älteste Kirche von Paris „Saint-Germain-des-Prés“, von 1163, gilt als die Wiege reformatorischer Ideen in Frankreich. Protestantische Spuren sind in Paris oft erst auf den zweiten Blick zu entdecken. Die Hugenotten hatten es damals nicht einfach. Das ist bis heute zu spüren: Frankreich und seine Metropole Paris sind bis heute tief katholisch geprägt.

Seine -Fahrt

Es waren angenehme und interessante Tage in Paris. Ich bin ohnehin der Meinung, dass unser Presbyterium gerade in den Jahren der Vakanz enger zusammengewachsen ist. Die Paris-Reise hat dieses Gefühl bekräftigt. Es ist ein harmonisches Miteinander, bei dem sich jeder auf den anderen verlassen kann. Gemeinsam mit unserem neuen Pfarrer Harro Eder, der sehr gut zu uns passt, werden wir vieles erreichen können. Wichtig ist nur, dass wir den begonnen Weg genauso fortführen und den Kurs halten. Auch vor unsere Kirchengemeinde stehen große Herausforderungen. Die gemeinsamen Abende in Paris verbrachten wir in Gedanken versunken im Gespräch bei Wein und Leckereien. Paris, war allein wegen dieser schönen Gesellschaft, eine Reise wert. Ein besonderes Lob hat unser „Reiseführer“ Pfarrer Schmidt verdient.

Noch Zuhause haben mich die Eindrücke dieser Reise verfolgt. Besonders der Besuch in einer reformierten Kirche und die Visite in der deutschen evangelischen Christuskirche in Paris waren beeindruckend. Die Kirche hat in Frankreich einen ganz anderen Stellenwert und es ist erstaunlich mit welchen Problemen gerade protestantische Kirchengemeinden zu kämpfen haben. Der Staat hält sich beim Thema Kirche weitgehend zurück.

Synagoge de la Victoire

Eine besondere Erfahrung war der Besuch der „Grande Synagogue de la Victoire“ der größten Synagoge Europas. Für mich persönlich war dies eine Premiere. Ich war zuvor noch nie in einer Synagoge und habe diese Erfahrung genossen. Der Rabbi und seine Mitarbeiter standen gerne Rede und Antwort und gewährten uns zudem einen Blick auf das heiligste: die Tora. Die gemeindeeigene Torarolle ist eine handgeschriebene Rolle aus Pergament mit einem hebräischen Text der fünf Bücher Mose. Nur während eines jüdischen Gottesdienstes wird daraus gelesen. Überrascht hat mich die offene, wenn auch manchmal eigene Art, des Rabbis.

Ja es stimmt: Paris war eine Reise wert. Ich habe diese Stadt auf eine andere Art kennengelernt und sehe sie heute mit ganz anderen Augen. Was bleibt? Nur eine schöne Erinnerung? Nein, weitaus mehr. Am Ende sind es viele neue Erfahrung. Ich habe gelernt, dass auch die Kirchengemeinden in Frankreich mit enormen Problemen zu kämpfen haben und das gerade die Kirche einen schweren Stand in unserem Nachbarland genießt. Ich habe festgestellt, dass es auch in Paris schöne Kirchengebäude gibt und diese auch mit liebe und Sorgfalt gepflegt werden. Die schönste Kirche befindet sich jedoch bei uns „Dehemm“. Denn mag Paris noch so schön sein: „Dehemm is Dehemm“ und dort ist es immer am schönsten!


Gemeinsam vor der SacréCœur de Montmartre

Achso, bevor ich es vergesse: Ja Notre Dame hat einen enormen Schaden erlitten. Schade um diesen schönen Kirchenbau. Inmitten des Bau’s ist am Kirchenschiff schon ein erheblicher Schaden entstanden. Deutlich zu erkennen sind die schwarzen Brandflecken.