Lustig sein ist eine ernste Sache

Der Elferrat nach der Sitzung

Borrwieshalle Dirmingen, 27.Februar 2018 – Es ist 18:40 Uhr.

Der KKV Dirmingen steht kurz vor der Durchführung der ersten eigenen Kappensitzung der Session 2018. Es herrscht allgemeine Anspannung. Irgendwas ist mit der Technik. Bei der Haus-Band stimmt etwas nicht mit den Kabeln.  Die Servicetechniker des KKV kümmern sich blitzschnell und fachgerecht. Ich bin beeindruckt.

Jeder ist nervös. Viele von den Akteuren haben trotz ihrer jahrelangen Erfahrung immer noch Lampenfieber. Unser Organisationsleiter Frank Schlicher hat alles im Griff und beantwortet jeder Nachfrage kompetent und ziel-gerecht. Langsam füllt sich die Halle und es trudeln immer mehr Gäste ein. In den Umkleidekabinen tummeln sich Akteure, Garde-Mädchen und Büttenredner. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt und voll konzentriert. Dort fehlt noch ein Kleidungsstück, hier muss noch geschminkt werden und dort drüben braucht der Getränke-Service die letzten wichtigen Infos. In der Küche werden Schnittchen zubereitet und die Coachs geben letzte Anweisungen. Die Kinder der einzelnen Gruppen und Garden sind aufgeregt. Dennoch weiß jeder genau was er zu tun hat und ist vollends auf seine Aufgabe fokussiert. Bei meinem Rundgang durch die Halle ist zwar jeder freundlich aber auch irgendwie angespannt. Ich will niemanden in seinen Vorbereitungen stören und versuche nicht im Wege zu stehen.

Heute ist der Tag, heute muss es gelingen !  Auf diesen Tag haben alle Akteure ein Jahr lang  hingearbeitet. Ich sehe mich um und bin beeindruckt. Eine Kappensitzung , mit einem über 5-stündigen Programm schüttelt man nicht so einfach aus dem Arm. Einige KKVler haben sich sogar,eigens für die Aufbauarbeiten, Urlaub genommen. Es steckt viel Herzblut in den Planungen und Vorbereitungsarbeiten. Jemand fordert lautstark Unterstützung. Hier und dort fehlt noch dies und das ! Jede helfende Hand wird gebraucht. Die Aufregung steigt von Minute zu Minute. Ich bin mitten im Getümmel und mir fällt auf, dass ich hier und da wohl doch im Wege stehe. Unsere Garde-Mädchen befinden sich beim Aufwärmen. Sie schenken mir ein freundliches „Hallo“ und sind in Gedanken längst auf der Bühne. Der Elferratspräsident checkt nochmal das Programm und die Feuerwehr prüft ob alle Vorgaben für den Brandschutz eingehalten wurden.

19:05 Uhr Ortszeit.

Die allgemeine Aufregung ist deutlich zu spüren. Irgendwo wird irgendwer gesucht. „Wo ist er ? Der war doch gerade eben noch da ! Es geht gleich los.“  Der Elferrat hat seine Vorbesprechung abgehalten und die letzten Gäste nehmen auf ihren Stühlen Platz. Es ist unruhig. Der Organisationsleiter fragt aufgeregt nach einem noch nicht anwesenden Büttenredner. „Der müsste schon längst da sein“. Die Haus-Band beginnt sich warm zuspielen.

19:08 Uhr Ortszeit.

Aufstellung nehmen. Die Stimmung ist gut, die Anspannung noch nicht gewichen. Gleich geht es raus. Die Garde voran und der Elferrat hinterher. Wir sind bereit. Der Organisationsleiter fragt nach:“ Kann es losgehen ? Haltet Euch bereit !“ Die Spannung steigt.

19:11 Uhr Ortszeit.

Einmarsch. Die altbekannte Musik erklingt. Mit großem Tamtam und Hoppla Hopp geht es Richtung Bühne !  Die Show beginnt !

Nach über 5 Stunden Programm ist die Kappensitzung zu Ende.  Die Anspannung und der damit verbundene Stress fallen. Es wird gefeiert. Andere müssen weiterarbeiten. Getränke verkaufen, erste Aufräumarbeiten bewerkstelligen und organisieren. Nach der Show ist vor der nächsten Show. In den Kabinen und im Nebenraum sitzen die „Müden Krieger“ zusammen und analysieren den Verlauf der Sitzung. Man ist durchweg zufrieden. Witze werden gemacht und Getränke bestellt. Die Anspannung fällt spürbar. Ich frage mich: Was treibt die „Derminga Faasebooze“ an? Was hier im Ehrenamt geleistet wird ist erste Sahne. Was bewegt jemanden dazu über ein ganzes Jahr hinweg, für den einen richtigen Moment zu schuften ?  Ich denke es ist die Liebe zur „Faasend“ und die Treue zum Verein. Dies wird bestimmt nicht nur in Dirmingen so sein. Vielerorts wird zur Fastnacht großes geleistet. 

Für mich persönlich ist der Aufwand zur Fastnacht überschaubar. Ich komme zu den Auf-und Abbauarbeiten und nehme meinen bescheidenen Platz im Elferrat wahr. Dies ist im Vergleich zu vielen anderen relativ wenig. Wenn ich mir vorstelle, welcher Aufwand in unserer Garde, bei den Büttenrednern oder in der Technik und in der Organisation betrieben wird, werde ich zart verlegen. Ich ziehe symbolisch meine Narrenkappe und habe größten Respekt vor dieser anspruchsvollen Leistung. Ein Jahr Qual, Training, Übung und Aufopferung haben sich am Ende bezahlbar gemacht. Die Kappensitzung des KKV Dirmingen war erfolgreich und hat am Ende alle Gäste begeistert. Gut so !

02:15 Uhr Ortszeit.

Ich stehe mit den anderen am Büffet und genehmige mir ein Bier. Ich erinnere mich an den Tag, vor der ersten Kappensitzung und an ein Gespräch mit unserem Elferratspräsidenten. Hans-Peter sagt zu mir:“ Lustig sein ist eine ernste Sache“. Jetzt nicke ich zustimmend und stelle fest: Er hatte Recht !

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