Auf dem Rotweinwanderweg durch das schöne Ahrtal – Männerarbeit in der Kirche einmal anders erleben !
Jesus Christus spricht: ‚ Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben; wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht
Bibelvers, Johannes 15,1-8
Schon seit einigen Monaten beschäftige ich mich mit der Frage: Wie kann man Kirche für Männer attraktiver gestalten? Bekannterweise treten Männer eher aus der Kirche aus als Frauen. Die Männerarbeit in unserer Kirche ist nur mit höchster Innovation und großem Aufwand zu betreiben. Mit schönen Gottesdiensten oder spirituellen Angeboten allein wird man nichts erreichen. Die aktuell von der katholischen und evangelischen Kirche veröffentlichten Zahlen zeigen ganz deutlich, dass Männer weniger Bindung zur Kirche haben als Frauen. Woran mag das liegen? Dieser Trend bereitet nicht nur der evangelischen Kirche in Deutschland echte Sorge. Wir müssen uns ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen und fragen lassen: Wie machen wir unsere Kirchenarbeit für Männer wieder interessant. Aus meiner Sicht müssen wir daran arbeiten neue Angebote für Männer zu schaffen. Männer müssen auf spezifische Weise angesprochen und erreicht werden. Es geht darum ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Freizeitangebot für Männer anzubieten. Seit dem Jahr 2018 bin ich Synodal-beauftragter für Männerarbeit im Kirchenkreis Saar-Ost. In den vergangenen Monaten habe ich verschiedene Gemeinden in unserem Kreis besucht, um mich vorzustellen und mir ein Bild der Männerarbeit vor Ort zu machen. Ich konnte viele interessanten Ansätze mitnehmen und habe auf der anderen Seite auch viele Sorgen wahrgenommen. Ich denke, unsere Kirche muss sich bewegen und den Männern entgegenkommen. Macht man bei „Kirchen’s“ genug für die Männerarbeit in den Gemeinden?
Ich bin der Meinung, wir sollten Kirche anders leben und uns mehr öffnen. Wenn wir Männer für unsere Gemeinde gewinnen möchten, müssen wir bereit sein, neue Wege einzuschlagen. Inspiriert von diesem Gedanken wuchs in den vergangenen Monaten die Idee eine Fahrt zu organisieren. Als Reiseziel diente das schöne Ahrtal. Das Ahrtal zählt zu den beliebtesten Wanderregionen im Süden Deutschlands. Die wunderschöne Landschaft rund um Bad Neuenahr-Ahrweiler lockt jährlich zahlreiche Wanderer aus der gesamten Region an. Zu den bekanntesten Wanderwegen zählt der Rotweinwanderweg, der mit seinen 38 Kilometern durch das gesamte Ahrtal führt. Der Weg führt von Bad Bodendorf bis Altenahr mitten durch die sonnenverwöhnten Weinberge. Winzer bieten auf diesem Weg ihren Wein zu moderaten Preisen an. Das Ahrtal verläuft Schlucht-artig wobei gerade die steilen Hänge und die vielen Felsen ihren Reiz ausmachen. Es gibt viele jahrhundertealte, steile Weinbergterrassen mit schroffen Felsgraten und hoch aufsteigenden Wäldern. Diese Landschaft ist geradezu perfekt für den Weinbau. Ahrweiler liegt im Zentrum des Ahrtals. Wanderer kommen in der faszinierenden Landschaft des Ahrtals voll auf ihre Kosten. Prachtvolle Landschaften mit Wiesen, Wälder, imponierenden Steilhängen, Weinberge und Flussauen laden geradezu zum entspannen, relaxen und wandern ein. Von Weinliebhabern wird das Ahrtal auch „die wildeste Tochter des Rheins“ gepriesen.
Obwohl wir einige Absagen hinnehmen mussten, starteten wir am Samstag, 12.Oktober 2019 ins schöne Ahrtal. Gemäß dem Motto: „Wenn Engel reisen scheint die Sonne“, spielte auch das Wetter mit. Schon auf der Reise merkte jeder, dass dies eine besondere Fahrt werden würde. Die Chemie unter den Männern passte einfach und das Miteinander war wunderbar. Gute Gespräche, flachsige Sprüche, derber Humor und nachdenkliche Ansätze – So sind Männer eben. Völlig entspannt erreichten wir schließlich das Örtchen Ahrweiler. Innerhalb der historischen Stadtmauern spielt sich so einiges ab. Zahlreiche idyllische Straßencafés und Bistros laden zum Relaxen ein. Überall wird guter Wein angeboten.
Auf unserer Wanderung durch das Ahrtal genossen wir das Leben und den guten Wein der an der Strecke stehenden Winzer. Mit einem Glas Wein in der Hand tauschten wir unsere Gedanken aus und genossen den Blick über das schöne Tal. Während eines kurzen Abstechers ins Kloster Kalvarienberg erlebte das ein oder andere Mitglied unserer Gruppe einen besonderen Moment. Dieser Augenblick hatte schon irgendwie etwas spirituelles und Besonderes. Ich persönlich stellte mir in diesem Augenblick vor, wie es wohl sein würde einmal den Jakobsweg zu begehen. Mit diesem Gedanken beschäftige ich mich in den letzten Jahren immer intensiver wobei mir bei der Umsetzung die Zeit, das Geld und der Antrieb fehlt. Es ist gar nicht so leicht loszulassen und einfach zu machen.
Nach unserer Wanderung besuchten wir die Altstadt, um dort das ein oder anderen Glas Wein zu genießen. Auch hierbei wurde viel gelacht und geredet. „In vino veritas“ oder auf Deutsch: „Im Wein liegt die Wahrheit“. Neben intensiven nachdenklichen Gesprächen gab es auch viele lustige Momente und Wortgefechte. In mir wuchs während dieser Fahrt die Motivation weiter zu machen und genau dort anzusetzen. Ich glaube fest daran, dass man Kirche für Männer interessant gestalten kann. Männerarbeit in der Kirche muss halt anders aussehen. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt muss der Berg halt zum Propheten kommen. So einfach ist das! Angebote schaffen und das Interesse der Männer aufgreifen. Genau darin liegt die Aufgabe einer innovativen Männerarbeit. Außerdem sollte kein Druck dahinterstehen. Es spielt keine Rolle welche Konfession oder welche politische Intention der jeweilige Mann mit sich bringt. Wichtig ist am Ende, dass wir die Männer wieder erreichen. Es wird höchste Zeit diesen Weg zu beschreiten. Die Anzahl der Männer, die sich immer mehr von der Kirche entfernen wächst täglich. Es ist Zeit zum Handeln. Ich hatte während der Fahrt in das schöne Ahrtal das Gefühl, dass so einiges möglich ist!
In Bezug auf ihre Männerarbeit schreibt die Evangelische Kirche:“ Die EKD will Männer auf diesem schwierigen Weg begleiten. In einer Kirche, die mit ihren Lebens- und Arbeitsformen immer weniger Männer erreichen kann, versteht sich evangelische Männerarbeit als ein Angebot an Männer, gemeinsam über ihren Glauben nachzudenken, ihre männlich geprägte Frömmigkeit zu entfalten und Lebensperspektiven zu entwickeln, in denen der Glaube eine zentrale Rolle spielt“. Es scheint mir also, als wäre das Problem erkannt. An der Umsetzung muss also noch geschliffen und gearbeitet werden.
Als Ausdruck ihres gemeinsamen Wirkens gibt sich die Arbeitsgemeinschaft „Männerarbeit“ ein gemeinsames Jahresthema, das zugleich Inhalt und Schwerpunkt des EKD-weiten Männersonntags bildet. Dieser Männertag findet jeweils am dritten Oktobersonntag statt. In vielen Gemeinden werden Männer mit männerspezifischen Themen zu einem Gottesdienst eingeladen. Auch in Dirmingen wird dieser Männersonntag mit einem Gottesdienst gefeiert.
Der diesjährige Männersonntag 2019 steht unter dem Jahresthema: „Gott liebt Gerechtigkeit (Ps 33,5) – Wofür es sich zu kämpfen lohnt“
Wofür es sich zu kämpfen lohnt? Ich denke auch für ein attraktives Angebot für Männer in unserer Kirchengemeinde. Der Gottesdienst am diesjährigen Männersonntag, 20.Oktober findet um 14:30 Uhr in der evangelischen Kirche Dirmingen statt. Eingeladen dazu sind alle Männer und Frauen, aber auch Jungs und Mädchen. Eigentlich jeder der Lust darauf hat, so einfach ist das!