Beginn einer etwas anderen Karwoche – Wissen wir noch den Palmsonntag zu feiern ?

Palmsonntag ist für Christen der Auftakt der Karwoche, die sieben Tage vor Ostern beginnt. Als Palmsonntag bezeichnen Christen den letzten Sonntag vor Ostern. Sie gedenken an diesem Tag dem Einzug Jesu in Jerusalem, mit dem sein Leidensweg begann. In diesem Jahr feiern die Christen Palmsonntag unter seltsamen Umständen. Die Corona-Pandemie hat vieles verändert.Die Karwoche endet mit Osterfest als Höhepunkt unseres Kirchenjahres. In einer Woche feiern wir Ostern. Alles klar, alles wie gewohnt oder etwa nicht?

Nein, mit Sicherheit nicht wie gewohnt, sondern vielmehr anders. Keine großen Familienfeiern, keine großen Feste, kein großes buntes Ostereiersuchen und auch keine österlichen Fest-Gottesdienste. Nein, nichts ist wie es war, sondern trauriger weise ganz anders. Die Angst lähmt uns und lässt uns zuhause vor dem Fernseher ausharren. Ich frage mich sind wir überhaupt in der Lage uns auf die Karwoche einzulassen oder haben wir im Moment genug mit uns selbst zu tun ?

Wie die Bibel berichtet waren die Menschen damals beim Einzug von Jesus in Jerusalem begeistert und schwenkten mit Palmzweigen. Jesus wurde gefeiert wie einen Popstar. Wir alle kennen die Geschichte und wir wissen, was folgt. Wirklich? Wissen wir alle was laut biblischer Überlieferung an Palmsonntag oder an Ostern geschehen sein soll? Christen feiert an Ostern die Auferstehung von Jesus Christus und den Sieg über den Tod. Vom Palmsonntag über Gründonnerstag und Karfreitag bis Ostersonntag denken die Christen an den leidvollen Weg von Jesus Christus. Gefeiert, verraten, gefoltert, getötet und wieder auferstanden. Kein Kinofilm und kein Märchen, sondern eine biblische Überlieferung. Am Ende kann jeder glauben was er möchte. Wichtig wäre jedoch, dass man zumindest die christliche Tradition kennt und gegebenenfalls weiß über was man spricht.

Am Palmsonntag stehen wir Christen fassungslos vor dem Mut unseres Herrn Jesu Christus und bewundern seine Stärke. Er reitet offen nach Jerusalem hinein und wird sich nicht weiter verstecken, sondern ganz offen seinen Kritikern zeigen. Eigentlich fordert er auf gewisse Weise seine Verhaftung geradezu heraus. Wir wissen, dass das schlimme Folgen hat und können deshalb kaum fassen wie mutig Jesus Christus sein Schicksal annahm. Können auch wir so mutig unser Schicksal in die Hand nehmen. Besitzen wir diese Kraft und solches Gottvertrauen? Gerade in der heutigen Zeit könnte mehr Gottvertrauen nicht schaden. Ich werde jedoch das Gefühl nicht los, dass wir uns eher darin verirren unserem Gott Vorwürfe zu machen. Die Frage nach dem Warum triebt uns umher. Warum schickt uns Gott eine solch schlimme Krankheit. Macht er das überhaupt ? Ist er wirklich dafür verantwortlich ? Auch der Ruf nach der Kirche wird immer lauter: Wo ist die Kirche wenn man sie braucht und warum gibt sie kein Geld ? Ist es damit wirklich getan ? Geht es uns dann besser oder vielmehr können wir mit diesem Geld die Pandemie besiegen. Kein Geld der Welt bringt uns ein Menschenleben zurück. Anstatt uns in Vorwürfe zu verwickeln wäre es sinnvoll über unser Leben nachzudenken. Was können wir persönlich an unserem Leben ändern. Sind wirklich immer nur die anderen Schuld ?

Jesus hatte keine Angst und ging offen mit seinen Kritikern um. Jeder Vergleich hinkt, aber manchmal wünschte ich, auch wir könnten in unserem Leben so offen aufeinander zugehen. Obwohl er wusste was ihm bevorstand ging er sogar noch in den Tempel und besiegelt damit sein Schicksal.

In der katholischen Kirche wird der Palmsonntag auf besondere Weise gefeiert. In der evangelischen Kirche hingegen sind Palmprozessionen und Palmweihe nicht üblich. Dennoch bleibt zu unterstreichen, dass der Palmsonntag für alle Christen eine große Bedeutung hat. In Zeiten, in denen immer weniger Menschen sich dem Glauben hingeben, ist es wichtig an diese christlichen Grundwerte zu erinnern:

In der Bibel ist zu lesen, dass Jesus vor dem jüdischen Pessachfest nach Jerusalem reiste. Er ritt auf einem Esel in die Stadt hinein und wurde vom Volk jubelnd empfangen. Denn sie sahen damit die Prophezeiung des Propheten Sacharja aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. erfüllt, die voraussagte, dass der Friedenskönig auf einem Esel nach Jerusalem kommen wird. Als Zeichen der Verehrung breiteten die Menschen Kleider und Palmzweige vor ihm aus.

Noch heute haben Palmenzweige an diesem Feiertag eine besondere Bedeutung. In einigen katholischen Gemeinden finden Palmprozessionen statt, in denen die biblische Geschichte nachgestellt wird. Bei der Palmweihe besprengt der Priester zudem Zweige mit Weihwasser, die die Gläubigen als Schutz vor Unheil und Krankheit mit nach Hause nehmen. Mit Palmsonntag beginnt die Karwoche, auch Stille Woche genannt, in der Christen an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz denken und sich auf Ostern vorbereiten. Der Palmsonntag ist der sechste Sonntag der Fastenzeit, er ist gleichzeitig auch der letzte Sonntag vor Ostern und Beginn der Karwoche. In der katholischen Kirche wird der Palmsonntag »Dominica in Palmis de passione Domini« genannt und ist der liturgischen Farbe Rot zugeordnet. In der evangelischen Liturgie heißt der Palmsonntag »Palmarum« und trägt die Farbe Violett.

Vielleicht bietet die diesjährige Karwoche eine echte Chance. Vielleicht finden wir durch diese Pandemie wieder mehr zu uns und dadurch auch wieder mehr zu Gott. wie sagte meine Oma immer: ” Es ist nicht’s so schlecht, dass es nicht für etwas gut wäre”.

Früher haben die Kinder am Palmsonntag kleine Süßigkeiten aus Vorfreude auf Ostern bekommen. Dieses alte Brauchtum, dass mit dem sogenannten Palmhasen verknüpft wurde, ist heute fast ausgestorben. Der Volksmund übermittelte, dass früher der Palmhase am Palmsonntag durch alle Gärten hüpfte und nachsah, ob diese schön und aufgeräumt sind, damit am Ostersonntag der Osterhase dort seine Eier verstecken kann. Sollte dies der Fall sein, hinterlässt der Palmhase ein Osterei und evtl. eine kleine Süßigkeit. Im Gegensatz zum guten alten Osterhasen wird dieses Brauchtum heute nur noch selten gepflegt und ist vielerorts in Vergessenheit geraten.

Meine Oma hat mir immer vom Palmhasen berichtet und mir geraten den Garten aufzuräumen. In meiner Familie habe ich diesen alten Brauch wieder eingeführt und jedes Jahr kommt auch bei uns der gute alte Palmhase.