Quo vadis Kirche – Meine Gedanken zum Geburtstagsfest der Kirche
„Ein Brausen kam vom Himmel und erfüllte das Haus, in dem die Jünger saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und der Heilige Geist kam zu einem jeden von ihnen und sie wurden alle von ihm erfüllt und fingen an in anderen Sprachen zu predigen wie der Geist es ihnen eingab“.
An Pfingsten feiern Christen den Geburtstag der Kirche. Eine gute Gelegenheit, um sich zu verdeutlichen, dass viele unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen an der Gründung der Kirche beteiligt waren. An Pfingsten kam der heilige Geist über die Jünger und segnete sie mit einer neuen fremden Sprache. Vorher war alles anders. Es herrschte Verständnislosigkeit, die fremde Sprache und die fremde Kultur wurde zu einer unüberwindbaren Mauer. Noch heute ist Kirche eine Gemeinschaft ganz unterschiedlicher Menschen aus verschiedenen Ländern. Der Apostel Paulus erinnerte einmal seine Gemeinde an ihre Anfänge und empfahl: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ Inzwischen sind die Worte des Apostels zu Schall und Rauch verklungen.
Unsere Kirche hat sich im Laufe der letzten 2000 Jahre nicht gerade zum Positiven verändert. Ich frage mich: Quo vadis Kirche? Was ist aus dir geworden und wohin führt dich dein Weg? Was würde Christus heute über ihren Zustand sagen oder hat sich Jesus seine Kirche so vorgestellt? Es ist wahrhaftig keine gute Zeit für den christlichen Glauben und die Kirche im Allgemeinen. Die Schäfchen entlaufen dem Hirten und immer mehr Hirten lassen den liebevollen Kontakt zum Schaf vermissen. Um es in der heutigen Sprache deutlich auszudrücken: Die Kirche hat längst ihre Basisnähe verloren und befindet sich seit mehr als die Hälfte ihres Daseins auf dem Irrweg. Zehntausende treten Jahr für Jahr aus der Kirche aus! Anstatt sich darüber Gedanken zu machen warum dies so ist, beschäftigen sich die großen Kirchenführer unserer Zeit mit völlig unwichtigen Dingen. Die Kirche ist kritikunfähig und besitzt komplizierte Strukturen.
Welche Kirche ist die richtige? Ich selbst finde im protestantischen Glauben meine eigene Verwirklichung. Ich weiß jedoch ganz genau, dass es auch in der evangelischen Kirche zahlreiche Probleme gibt. Dazu gehören die festgefahrenen Strukturen und das Festhalten an alten Formen und Regeln. Ich habe in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen, dass meiner Kirche der Mut fehlt die wahren Gründe ihres Niedergangs zu bekämpfen.
Laut einer Umfrage zufolge bezweifeln 60 Prozent der katholischen Jugendlichen, dass die Kirche Antworten auf Fragen unserer Zeit hat. Die Kirche wirkt altmodisch und liegt keineswegs im Trend. Wie soll man einen jungen Mann dazu bewegen Pastor zu werden, wenn er zuvor versprechen muss, niemals eine Frau anzurühren? Daran glaubt doch heute kein Mensch mehr. Kirche muss sich verändern! Es kann gelingen, einander besser zu verstehen und Brücken zu überwinden. Pfingsten ist auch eine Chance! Das leben ohne die Kirche ist natürlich möglich. Wir brauchen keine Institution um einen Glauben zu pflegen. Viele stellen sich die Frage: Was bringt mir die Kirche heute und was habe ich von meinen hohen Kirchensteuern? Ich persönlich finde die Kirche schon wichtig und verweise an dieser Stelle gerne an ihren hohen sozialen Stellenwert in unserer Gesellschaft.
Dennoch, die Kirche, oder vielmehr die Kirchenoberhäupter, entscheiden vorbei an den Gemeinden und ihren Räten. Im Bistum Trier, somit auch im Saarland, wächst der Widerstand vieler kleiner Pfarreien. Die neuen geplanten Großpfarreien sorgen allgemein für Ärger und Unverständnis. Auch das Vermögen der bisher 887 Pfarreien soll an die neuen 35 künftigen Großpfarreien übertragen werden. Genauso wie bei der evangelischen Kirche, muss auch die katholische Kirche sparen. Zum einen besuchen immer weniger Menschen die Gottesdienste und zum anderen steigen die Kosten für die gemeindeeigenen Gebäude. Kürzlich habe ich gelesen, dass mehr als 300 der 1000 Kirchen-Immobilien im Saarland verkauft werden sollen. Auch die katholischen Kirchengemeinde Dirmingen soll in eine Großpfarrei eingegliedert werden. Der Unmut und die Sorge der katholischen St. Wendalinusgemeinde scheint den Bischof von Trier kaum zu interessieren. Systematisch wird über den Kopf der Dirminger Katholiken hinweg entschieden. Das hat mit christlichem Verständnis, wie wir es aus der Bibel kennen, nicht viel zu tun. Immerhin stecken die Gemeindemitglieder jährlich viel Mühe und Liebe in ihre ehrenamtliche Kirchenarbeit. Ich frage mich, ob es den Herren Bischöfen bewusst ist, was Sie den Menschen vor Ort antun. Gottesdienste werden einfach um verlegt und von oben runter auf diktiert. Warum muss ein Kind in einer Fremden Kirche zur Kommunion gehen? Wäre das nicht viel schöner in der eigenen Kirche im Dorf?
Ich persönlich ärgere mich darüber wie man mit unseren katholischen Schwestern und Brüdern verfährt. Die katholische Kirche auf dem Gänseberg ist ein Stück Dirminger Kulturgut und das möchten wir als Kirche bewahren. Ich erkläre mich an dieser Stelle solidarisch mit der katholischen Kirchengemeinde Dirmingen.
Am Ende bleibt der gewonnene Eindruck, dass sich die beiden großen Kirchen immer mehr von ihren Mitgliedern entfernen. Ich komme immer mehr zu der Erkenntnis, dass wir im Dorf noch mehr die Ökumene pflegen sollten. Mein Traum: Eine gemeinsame Kirche für die beiden Dirminger Konfessionen wird sich wohl kaum erfüllen lassen. Wir könnten uns mit den Gottesdiensten abwechseln und gemeinsam, wie nach dem zweiten Weltkrieg, das Simultaneum durchführen. Nur ein Traum ?
Die Evangelische Kirche hat sich während einer großen Synode mal so ihre Gedanken gemacht und 12. Punkte aufgestellt warum eine Mitgliedschaft in der Kirche auch einen Charme haben kann:
Zwölf gute Gründe, in der Kirche zu sein:
- Im christlichen Glauben bewahrt die Kirche eine Wahrheit, die Menschen sich nicht selber sagen können. Daraus ergeben sich Maßstäbe für ein verantwortungsbewusstes Leben.
- In der Kirche wird die menschliche Sehnsucht nach Segen gehört und beantwortet.
- Die Kirche begleitet Menschen von der Geburt bis zum Tod. Das stärkt auf geheimnisvolle Weise.
- In der Kirche können Menschen an einer Hoffnung auf Gott teilhaben, die über den Tod hinausreicht.
- Die Kirche ist ein Ort der Ruhe und Besinnung. Unsere Gesellschaft ist gut beraten, wenn sie solche Orte pflegt.
- In der Kirche treten Menschen mit Gebeten und Gottesdiensten für andere ein. Sie tun das auch stellvertretend für die Gesellschaft.
- Die kirchlichen Sonn- und Feiertage mit ihren Themen, ihrer Musik und ihrer Atmosphäre prägen das Jahr. Die Kirche setzt sich dafür ein, diese Tage zu erhalten.
- In Seelsorge und Beratung der Kirche wird der ganze Mensch ernstgenommen und angenommen.
- In Krankenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen der Kirche schaffen viele haupt- und ehrenamtlich Engagierte ein besonderes, menschliches Klima.
- Wer die Kirche unterstützt, übt Solidarität mit den Schwachen und Benachteiligten.
- Kirchliche Musik und Kunst sind bis heute prägende Kräfte unserer Kultur.
- Wo immer Menschen hinkommen oder hinziehen, treffen sie auch die weltweite christliche Gemeinschaft. Dazu kann jede und jeder beitragen.
Zumindest geben diese zwölf Punkte mehrere Gedankenanstöße! Einmal darüber nachdenken kann nix schaden. Für mich bedeutet Kirche immer auch ein Stück Heimat. Mit dem Glauben kann es jeder halten wie er möchte. Ich wünsche mir sehr, dass es einen Gott gibt!
Vor einigen Wochen habe ich hier auf meinem Blog davon berichtet, dass ich mein kleines Kreuz, das ich an einer Kette um den Hals trug, verloren habe. Ich schrieb damals: Ich glaube ich werde es wiederfinden! In der vergangenen Woche fand meine Frau während ihren Gartenarbeiten mein kleines Kreuz zwischen zwei Steinen liegenden. Ein Zufall? Zunächst glaubte meine Frau es wäre ein Stück Bonbonpapier. Nach näherem Hinsehen erkannte Sie mein kleines Kreuz. Die meisten Menschen werden sagen: „Natürlich, na klar Zufall“! Mir persönlich gefällt jedoch der Gedanke das alles seinen Sinn hat und von Gott gegeben ist. Meine Frau meinte, Sie hätte es wohl kaum gesehen, wenn nicht die Sonne so draufgestrahlt hätte.
Pfingsten kann eine Chance sein! Wenn die Kirche endlich begreift, dass sie sich verändern muss! Wenn die Menschen endlich begreifen das sie sich verändern müssen. Wir müssen lernen dem heiligen Geist eine Chance zu geben.
Nur etwa die Hälfte der Deutschen kennt die Bedeutung des Pfingstfestes. Wo wir wieder beim Thema sind! Wir weisen mit dem Zeigefinger auf andere und merken nicht das zeitgleich drei Finger auf uns selbst zeigen. Will sagen: Wenn wir uns schon patriotisch mit unserem vielbesagten christlichen Abendland identifizieren möchten, sollten wir es auch kennen. Pfingsten bedeutet übersetzt: „fünfzigster Tag“ und wird dementsprechend auch 50 Tage nach Ostern gefeiert. Pfingsten ist das Geburtstagsfest der Kirche !
Ich wünsche mir eine offene, tolerante, zeitgemäße Kirche. Eine Kirche, die sich selbst nicht so wichtig nimmt und die Menschen wieder in den Vordergrund rückt. Ich wünsche mir eine junge, moderne Kirche, die unsere Kinder und Jugendliche wieder anspricht. Ich wünsche mir eine starke und gefestigt Kirche, die ihr Augenmerk auf die Bibel richtet und nicht auf festgefahrene Strukturen. Pfingsten kann eine Chance sein!
Martin Luther sagte einmal: „Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber“