Familienausflug in die Vergangenheit – Auf den Spuren der Kelten

Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben.
(Theodor Fontane (1819 – 1898))

Obwohl wir Saarländer in einem verhältnismäßig jungen Bundesland leben ist die Geschichte unserer Heimat facettenreich und hochinteressant. Als Heimatforscher befasse ich mich schon recht lange mit der Geschichte des heutigen Saarlandes. Zu meinem Lieblingsthema gehört die sogenannte Latènezeit, die jüngere Eisenzeit, die vor etwa 450 v Chr bis zur Zeit Christi Geburt andauerte. Es ist das Zeitalter der Kelten! 

Natürlich war ich auf meinen diesbezüglichen Erkundigungstouren schon einige Male auf dem „Hunnenring“ in Otzenhausen. Bei meinem letzten Trip, ins nördliche Saarland, hatte ich meine beiden Töchter im Gepäck. Ich glaube die beiden haben mich gerne begleitet, wobei ich mir nicht so sicher bin ob die Mädels tatsächlich wussten, auf was sie sich da wirklich eingelassen hatten. Alleine der Anstieg zu dieser keltischen Befestigungsanlage, auf dem Dollberg, ist nicht gerade einfach. Dennoch sollte es für einen gesunden Menschen gut zu schaffen sein.

Am Fuße des Keltischen Ringwalls befindet sich der Keltenpark Otzenhausen. In den kommenden Jahren soll diese Touristenattraktion weiterhin aufgewertet werden. Man verspricht sich davon eine Förderung des sanften Tourismus. Der Keltenpark ist das saarländische Eingangstor zum Nationalpark Hunsrück- Hochwald. Wenn man am Keltenpark vorbei, seinen Weg hinauf zum „Hunnenring“ nimmt, muss man schon einige Meter in Kauf nehmen. Bei jeder Wanderung zum Ringwall genieße ich die Landschaft und stelle mir vor, was sich an dieser Stelle vor über 2000 Jahren abspielte. Ich glaube nicht wirklich das meine beiden Töchter meine Begeisterung teilen konnten. Vielmehr wollten die beiden einen witzigen Tag mit ihrem Vater verbringen. Obwohl mir schon klar war, dass die beiden nicht unbedingt wegen den alten Kelten die Wanderung auf sich nahmen, kannte ich keine Gnade und präsentierte den Mädels das volle Programm. Immerhin ist der keltische Ringwall in Otzenhausen einer der eindrucksvollsten keltischen Befestigungsanlagen in ganz Europa. Die Anlage wurde im ersten Jahrhundert vor Christus erbaut und ist eines der größten archäologischen Funde aus der Keltenzeit.

Der keltische Ringwall wurde vom Volksmund fälschlicherweise als „Hunnenring“ bezeichnet. Geschichtlich gesehen gibt es aber überhaupt keine Zusammenhänge zu dem sagenumwobenen Volk der Hunnen. Vermutlich hat es vielmehr mit dem alten Begriff ‚Hunnich'(König) zu tun. Die Hunnen selbst waren zum Zeitpunkt der Erbauung der Anlage noch überhaupt nicht in Europa. 

Der keltische Stamm der Treverer erstreckte sich damals von der Mosel bis in Mitte des heutigen Saarlandes. Das Gebiet der Treverer grenzte an dem der Mediomatriker. Im Gegensatz zu den Treverern waren die Mediomatriker ein eher friedlicher Stamm. Auch mein Heimatort Dirmingen dürfte damals genau im Grenzgebiet beider Stämme gelegen haben. So ganz genau ist das jedoch nicht mehr zu belegen. Ein Indiz dafür liegt vielleicht noch in der bei uns laufenden „Dat-Das-Grenze“. Bekanntlich trennt sich in unserem Gebiet das Moselfränkische vom rheinfränkischen. Genaugenommen waren die Treverer und Mediomatriker auch die ersten echten „Derminga“.

Der Ringwall in Otzenhausen ist eine keltische Oppida die wahrscheinlich zum Schutz vor marodierenden Germanenhorden errichtet wurde.Eine Oppidum war damals eine städtähnliche Siedlung. Mit seiner etwas dreieckigen Form umgrenzt der „Hunnenring“ den südwestlichen Teil des Dollberges. Er gliedert sich in eine Hauptanlage und eine Voranlage mit einem Vorwall im südlichen Bereich. Mit dem Vorwallbereich zusammen ergibt sich eine Gesamtfläche von 18,5 Hektar. Somit gilt der „Hunnenring“ als eine der größten keltischen Befestigungsanlagen in Europa.

Heute gehört der Ringwall  zu den fünf bekanntesten stadtähnlichen Siedlungen der Treverer in unserer Region.

Alle diese, für mich, wichtigen Informationen wollte ich natürlich meinen Töchtern nicht vorenthalten. Mir war dabei völlig egal ob es sie interessierte oder eben nicht. Als wir aber endlich unser Ziel erreicht hatten staunten auch meine Töchter nicht schlecht. Immerhin ist der Blick auf die Überreste des Ringwalls überwältigend. Dies mussten letztlich auch meine beiden Mädels eingestehen. Schließlich war auch die Wanderung als Solches keineswegs langweilig. Immerhin hat man sich hier im Laufe der Jahre viel Mühe gegeben um das keltische Leben nachzustellen. Anhand zahlreicher Informationstafeln und Nachbauten ist heute sehr gut zu erkennen, wie die Kelten früher lebten und wirkten.

Der Dollberg hat irgendetwas etwas Mythisches und ist definitiv eine Reise wert.

Ich gehe davon aus, dass die meisten Saarländer schon einmal den Ringwall in Otzenhausen besuchten haben. Diejenigen die noch nicht oben waren sollten sich unbedingt auf den Weg machen. Man muss schließlich wissen wo man herkommt!

Für meine beiden Töchter nahm die Wanderung noch ein gutes Ende. Den Abschluss unserer gemeinsamen Tour genossen wir auf Finkenrech, im schönen Dirminger Land, bei einem schönen Eisbecher. So hatte am Ende jeder was von dieser Expedition in die Vergangenheit.