Echte Derminga: Rudolf Wohlfart – Senior und Junior

Das Leben des Dirmingers Rudolf Wohlfart sen. und seines gleichnamigen Sohnes spiegelt eindrucksvoll die Entwicklung des dörflichen Lebens im 20. Jahrhundert.

Rudolf Wohlfart sen. wurde am 08. April 1902 in Dirmingen geboren. Wie alle Kinder besuchte er zu dieser Zeit die Volksschule in Dirmingen. Nach dem Unterricht unterstützte er seinen Vater in der heimischen Landwirtschaft. Rudolf Wohlfart sen. hatte die Folgen des 1. Weltkrieges hautnah erlebt. Obwohl er aufgrund seines Alters selbst noch nicht an der Front gekämpft hatte, haben ihn die kriegerischen Eindrücke geprägt. Die in Dirmingen vorhandenen beiden Traditionskirchen übten in Zeiten des 1. Weltkrieges großen Druck auf die Bevölkerung aus. Kinder und Jugendliche wurden gedrillt und sollten irgendwann zum „zweiten Heer des Kaisers“ geformt werden.

Die Niederlage im ersten Weltkrieg sollte für die Bevölkerung zum Trauma und Urkatastrophe des deutschen Reiches werden. Die folgenden Jahre in der Weimarer Republik ließen den Unmut und den Verdruss in der Bevölkerung stetig wachsen. Die Traumatisierung des Volkes im 1 Weltkrieg und die darauffolgende Weltwirtschaftskrise förderten die hitzige Debatte im Abstimmungskampf zur Volksabstimmung der Jahre 1933/34. Die Menschen an der Saar wollten wieder „Heim ins Reich“.

Am 11, September 1924 heiratete Rudolf Wohlfart sen. die Dirmingerin Karoline Wagner (meine Großtante). Familiensitz war das „Sauhärde Haus“ an der heutigen Kreuzung Urexweilerstraße- Illingerstraße. Das Ehepaar bekam zwei Kinder: Im Jahre 1925 wurde Tochter Else geboren und Jahre 1927 der Sohn Rudolf geboren.

Links: Karoline Wohlfart, mittig: Jakob Wohlfart, die beiden Kinder Else und Rudi, rechts: Rudolf Wohlfart sen.

Im Jahre 1926 machte die Saar NSDAP durch einen entsprechenden Programmentwurf und ein Organisationsstatut der Partei erstmals auf sich aufmerksam. Das oberste Ziel der Partei war die Rückkehr des Saargebietes nach Deutschland. Die NSDAP an der Saar wollte mit einer völkischen Propaganda den Kampf für die Rückgliederung vorantreiben. Dabei stand der Kampf gegen die Linksparteien und die Gewinnung der Arbeiterschaft und die Propagierung antisemitischer Parolen ganz oben auf der Agenda. Bei den Wahlen 1932 konnte die NSDAP erstmals große Erfolge an der Saar verbuchen. Der Partei gelang es dabei erstmals, im großen Ausmaß gerade katholische Wähler für sich zu gewinnen.

Am 25. August 1929 fand, im Rahmen eines Sprechabends erstmals eine Parteiversammlung der NSDAP in Dirmingen statt. Gauleiter Adolf Ehrecke stellte die Veranstaltung unter das Motto:“ Die Schuld der SPD am Zusammenbruch Deutschlands“. Der Gauleiter war zu diesem Zeitpunkt für seinen besonderen Judenhass bekannt. Bei den Kommunalwahlen vom 13. November 1932 konnte die NSDAP erstmals drei Mandate in Dirmingen gewinnen. Einige Monate zuvor wurde erstmals eine NSDAP Ortsgruppe in Dirmingen gegründet. Zum ersten Ortsgruppenführer wurde Heinrich Schwingel ernannt.

Mit dem Ermächtigungsgesetz am 24.März 1933 setzten die Nazis die Weichen in Richtung Zukunft. Schon in den Wochen vor Weihnachten 1933 wurde in Dirmingen die Deutsche Front gegründet. Hitlers Ermächtigungsgesetz schaffte die Grundlage für das darauffolgende Nazi-Regime. Einzig die Sozialdemokraten stimmte damals im Reichstag gegen den Gesetzentwurf der NSDAP. Für die sozialdemokratische Fraktion begründete der SPD-Vorsitzende Otto Wels die strikte Ablehnung der Gesetzesvorlage und sprach die bis heute historischen Worte der Freiheit im Deutschen Reichstag:

Auszug der Rede:

„Nach den Verfolgungen, die die Sozialdemokratische Partei in der letzten Zeit erfahren hat, wird niemand von ihr billigerweise verlangen und erwarten können, daß sie für das hier eingebrachte Ermächtigungsgesetz stimmt. […] Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus. Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten. […] Auch aus neuen Verfolgungen kann die deutsche Sozialdemokratie neue Kraft schöpfen. […] Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“

Mit diesem Gesetz sollte die Regierung die Ermächtigung bekommen, ohne Zustimmung von Reichstag und Reichsrat sowie ohne Gegenzeichnung des Reichspräsidenten Gesetze zu erlassen. Mit diesem Gesetz bekam Hitler einen Freibrief ausgestellt.

Bereits im Jahre 1932 betätigte sich Rudolf Wohlfart erstmals politisch und schloss sich der NSDAP in Dirmingen an. Die Impulse der neuen Partei berührten sein Denken. Damals wirkte sich die Weltwirtschaftskrise massiv auf das Saargebiet aus. Obwohl Wohlfart noch kein Parteibuch besaß, stellte ihn die NSDAP bei den Kommunalwahlen vom 13. November 1932 als Kandidat auf. Das Mandat zog und Wohlfart bekam ein Mandat im Dirminger Gemeinderat. Ein damals aufgesetztes „Adressbuch der Nationalsozialistischen Volksvertreter“ aus dem Jahre 1933 bezeichnete Rudolf Wohlfart, Heinrich Heintz und Peter Wagner als Dirminger Gemeinderäte. Einige Monate vor dem Ermächtigungsgesetz und kurz nach den Kommunalwahlen trat der damals 30 -jährige Rudolf Wohlfart am 01. Januar 1933 in die NSDAP ein. Mit dieser Entscheidung wurde Wohlfart zu einer der ersten Aktivisten der Hitler-Bewegung in Dirmingen.

Nur wenige Monate später am 01. Juni 1933 trat Wohlfart wieder aus der NSDAP aus. Zeitzeugen berichteten, dass sich Wohlfart in der Öffentlichkeit mit dem Satz: „Dat is nix, was die do mache“ lauthals äußerte. Ein wesentlicher Austrittsgrund lag in persönlichen Unstimmigkeiten mit dem zuständigen Kreisleiter. Erzählungen zufolge kam es zwischen Rudolf Wohlfart und dem NSDAP Kreisleiter des Kreises Ottweiler zu einer Schlägerei in Dirmingen. In den Gemeinderatsprotokollen des Jahres 1933/34 finden wir Niederschriften, die bezeugen, dass Wohlfart auch noch nach seinem Parteiaustritt dem Gemeinderat angehörte. In der Gemeinderatssitzung vom 30. März 1935 wird Wohlfart zum letzten Mal schriftlich erwähnt.  Darin hieß es:“ Rudolf Wohlfart verließ die Sitzung vor Abstimmung“

Im Jahre 1933 musste man nach einem Parteiaustritt mit schweren Konsequenzen rechnen. Die NSDAP ärgerte sich sehr darüber, dass Wohlfart weiterhin an seinem Gemeinderatsmandat festhielt. Die NSDAP im Kreis empfand dies als handfesten Skandal. Die Nazis waren zu dieser Zeit noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Eine gewisse Rechtsstaatlichkeit beschützte Rudolf Wohlfart zunächst vor politischen Übergriffen.

Dem im Jahre 1927 gleichnamigen geborenen Sohn Rudolf Wohlfart wurde zunächst die Aufnahme in die Aufbauschule in Ottweiler verweigert. Die Begründung lautete damals „Erblich belastet“. Der evangelische Pfarrer Engel setzte sich damals für Rudolf Wohlfart jun. Ein. Daraufhin wurde der Junge doch noch aufgenommen. Meine Großtante Karoline Wohlfart musste im Gegensatz zu anderen Kindern Schulgeld zahlen. Ihre Schwester, meine Großmutter, erzählte mir einmal, dass Karoline Wohlfahrt dieses ersparte Geld immer wieder in einer Dose aufbewahrte und versteckte.

Bei der Volksabstimmung vom 13.Januar 1935 errang die Deutsche Front in der Bürgermeisterei Eppelborn-Dirmingen mit 97 % der Abstimmungsberechtigten das höchste Ergebnis im ehemals preußischen Teil des Saargebietes. Bis heute beeindruckt mich dieses Ergebnis auf nachhaltige Art und Weise. Was trieb die Leute unserer Heimatgemeinde damals an? War es Einsicht, Enttäuschung oder eine allgemeine Radikalisierung? 97 %!! Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Die landesweite Zustimmung für die Heimkehr ins Deutsche Reich lag lediglich knapp 91 % der abgegebenen Stimmen. Mit Rückkehr des Saargebietes nach Deutschland am 01.März 1935 trat eine Verordnung des ersten Reichsinnenministeriums in Kraft. Das Ergebnis der Reichstagswahlen von 29. März 1936 demonstriert, wie radikal sich die politische Stimmung in der Bürgermeisterei Eppelborn Dirmingen verändert hat. In Eppelborn und Wiesbach wagte damals jeweils nur ein Wähler gegen Hitlers Liste zu stimmen. In allen anderen Dörfern der Bürgermeisterei Eppelborn- Dirmingen wurde keine einzige Gegenstimme abgegeben. Auch meine Familie muss damals also für das Hitler-Regime gestimmt haben. Mit Sicherheit lag, dass aber auch daran, dass bei den Wahlvorgängen die Anonymität nicht vorhanden war und die Menschen erstmals Angst vor einer gefährlichen Entwicklung verspürten. Irgendwie kommt mir das bekannt vor, wiederholt sich tatsächlich so manche Geschichte?

Nach der nationalsozialistischen Wende an der Saar wurde der ehemalige Parteigenosse Rudolf Wohlfart sen. für das braune Regime zum Freiwild. Nach Angaben seiner Krankenakte wurde Wohlfart am 10. April 1935 in die Heil- und Pflegeanstalt des Saargebietes in Merzig eingewiesen. Ein Mann, der rund 14 Tage zuvor dem Dirminger Gemeinderat angehörte und die Geschicke unseres Dorfes mitleitete, wurde über Nacht für geisteskrank erklärt. Aus den Erzählungen meiner Großmutter (Schwester von Karoline Wohlfart) ging hervor, dass Karoline und die beiden Kinder sehr unter der Verfolgung ihres Vaters litten.

Mit der Einweisung in die Anstalt Merzig wurde Wohlfart offiziell aus dem Verkehr gezogen. Am 14. Juni 1935 wurde Wohlfart als „von Schizophrenem Schub gebessert“ wieder entlassen. Bereits am 25. September des Jahres 1935 erfolgte seine zweite Aufnahme in Merzig. In den frühen Morgenstunden dieses Tages wurde Wohlfart von zwei Polizeibeamten in Zivil zuhause abgeholt und abtransportiert. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges kam es „wegen Räumung der Anstalt Merzig“ mit einem Sammeltransport zur Verlegung in die Erziehung -und Pflegeanstalt Scheuern bei Nassau an der Lahn. Am 14. Oktober 1939 wurde Wohlfart nach Haina deportiert und am 26. November desgleichen Jahres nach Merxhausen. Am 15. Januar 1940 wiederum erfolgte die Rückverlegung in die Heilanstalt Haina. Alle vier Wochen durfte meine Großtante Karoline Wohlfart und eines der beiden Kinder den Vater in der Anstalt besuchen. Neben vielen kranken Menschen fand man dort auch politisch Verfolgte und sogenannte „Auffällige Menschen“.

Im Archiv der heutigen Heil- und Pflegeanstalt Hadamar befindet sich ein Transportbericht, nachdem Rudolf Wohlfart am 28 Februar 1941 mit anderen Patienten nach Hadamar gebracht wurde. Die in diesem Transport befindlichen Personen wurden allesamt morgens eingeliefert und am gleichen Tag getötet. Am 07.Juli 1941 erhielt Karolin Wohlfart einen Brief, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass ihr Mann angeblich an einer „Angina mit hinzutretender Sepsis (Blutvergiftung) gestorben wäre. Für die Aushändigung der Asche des Ermordeten sollte eine Rechnung bezahlen werden. Heute wissen wir, dass Rudolf Wohlfart das Opfer des sogenannten T4 Programm der Nazis wurde. Dieses menschenverachtende Programm richtete sich gegen Menschen mit Handicap.

Am 05. Dezember 1944 erhielt Rudolf Wohlfart jun. seinen Stellungsbefehl. Der junge Rudolf Wohlfart sollte also nun für das Regime kämpfen, dass ihm einst den Vater nahm. Rudi Wohlfart versuchte mit seiner freiwilligen Meldung zum Offiziersbewerber beim Heer, der Mitgliedschaft der SS aus dem Weg zu gehen. Geplagt von Gewissensbissen wollte Rudi Wohlfart den Dienst quittieren. Nur auf Druck seiner Großmutter, die Angst um ihren Enkel hatte, rückte Wohlfart nach einem Kurzurlaub wieder ins Glied. Rudolf Wohlfart wurde Mitglied und freiwilliger Offiziersbewerber und Reiter im Heer. Dieses Heer bestand damals zu 60% aus Adligen und Reichen. Später wurde bekannt, dass diese Einheit dem Widerstand angehörte. Rudi Wohlfart erfuhr davon erst sehr spät und war kein Mitglied dieser Bewegung.

Am 11, Mai 1944 unternahmen die Alliierten schwere Bombenangriffe auf Dirmingen. Die Ortsmitte zwischen der evangelischen Kirche und dem Anwesen Wohlfahrt „Sauhärde“ wurde dabei massiv in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt verloren an diesem Tag 11 Menschen ihr Leben. Zehn Wohnungen und Stallungen wurden komplett zerstört. Das Haus Wohlfart „Sauhärde“ wurde komplett zerstört. Karoline Wohlfart, die Ehefrau des Ermordeten Rudolf Wohlfart sen. befand sich zur Zeit des Bombenangriffs im Haus und wurde getötet. Gottlob bfanden sich die beiden Kinder zur Zeit des Angriffs bei ihrer Großmutter im Anwesen „Zimmermichels“ und nicht zuhause bei ihrer Mutter. Sie überlebten und wurden von einer Tante betreut.

Am 08. Mai 1945 erfolgte die Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Unsere Dorfchronik berichtet vom 18. März 1945:

„Die Nacht vom 17.zum 18.03. schlief niemand, Dauerschießen von Artillerie. Den ganzen Tag im Stollen. Um 14:00 Uhr wird der Volkssturm alarmiert. Panzersperre schließen. Volkssturm kommt nicht dazu. 15:00 Uhr: Die Hölle ist los. Dirmingen bekommt die nächsten Treffer. Um halb 16:00 Uhr wurde das Gemeindehaus (Feuerwehrgerätehaus brennt) lichterloh getroffen, ebenfalls das Anwesen von Heinrich Heintz (Landwirt) brennt. Um 16:30 Uhr einzelne deutsche Truppen auf Autos kommen vom Westen und ziehen nach Osten ab. 17:00 Uhr: amerikanische Truppen ziehen in Dirmingen ein. Auf die zurückziehenden deutschen Truppen wird geschossen, einige werden tödlich getroffen. Ein Dirminger Bürger wird ebenfalls erschossen“.

Es war vorbei – Der Krieg war aus.

Nach seiner Gefangenschaft konnte sich Rudolf Wohlfart jun. am 01 Dezember 1945 in Richtung Heimat absetzen. Am 05 Dezember 1945 erreichte Wohlfart seinen Heimatort Dirmingen. Endlich daheim! Wohlfart versuchte sein Leben zu ordern und bewarb sich auf der Polizeischule. Kurzzeitig dachte sogar daran Lehrer zu werden. Mit der Zeit wuchs in ihm jedoch der Entschluss Bergmann zu werden, um sein Glück in der damals aufstrebenden Branche zu finden. Ein weiterer Grund für diesen Entschluss lag darin, dass Wohlfart zunächst seiner kleinen Familie Sicherheit und bessere Zukunftsaussichten geben wollte.  Im November 1947 heiratete Rudi Wohlfart und nur ein Jahr später kam bereits die erste Tochter auf die Welt. Es folgten 6 weitere Töchter. Am Ende bleib Wohlfart sein Leben lang dem Bergbau treu. Rudolf Wohlfart wurde Steiger und schaffte sich hoch zum Angestellenvertreter der Grube Camphausen.

Im Jahre 1952 gehörte Wohlfart der SPS der Vorgängerorganisation der SPD an der Saar an. Wohlfahrt wurde zum Vorsitzenden der Ortsgruppe gewählt und engagierte sich für seinen Heimatort Dirmingen. Irgendwie wurde ihm diese Eigenschaft in die Wiege gelegt. Im Jahre 1955 verordnete die SPD ihren Gliederungen, mit der Abstimmung zum Saarstatut, einen „Funktionsverbot“. Daraufhin musste Rudolf Wohlfart sein Amt als Vorsitzender der SPD Dirmingen abgeben. Seine Auffassung zum Saarstatut passte nicht mit der Ansicht der Partei überein. Wohlfart vertrat die Meinung, dass Saarland könnte ein neues Europa werden. Von der Deutschtümelei „Zurück ins Reich“ hatte Wohlfart die Nase gestrichen voll. Die Zeit des Nationalsozialismus und der frühe Verlust des Vaters hatte in tief geprägt. Wohlfart bezog öffentlich Stellung und schreib in der SPD-Zeitung mehrere Artikel, in denen er seine Meinung begründete. Nun. Nach der Volksabstimmung legte sich der Wind wieder und Rudi Wohlfart kandidierte erneut auf der Liste der SPS.  Es folgten Jahre in denen Wohlfart als Vorsitzender der SPS, der Arbeitergewerkschaft Dirmingen und als Fraktionsführer im Gemeinderat aktiv für seinen Heimatort Dirmingen agierte. Während die Ortsgruppe Dirmingen fest zu ihrem Vorsitzenden stand hielt, die SPS im Kreis zunächst an ihrem Funktionsverbot fest. Die Gewerkschaft ging sogar einen Schritt weiter und schloss Wohlfart aus. Im Jahre 1956 wurde Wohlfart begnadigt und alle Verbote gegen ihn aufgehoben“ in Anbetracht seines jugendlichen Alters begnadigt wurde Wohlfart begnadigt. Bis zuletzt war Rudolf Wohlfart bekennender Sozialdemokrat. Dabei war es ihm immer wichtig die Stimme für die Menschen in seinem Heimatort zu heben.  Seit 1952 gehörte Wohlfart der SPS und später der SPD als Mitglied an.

In seinem erfüllten Leben engagierte sich Rudi Wohlfart jun. Auf vielfältige Art und Weise ehrenamtlich in vielen Vereinen und Organisationen. Viele jungen Männern hat Rudi Wohlfart damals in Lohn und Brot gebracht. Durch sein Engagement fanden viele Familien einen festen Halt und eine sichere Zukunft. Das Leben des Dirmingers Rudi Wohlfart und das Schicksal seiner Familie spiegeln das Leben der Menschen im ländlichen Raum des 20. Jahrhunderts.

Im Alter von 95 Jahre erfüllte sich Rudolf Wohlfart jun. einen letzten Traum. Gemeinsam mit seinen Töchtern nahm Wohlfart Kontakt zu Gunter Demnig, dem Gründer des Stolpersteine-Projekts auf, und luden ihn nach Dirmingen ein. Demnig verlegte am 8.5.2022, vor dem Familienanwesen in der „Illinger Straße“, ein Stolperstein für Rudolf Wohlfahrt sen. Dieser bisher einzige Stolperstein in Dirmingen erinnert bis heute an das schreckliche Nazi- Regime und an eine besondere Dirminger Persönlichkeit. Oder, wie in diesem Fall besser geschrieben: An zwei besondere Echte Derminga !

Am 28. Januar 2025 verstarb Rudolf Wohlfart jun. im Alter von 98 Jahren im Kreise seiner Familie im heimischen Anwesen. Bis zuletzt war Rudolf Wohlfart hochinteressiert an dem dörflichen Leben und an der Politik in unserem Land und auf dieser Welt. Das Wiederaufflackern eines rechten Gedankengutes hat ihn bis zu seinem Tod schwer beschäftigt. Das Leben des Dirmingers Rudolf Wohlfart könnte unserer Dorfgemeinschaft als Beispiel dienen.

Persönliche Anmerkung:

Das Schreiben dieses Textes ist mir nicht leicht von der Hand gegangen. Bis zum Ende pflegte ich einen engen Kontakt zu Rudolf Wohlfart jun. Seine Geschichte ist auch Teil meiner Familie und meiner eigenen Identität. Durch die familiären Beziehungen zum Hausnamen „Zimmermichels“ wurde Rudolf Wohlfart zum Patenonkel meines Vaters und übernahm nach dem Tot meines Großvaters an der Front die Mitverantwortung für meinen Vater. Im gemeinsame Elternhaus Wagner,“Zimmermichels“, wurde ein enger Kontakt zwischen den Familienmitgliedern gepflegt. Meine Großmutter Erna war das jüngste Mädchen im Hause „Zimmermichels“ und die Schwester von Karoline Wohlfart, der Ehefrau von Rudolf Wohlfart sen. und Mutter von Rudi Wohlfart. Somit steht die Geschichte meiner Familie immer auch im Kontext zu der Familie des „echten Derminga’s“ Rudolf Wohlfart.

Hausname „Zimmermichels“ (Wagner): ganz links: Karoline Wohlfahrt (geb. Wagner) unten Mitte meine Großmutter: Erna Klein (geb. Wagner)

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