Ein Schiff das sich Gemeinde nennt sucht einen Kapitän
Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen. (Josua 24,15)
„Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit. Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit. Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr, Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg, so fährt es Jahr um Jahr.
Und immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn?
Erreicht es wohl das große Ziel? Wird es nicht untergehn?“
Das Geläut unserer Kirchenglocken wird am Sonntag,19.August 2018 um 10:00 Uhr einen ganz besonderen Moment ankündigen. Nach einer fast zwei jährigen Vakanz wird das Presbyterium unserer Kirchengemeinde einen neuen Pfarrer/ in wählen.
Als Mitglied des Presbyteriums sehe ich dem bevorstehenden Wahl-Gottesdienst mit großer Freude aber auch mit Anspannung und nicht zuletzt mit großer Erleichterung entgegen.
Die letzten beiden Jahre waren alles andere als leicht. Nach der plötzlichen Erkrankung unseres ehemaligen Pfarrers Siegfried Arneth und seinem darauffolgenden Renteneintritt waren wir alle noch sehr zuversichtlich, dass wir recht bald einen neuen Pfarrer/in unsere Kirchengemeinde begrüßen dürfen. Keiner konnte zu diesem Zeitpunkt erahnen, dass wir am Ende einer langen Durststrecke fast zwei Jahre warten, arbeiten und sogar kämpfen mussten.
Nein es war kein leichter Weg!
Natürlich kann das Presbyterium zufrieden, auf die geleistete Arbeit in den letzten beiden Jahren, zurückblicken. Immerhin gelang es dem Presbyterium, in der Vakanz, das alte evangelische Pfarrhaus zu verkaufen und fast alle angesetzten Gottesdienste und Festveranstaltungen durchzuführen. Die Aufgaben sind für ehrenamtliche Presbyter natürlich schwieriger zu bewerkstelligen, als für einen hauptamtlichen Pfarrer/in. Gerade die Festgottesdienste oder die Großveranstaltungen wie z.B „Nacht der Kirchen“, Reformationsjubiläum, Neujahrsempfänge oder Konfirmationen waren für die Mitglieder des Presbyteriums nur mit größter Anstrengungen durchzuführen.
„Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein, sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein. Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht; wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht.
Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammen schweißt
in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist.“
Genug gejammert! Am Ende hat alles funktioniert und wir durften uns dabei über wichtige Unterstützung freuen. Neben dem heutigen neuen Superintendenten Markus Karsch war es besonders unser Vakanz-Vertreter Uwe Schmidt, seines Zeichens auch Synodalassessor, der uns eng zur Seite stand und in größter Not tatkräftig unterstützte.
Als mich unser ehemaliger Pfarrer Siegfried Arneth, im Jahre 2016, fragte ob ich Mitglied des Presbyteriums werden möchte und mich dafür zur Wahl stellen würde, musste ich nicht lange überlegen. Unsere Kirchengemeinde liegt mir sehr am Herzen und gerade der schon damals abzusehende Wechsel auf der ersten Pfarrstelle war für mich Grund genug zuzusagen.
Dabei kann ich mir auch heute noch gar nicht vorstellen wie es nun mit einem neuen Pfarrer weitergeht. In unserer Kirchengemeinde war es bisher Tradition, dass die erste Pfarrstelle meistens über Jahrzehnte hin von dem gleichen Pfarrer besetzt wurde. Pfarrer Siegfried Arneth leitete immerhin über 38 Jahre unsere Gemeinde als Pfarrer. Während sein Vorgänger Pfarrer Brenner wesentlich kürzer das Amt besetzte, war auch sein Vor-Vorgänger Pfarrer Wilhelm Engel über viele Jahre in unserer Gemeinde tätig.
Nun also alles auf neu! Wenn Gott will werden wir zum 1.Oktober 2018 einen neuen Pfarrer oder Pfarrerin haben. Mit der Pfarrerin Marianne Tusch und dem Pfarrer Hans Harro Eder haben wir zwei Kandidaten die nach ihrer Bewerbung schon ihren Probe-Gottesdienst und ihre Probe-Katechese gehalten haben.
Wie wird sich das Presbyterium entscheiden?! Anders als bei den Katholiken, hat in der evangelischen Kirche das Presbyterium die Qual der Wahl. Ich kann es schlecht abschätzen wie sich das Presbyterium entscheiden wird. Ich selbst habe mir in den letzten Wochen viele Gedanken darüber gemacht, welcher Kandidat/in uns wohl am meisten helfen würde und am besten zu uns passen könnte. Soviel dazu: Meine Entscheidung ist gefallen!
„Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, fragt man sich hin und her: Wie finden wir den rechten Kurs zur Fahrt im weiten Meer? Der rät wohl dies, der andre das, man redet lang und viel und kommt – kurzsichtig, wie man ist – nur weiter weg vom Ziel.
Doch da, wo man das Laute flieht und lieber horcht und schweigt, bekommt von Gott man ganz gewiss den rechten Weg gezeigt!“
Ich habe durchaus das Gefühl, dass sich die Mitglieder des Presbyteriums zuletzt viel Gedanken gemacht haben und jeder für sich selbst auf einen Nenner gekommen ist. Das Presbyterium ist in den letzten beiden Jahren der Vakanz ohnehin eng zusammengerückt. Ich glaube fest daran, dass sich jeder Presbyter seiner Verantwortung bewusst ist. Nun müssen wir zur Wahl schreiten! Immerhin haben wir die Wahl!
Es ist bereits das dritte Ausschreibungsverfahren der evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen. Nicht alles verlief dabei wie es laufen sollte. Wie gesagt, bis hierhin war es ein steiniger und holpriger Weg. Der neue Pfarrer/in wird eine intakte und motivierte Gemeinde bekommen. Dennoch werden auf unsere Gemeinde auch in den nächsten Jahren große Aufgaben zukommen.
Quo Vadis Kirche! Machen wir uns nix vor, die Kirche muss umdenken. Wir brauchen mehr Nähe zu den „Schäfchen“ und somit auch mehr basiskontakt. Auch Transparenz und Mut zu neuen Wegen sind dringend erforderlich.
In unserer Kirchengemeinde gab es in der Vergangenheit zahlreiche gute Dorfpfarrer. Viele haben sich in irgendeiner Art und Weise in der Dorfgemeinschaft eingebracht und vieles bewegt. Ich denke genau das macht einen Dorfpfarrer aus. Der Satz: “Lassen wir die Kirche im Dorf“ ist gerade im ländlichen Raum Gesetz und nicht nur so dahingesagt.
Die meisten jungen Pfarrer wollen in die Stadt – und sträuben sich dagegen, im ländlichen Raum eine Stelle anzunehmen. Man kann sich im Dorf halt nicht so gut aus dem Weg gehen und ein Dorfpfarrer muss eine gewisse Nähe zu den eigenen Schäfchen erkennen lassen. Dennoch behaupte ich, dass das Leben auf dem Land auch für einen Pfarrer einen gewissen Reiz haben kann. Es besteht auch bei denen die nicht zu den Kirchgängern gehören eine hohe Identifikation mit der Kirche. Ein Dorfpfarrer kann sich nicht in der Anonymität einer Stadt zurücklehne. Ein Dorfpfarrer ist immer mittendrin.
In unserer Gemeinde haben viele engagierte Pfarrer ihre Spuren hinterlassen. Ich denke da zum Beispiel an Pfarrer Heintz ( 1692-1709) der im Jahre 1714 in unserer Kirche beerdigt wurde und dessen Grabstein noch heute im Altarraum zu finden ist. Er lebte und wirkte in schweren Zeiten und leistete wichtige Arbeit für unsere Gemeinde. Zum anderen möchte ich an ich an die Zeit von Pfarrer Philipp Heinrich Wagner (1742 – 1763) erinnern. Während seiner Tätigkeit wurde im Jahre 1746 unsere schöne Kirche im Stengelstil neu erbaut. Unvergessen bleibt auch Pfarrer Johann Langensiepen (1920 – 1930), der bis heute zu den angesehensten Pfarrern unserer Kirchengemeinde gehört. Unter anderem wurden während seiner Tätigkeit der Evangelische Kirchenchor Dirmingen und die Frauenhilfe Dirmingen gegründet. Pfarrer Wilhelm Engel, der 1931 in unsere Gemeinde kam, gehört zu bekanntesten Pfarrern. Wilhelm Engel liebte seine Kirchengemeinde und schrieb dies bis zu seinem Lebensende in zwei Büchern nieder. Am Ende, war auch Wilhelm Engel fast 4 Jahrzehnte Pfarrer, in unserer Kirchengemeinde. Als Pfarrer Siegfried Arneth im Jahre 1979 in unsere Gemeinde kam, konnte er sich wohl kaum vorstellen, dass er in dieser Pfarrstelle auch seinen verdienten Ruhestand geht. Am Ende waren es 38 Jahre Tätigkeit in unserer Gemeinde. Nachdem ich von Pfarrer Engel getauft wurde, hat Pfarrer Arneth mich konfirmiert und mein Leben geprägt. Immerhin wurden auch meine beiden Töchter von Siegfried Arneth getauft und konfirmiert.
Das ist nun zu Ende! Am Sonntag, 19.August um 10:00 Uhr schlagen wir in unserer Kirchengemeinde ein neues Kapitel auf. Egal wie es letztlich ausgeht, ich wünsche unserem zukünftigen Pfarrer/in viel Glück, Gesundheit und viel Erfolg in unserer Kirchengemeinde.
Das Wahlergebnis muss an den darauffolgenden Sonntagen in allen Gottesdienststätten bekannt gegeben werden. Wichtig ist auch der Hinweis auf die Einspruchsmöglichkeit. Erst wenn die Landeskirche am Ende keinen Einspruch oder sogar eine Absage des Kandidaten erhält wird die Wahl des Presbyteriums rechtskräftig. In der Regel kommt dies jedoch selten bis überhaupt nicht vor. Das wiederum dürfte bedeuten, dass wir aller Voraussicht nach zum 01.Oktober endlich einen neuen Pfarrer/in in unserer Gemeinde haben.
„Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit. Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit. Und wenn uns Einsamkeit bedroht, wenn Angst uns überfällt: Viel Freunde sind mit unterwegs auf gleichen Kurs gestellt. Das gibt uns wieder neuen Mut, wir sind nicht mehr allein. So läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein!
Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr!“