Von der Angst und dem Protest gegen das Dirminger Munitionsdepot

Im Kaselswald befindet sich, auf Dirminger Gemarkung, ein ehemaliges NATO-Depot. Dieses Munitionslager wurde im Jahre 1971 erbaut. Insgesamt wurden während des „Kalten Krieges“ vier saarländische US-Munitionslager, in den Jahren 1971 bis 1974, errichtet. Die Baukosten eines Depots lagen schon damals bei beachtlichen 4,5 Millionen DM. Die im Saarland vorhandenen vier US-Munitionsdepots wurden alle in forstlich genutzten Waldgebieten gebaut.

Vor verschlossenen Toren

Die komplette Anlage besteht aus 15 erdüberdeckten Einzelbunkern, die an einer oval angelegten Ringstraße angelegt sind. Jeder einzelne Bunker war über ein Telefon mit einem separaten Wachgebäude verbunden. Früher war der Zugang mit einem mittels Kettenzug zu bewegenden, ca. 20 cm starkes Stahltor verschlossen. Heute ist die Anlage lediglich mit einem Gittertor verschlossen. Das Depot wurde meistens von einem deutschen Zivilpersonal bewacht. Das US-Personal war nicht ständig im Depot und kam lediglich beim Transport oder zur Kontrolle vorbei. Das überschaubare Depot war ein sogenanntes Reservedepots für das große US-Depot Miesau bei Ramstein.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass während meiner Kinderzeit immer wieder schwere LKWs, der US-Armee, durch unser Dorf fuhren. Viele von diesen großen Transportern suchten den Weg zum US-Depot im Dirminger Kaselswald. Überhaupt war in den 1970ger Jahren die Präsenz von Militärfahrzeugen oder Panzer, im ländlichen Raum, weitaus höher als beispielsweise Heute.

Die im Depot gelagerte Munition wurde in unregelmäßigen Abständen, meistens Nachts, mit LKWs ausgetauscht. Das seltsame Verhalten und Schweigen der US-Armee zu der gelagerten Munition nährten in der Bevölkerung große Ängste. Obwohl laut Wachpersonal ausschließlich Munition für Gewehre und Pistolen, Panzergranaten und Granatwerfermunition gelagert wurden, vermuteten die Bevölkerung, dass sich chemischen, biologischen oder atomaren Waffen im Depot befanden.

Im November des Jahres 1970 wuchs in der Bevölkerung der Protest gegen die geplante Errichtung des Munitionsdepots im Dirminger Kaselswald. Der Verband für Touristik und Kultur rief die Bevölkerung damals zu einer Protestwanderung auf. Die Aktion sollte am 15.November 1970, dem Volkstrauertag, durchgeführt werden. Neben der Sorge, dass im Depot atomare Waffen gelagert wurde, ärgerte man sich über die mutwillige Zerstörung von wertvollem Landschaftsnutzgebiet. Gerade zu Zeiten des „Kalten Krieges“ herrschte in der Bevölkerung die Angst vor Atomgranaten und Nervengas. Die Wanderung endete damals mit einer Abschlusskundgebung auf dem Dirminger Marktplatz. Letztlich waren alle diese Bemühungen des Verbandes und der engagierten Bürgerinnen und Bürger umsonst. Das Munitionsdepot wurde errichtet und hatte fortan seinen zweifelhaften Bestand im Dirminger Kaselswald.

Die Möglichkeit, dass jedoch tatsächlich atomare Waffen in dem Depot gelagert wurden, ist aus heutiger Sicht gering. Die relativ einfache Sicherung der gesamten Anlage spricht eigentlich gegen die Lagerung solcher schweren Waffen und Kampfmittel. Nach der Aufgabe des Depots wurden, Anfang der 90er Jahre, die gesamte Munition in das Hauptdepot Miesau transportiert.

Heute ist die Anlage immer noch mit einem 3 m hohen Stacheldraht umzogen und kann nicht betreten werden. Zahlreiche Bunker des ehemaligen NATO Munitionsdepots wurden inzwischen vermietet. In regelmäßigen Abständen ist der Kampfmittelbeseitigungsdienst auf dem Gelände damit beschäftigt, kleinere Munition aus dem zweiten Weltkrieg fachmännisch zu entsorgen oder zu sprengen.  

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