Der “Schäfer-Grabstein” – Ein echtes Stück Dirminger Geschichte

In der Heimat war ich wieder, Alles hab ich mir besehn, Als ein Fremder auf und nieder, Mußt’ ich in den Straßen gehn. Nur im Friedhof fern alleine, Hab’ ich manchen Freund erkannt, Und bei einem Leichensteine Fühlt’ ich eine leise Hand.


(Martin Greif (1839 – 1911),

Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.


(Bertolt Brecht)
Inschrift des Schäfer – Grabsteins

Schon als kleiner Junge ging ich sorglos, auf meinem Weg in den Kindergarten, an dem mächtigen Grabstein vorbei. Später als Jugendlicher und Erwachsener nahm ich weiterhin gedankenlos meinen Weg und schenkte dem großen Kreuz kaum Beachtung. Im Laufe der Jahre begann ich zu hinterfragen und widmete dem Grabstein und seiner Geschichte immer mehr Aufmerksamkeit. Als Einheimischer wurde ich natürlich schon sehr früh darüber informiert welches Grab einst dieser mächtige Stein zierte. Immerhin bin ich mit der ortsansässigen „Schäfer Brauerei“ groß geworden. Als kleiner Junge wuchs ich praktisch mit dem Geruch von Hopfen, Malz und Biermaische auf. Dieser Geruch steckt noch heute in meiner Nase.

Für einen echten Dirminger ist der alte Grabstein an der evangelischen Kirche, in der Ortsmitte, längst nichts mehr Besonderes. Die Bevölkerung hat sich längst an den Grabstein des Brauereigründers Konrad Schäfer gewöhnt. Der Stein gehört einfach dazu und stand irgendwie schon immer an Ort und Stelle. Wobei, eigentlich stimmt das überhaupt nicht! Das ursprüngliche Grab von Konrad Schäfer war keineswegs dort wo heute das große Grabkreuz steht. Das eigentliche Grab befand sich ursprünglich ein paar Meter oberhalb, in Richtung ehemaliger Kindergarten.

Alter historischer Grabstein

Zur Zeit des Gründers der „Brauerei Schäfer“ lag der Friedhof rund um die Kirche. Heute findet man auf dem Gelände des ehemaligen evangelischen Kindergartens einige alte Grabsteine aus dem 19.Jahrhundert. Auch die alte historische Friedhofsmauer verläuft noch heute entlang des ehemaligen evangelischen Kindergartens. Alte Gräber von bekannten Persönlichkeiten zu erhalten ist keineswegs eine Seltenheit. Auch auf dem heutigen Friedhof befinden sich einige historische Grabsteine. Neben dem Familiengrab der Familie Höll findet man dort außerdem das Familiengrab der Schäfer‘s. Der Brauereigründer Konrad Schäfer war zur Zeit der Entstehung des neuen Friedhofes schon viele Jahre verstorben. Die damalige Bevölkerung wollte Konrad Schäfer ein würdiges Andenken bewahren und ließ den Grabstein neben der evangelischen Kirche stehen. Dort steht das alte Grabmal auch heute noch. Über viele Jahre kümmerte sich die Familie Brück- Schäfer um dieses historische Grabkreuz. Nachdem auch die letzten Nachfahren verstorben waren, überließ man das Kreuz seinem Schicksal.

Nach der Schließung der Brauerei im Jahre 1991 gibt es heute in unserem Heimatort Menschen, die unsere „Schäfer Brauerei “ nicht kannten und denen logischerweise auch der Zusammenhang zu Konrad Schäfer und seinem Grabstein fehlt. Ich merke das immer sehr gut bei meinen eigenen Kindern. Als meine älteste Tochter geboren wurden, war die Brauerei immerhin schon fast 5. Jahre Geschichte. In den letzten Jahren wuchs bei mir die Sorge, dass dieses historische Andenken an den Brauereigründer irgendwann verloren geht. Der Zahn der Zeit nagt an dem Stein und die Witterung setzt dem alten Kreuz zusehends zu. Der alte Grabstein ist aus Sandstein und benötigt aus meiner Sicht eine dringend notwendige Denkmalpflege. Ansonsten wird der Stein uns nicht mehr bis in alle Ewigkeit erhalten bleiben. Diese Denkmalpflege kostet natürlich viel Geld und wer investiert schon gerne in die Vergangenheit?

Alte Friedhofsmauer

Konrad Schäfer starb am 17.Juli 1889 im Alter von 67 Jahren. Bei der Anfertigung des Grabsteines berücksichtigte die Familie Schäfer die Wünsche des Verstorbenen. Das Grabmal zeigt daher ein Kreuz, einen Anker und eine Rose. Diese drei Gegenstände symbolisieren Glaube, Hoffnung und Liebe. Hinzu findet man auf dem Grabstein einen Vers des 2. Timotheus-Briefes, der verkündet: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten“. Was geschieht nun mit dem Grabstein des verstorbenen Brauereigründers Konrad Schäfer? Sollen wir dies die Zeit entscheiden lassen oder legen wir auch zukünftig Wert auf dieses wertvolle Stück Dirminger Geschichte? Wenn wir nichts unternehmen, wird der Stein im Laufe der Zeit immer mehr zerfallen. Wir sollten versuchen die Erinnerung zu bewahren. Immerhin handelt es sich bei diesem Grabmal um das letzte Erinnerungsstück an unsere ehemalige Brauerei. Wer trägt jedoch die Verantwortung und wer zahlt die Rechnung einer möglichen Sanierung des Steins? Obwohl das Grabmal auf dem Gelände der evangelischen Kirchengemeinde steht, liegt die Pflege und der Erhalt kaum in deren Verantwortung. Auch die Kommune wird wahrscheinlich ihre Hände in Unschuld waschen. Die Kassen sind klamm und es gibt wahrhaftig wichtigeres. Dennoch sollten wir handeln und uns um den Erhalt des Grabsteins kümmern.

Die „Schäfer Brauerei“ hat unserem Heimatort viel Wohlstand beschert. Durch die “Schäfer Brauerei” wurde unser Ortsname bundesweit bekannt. Die Familie Schäfer stand Zeit ihres Lebens eng an der Seite der Dirminger Bevölkerung. Dies war besonders nach dem zweiten Weltkrieg zu spüren. Die Quelle der Brauerei versorgte damals unser Dorf mit frischem Wasser und half somit die schlimmste Not zu lindern. Wir sollten das Andenken an dieses Stück Dirminger Geschichte bewahren. Dies sind wir der Familie Schäfer und unserem Heimatort schuldig.

Wie sagte einst Heinrich Heine: „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.

Ich ergänze: “….oder ein Stück Dirminger Geschichte“

4 Kommentare

  • Dass noch einige Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert erhalten sind, finde ich ziemlich interessant. Meine Tante ist jetzt schon eine längere Zeit nicht mehr am Leben, weshalb die Grabsteinpflege von Zeit zu Zeit wichtiger wird. Danke für den Beitrag.

  • Danke für den Artikel! Meine verstorbene Tante kommt aus der Gegend, weshalb ich mir dort gerne Inspiration für ihre Grabgestaltung holen werde. Daher denke ich, dass die Form des Grabsteins hier vielleicht ganz gut wäre. Sie würde das sicher zu schätzen wissen.

  • Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einem Fachmann für die Kippsicherheit von Grabsteinen. Dabei ist es gut zu wissen, dass Grabsteine oftmals viel Geschichte innehalten. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.

  • Interessant, dass die Bevölkerung sich längst an den Grabstein des Brauereigründers Konrad Schäfer gewöhnt hat. Gut zu wissen, dass das ursprüngliche Grab von Konrad Schäfer keineswegs dort war, wo heute das große Grabkreuz steht. Demnach muss das Grab irgendwann ja umgesetzt worden sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert