Wie die Entwicklung des Schulwesens unser Ortsbild veränderte

Wir sind die Schüler von heute, die in den Schulen von gestern mit Lehrern von vorgestern und Methoden aus dem Mittelalter auf die Probleme von morgen vorbereitet werden. (Kalenderspruch)

Eines der ältesten Dirminger Schulhäuser befand sich nachweislich im alten evangelischen Gemeindehaus, genau an der Stelle, an der das heutige Gemeindehaus steht. Das historische Gebäude wurde im Jahre 1766, neben der Kirche in der Ortsmitte, erbaut. In den vorliegenden Chroniken unseres Dorfes finden wir Hinweise darauf, dass sich wahrscheinlich bereits im Jahre 1634 ein Schulhaus neben der heutigen evangelischen Kirche befand. Dieses Haus diente den Quellen zufolge als Schulhaus und später als Pfarrhaus.

Bereits im Jahre 1706 wird in unseren Chroniken erstmals der Bau eins Schulhauses erwähnt. Wir müssen heute davon ausgehen, dass dieses Gebäude auf vielfältige Art und Weise genutzt wurde. Im Laufe der Jahre diente das Haus auch als Wohnstätte für Pfarrer, Knechte, Mägde sowie Kirchenangestellte oder eben als Gemeindehaus. Das damalige Dorfleben fand rund um die evangelische Kirche in der Ortsmitte statt. Das Kirchenzentrum mit Friedhof und Gemeindehaus bildete das damalige Ortszentrum. Das im Jahre 1962 abgerissene alte Gemeindehaus hatte also nachweislich über 300 Jahre Dorfgeschichte überstanden. Unmittelbar neben diesem alten Gemeindehaus stand das alte „Kläse-Haus“. Auch dieses historische Gebäude wurde zu Beginn der 1960-ger Jahre abgebrochen. Das „Kläse-Haus“ hatte zum Zeitpunkt des Abbruchs über 400 Jahre auf dem Gebälk.

Altes evangelsiches Gemeindehaus bis 1962

Beim Abbruch des alten Schulhauses, im Jahre 1962, wurde über der Tür des Kellers ein Stein mit der Inschrift „Von ihro Durchlaucht…Evangelisch neu erbaut 1766“ gefunden. Mit dieser Inschrift ist also belegt, dass Durchlaucht Fürst Wilhelm Heinrich den Neubau einer Schule in Dirmingen forcierte. Das gleiche „neu Erbaut“ finden wir übrigens auch auf dem Grundstein der im Jahre 1746 erbauten Stengelkirche. Unmittelbar nach dem Abbruch des alten Schulhauses wurde, im Jahre 1962, der Grundstein zu dem im Jahre 1963 erbauten heutige evangelische Gemeindehaus gelegt. Die Entwicklung des Schulwesens hat dazu beigetragen, dass sich unser Ortskern im Laufe der Jahre zusehends veränderte.

Bereits im Jahre 1612 führte die Grafschaft Saarbrücken eine Schulpflicht ein. Bis zu diesem Zeitpunkt bekamen die Dorfkinder von dem Pfarrer oder einem angestellten Lehrer das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht. Der Schulunterricht wurde wahrscheinlich in kircheneigenen Räumen oder im Haus einer Familie durchgeführt und fand eher unregelmäßig statt.  In den Jahren 1676 bis 1685 sowie 1717 wurden die Menschen in Verordnungen der Landesherren dazu aufgefordert die Schulpflicht wahrzunehmen. Im Jahre 1720 wurde in der Grafschaft Saarbrücken, zu der auch Dirmingen gehörte, erstmals eine Winterschule eingeführt. Diese Schulform erging von November bis März des kommenden Jahres. Im Jahre 1730 wurde eine sogenannte Sommerschule eingeführt. Diese Schulform stieß bei der Bevölkerung jedoch auf wenig Begeisterung.  Das evangelische Pfarrhaus, dass zunächst als Jagdschloss dem Fürsten von Nassau diente wurde zu dieser Zeit erbaut. Bis dahin lebten die Pfarrer bei Gemeindemitgliedern oder in diesem alten gemeindeeigenen Anwesen neben der Kirche. Bis zum Jahre 1741 fanden die evangelische Pfarrer der hiesigen Kirchengemeinde nachweislich in diesem ersten Gemeindehaus eine Wohnstätte. Damals war es üblich, dass sich ein Dorfpfarrer um die Bildung der Dorfkinder kümmerte. Im Jahre 1741 wurde das Schulhaus erstmals urkundlich bestätigt. Es scheint, als ob die damaligen Behörden mit diesem Nachweis erstmals eine Grundlage für den Erhalt einer Schule in Dirmingen legen wollten.

Im Jahre 1755 fand in Dirmingen ein Schulstreik statt. Damals mussten die Eltern dem Schulmeister, pro Kind, ein „Schullohn“ in Höhe von 22 Albus und 4 Pfennige zahlen. Den Dirminger Bürgern wurden mehrere Schreiben des Oberamtes bekannt gemacht. Das damalige Oberamt drohte den Dirminger Bürgern mit einer saftigen Geldstrafe, in Höhe von fünf Florin, sollten ihre Kinder nicht an der Sommerschule teilnehmen. Nach Ansicht des Amtes sollten die Kinder, anstatt der üblicher Feldarbeit im Sommer, jeweils 2 Stunden am Tag die Sommerschule besuchen. Die Menschen in Dirmingen und Berschweiler waren jedoch alles andere als begeistert und wehrten sich mit hartnäckiger Verweigerung. Das Oberamt stellte im Jahre 1757 resigniert fest, dass nach Aussage der Dirminger Bürgerschaft, die Menschen sich darin einig wären, sich lieber bestrafen zu lassen, als ihre Kinder in die Sommerschule zu schicken. Das Saarbrücker Oberamt brauchte schließlich fast drei Jahre um die Dirminger Bürger zum Umdenken zu bewegen. Im Jahre 1758 war der Spuk weitestgehend beendet und die Kinder mussten die Sommerschule besuchen. Die damaligen Gemeindearbeiter und Meyer, heutige Ortsvorsteher, hatten jedoch viel Mühe das Schulgeld einzutreiben.

„Groß-Schul“ vor der ev. Kirche ( 1820 erbaut)

In den Jahren nach 1820 wurde das alte Gemeindehaus als Schulhaus zu klein. Unmittelbar vor der evangelischen Kirche, in Höhe der heutigen Straßenkreuzung, wurde ein neues Schulhaus gebaut. Im Volksmund wurde damals das alte Gemeindehaus „Kleen-Schul“ und das neue Gebäude „Groß-Schul“ genannt. Die katholischen Kinder unseres Dorfes bekamen damals zunächst einen kleinen Anteil der Schule zur Verfügung gestellt. Relativ schnell wurde jedoch deutlich, dass eine konfessionelle Trennung der Schulkinder unausweichlich war. Die katholischen Kinder wurden bis zum Jahre 1820 von dem Schreiner Franz Spaniol in den Häusern der Familien unterrichtet. In den 1820-ger Jahren wurde ein katholisches Schulhaus oberhalb der ehemaligen Bäckerei Härtel (später Groß) eingerichtet. Im Jahre 1896 wurde das erste katholische Schulhaus auf dem Gänseberg erbaut.

Das im Jahre 1766 erbaute evangelische Gemeindehaus hingegen diente im 19.Jahrhundert als Lehrerwohnung oder Schwesternheim. Im Jahre 1860 wurde die „Groß-Schul“ um eine Etage aufgestockt. Das alte Gemeindehaus war einige Jahre in Privatbesitz bis es letztendlich wieder in den Besitz der Kirchengemeinde kam. Ende der 1880-ger Jahre diente das Obergeschoss des alten Gemeindehauses den Gemeindeschwestern und Kindergartenschwestern der evangelischen Kirchengemeinde. Im Erdgeschoss des alten Anwesens wurde ein Kindergarten eingerichtet. Bis zum Neubau einer Kindertagestätte, am Render, waren die Kindergartenkinder in diesem alten Gebäude untergebracht. Im Schnitt tummelten sich dort auf engstem Raum zwischen 80 und 90 Kinder. Im Jahre 1927 wurde erstmals offiziell ein evangelischer Kindergarten eingeweiht. Mein Vater erzählte mir, dass er selbst noch in den Räumen des alten Gemeindehauses, den Kindergarten besuchte. In seinen Erinnerungen schilderte er mir, dass die Räume nicht besonders hoch waren und das Haus viele kleine Räume besaß. Das gleiche erzählte er mir über das alte „Kläse Haus“. Es müssen kleine Räume mit niedrigen Decken gewesen sein.

Neue Schule, Urexweilerstrasse,erbaut 1931

Im Jahre 1931 wurde die neue Schule in der Urexweilerstrasse erbaut. Die Schule befand sich unmittelbar vor der heutigen Turnhalle. Das verwaiste alte Schulhaus in der Ortsmitte wurde im Frühjahr des Jahres 1934 abgetragen. In einem Vergleich zwischen der Zivil- und der Kirchengemeinde wurde festgelegt, dass der Platz vor der heute freistehenden Kirche nicht mehr bebaut werden darf. Die katholischen Schülerinnen und Schüler waren zu diesem Zeitpunkt in der katholischen Schule auf dem Gänseberg, der heutigen Tholeyerstraße, untergebracht. Im Jahre 1937 wurde die damals „neue Schule“, in der Urexweilerstrasse, aufgrund der damaligen politischen Entwicklung zur Gemeinschaftsschule. Im Jahre 1945 wurde diese Gemeinschaftsschule wieder aufgelöst und in eine vierklassige evangelische und eine dreiklassige katholische Volksschule umgewandelt. Während die evangelischen Kinder in dem vorhandenen Schulhaus blieben, zogen die katholischen Schülerinnen und Schüler im Jahre 1961 in ihr neues Schulhaus auf dem Rotenberg. 

Rothenbergschule

Im Jahre 1974 wurde aus der katholischen Grundschule auf dem Rotenberg zu einer „Schule für Geistig behinderte Menschen“. In Zeiten der Gebietsverwaltung besuchten die Kinder beider Konfessionen erstmals gemeinsam die „Alte Schule“ in der Urexweilerstrasse und die neue Alsbachschule, an ihrem heutigen Standort. Im Jahre 1988 wurde das alte Schulhaus vor der Turnhalle abgerissen. Aus dem Ende der 1960-ger Jahre erbaute Alsbachschule wurde eine Dependance die heuten den Namen „Naturpark-Saar-Hunsrück Schule“trägt. Auch heute noch besuchen, trotz des demografischen Wandels, über 90 Kinder diese Grundschule. Im Jahre 2017 wurde ein neuer Kindergarten in dem Gebäude der Dirminger Schule integriert. Der ehemalige evangelische Kindergarten „Am Render“ wird seitdem als Jugendtreff genutzt. Der ehemalige katholische Kindergarten, im Pfarrzentrum auf dem Rothenberg, steht seitdem leer. Neben der Dirminger Grundschule an der Alsbach hat die „Private staatliche anerkannte Förderschule geistige Entwicklung der Lebenshilfewerk im Kreis Neunkirchen gGmbh“, auf dem Rotenberg einen hohen Stellenwert. In Zeiten von Inklusion und Ganztagsbetreuung haben Schulen, in der heutigen Zeit, eine große Bedeutung. 

Alsbachschule Dirmingen

Wie wird es in Zukunft weitergehen? Was geschieht mit den leerstehenden Gebäuden und wie wird sich das Schulwesen in Dirmingen entwickeln? Mit dem Bau der neuen Kindertagesstätte „Pusteblume“ ist es gelungen ein Gebäude für Erziehung und Bildung zu erschaffen. Dies ist für die Infrastruktur unseres Dorfes enorm wichtig. Es bleiben die leerstehenden Gebäude der beiden hiesigen Kirchengemeinden. Die nächsten Jahre werden nicht einfacher und der demografische Wandel schreitet voran. Wir brauchen Ideen, Inspiration und Mut zu neuen Wegen.

Außerdem brauchen wir neue Geschäfte, neue Arbeitsplätze und neue Innovation.Für unsere Familien stehen Bildung und Betreuung an erster Stelle. Um weitere Familien nach Dirmingen zu locken benötigen wir grundlegende Visionen.  Die Probleme in den Dörfern sind nahelegend und  offensichtlich. Am aller meisten  benötigt man jedoch Glück und Geld !

Heutiges 1963 erbautes ev. Gemeindehaus

Unser Ortsbild hat sich verändert und wird sich auch zukünftig verändern. Schon nach Kriegsende mussten zahlreiche Bauernhäuser wegen der dringend notwendigen Straßensanierung abgebrochen werden. Neues kommt, altes muss weichen. Vieles hat sich verändert, vieles muss sich noch ändern. Dies ist der Lauf der Dinge. Die Geschichte unseres Schulwesens hat bei der Entwicklung unseres Dorfes eine gewichtige Rolle gespielt.

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