Von den konfessionellen Kindergärten zu einer modernen Kindertagesstätte

Die Entwicklung und Entstehung der Dirminger Kindergärten spiegelt den damit verbundenen Zeitgeist in unserem Dorf. Bereits im Jahre 1927 wurde vor der evangelischen Kirche Dirmingen der erste evangelische Kindergarten eingerichtet. Der Kindergarten wurde in das alte evangelische Gemeindehaus integriert. Das Gemeindehaus stand praktisch an der gleichen Stelle, an der das heutige Gebäude zu finden ist.

Dieser Vorgängerbau wurde im Jahre 1768 als Schulhaus erbaut und diente ab dem Jahre 1927 als evangelischer Kindergarten. In den Chroniken lesen wir, dass in diesem ersten Dirminger Kindergarten auf 50 qm zwischen 80 und 90 Kinder untergebracht waren. Eine Tatsache die sich heute kaum noch ein Elternteil vorstellen kann. Zu dieser Zeit war es üblich das auch in der evangelischen Kirche Schwestern das Amt einer Kindergärtnerin ausübten.

Die evangelische Kirchengemeinde Dirmingen verfügte damals sogar über eine Schwesternstation mit Unterkunft. In Spitzenzeiten besuchten über 100 Kinder die evangelische Kindertagesstätte in der Dirminger Ortsmitte. Die älteren Mitbürger unseres Heimatortes werden sich noch gut und gerne an Schwester Anneliese und Schwester „Sanschen“ erinnern. Mein Vater beispielsweise kann noch heute einige Anekdoten von den beiden beliebten Schwestern berichten.

Das alte ev. Gemeindehaus

Irgendwann wurde es Zeit neue Wege zu gehen und das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen plante den Bau eines neuen Kindergartens „Am Render“.  Am Sonntag,31.Juli 1955 wurde der Grundstein zum Bau dieser damals neuen evangelischen Kindertagesstätte gelegt. Das Presbyterium einigte sich darauf dem Bauplan des Neunkircher Architekten Walz zuzustimmen. Der Kindergarten sollte auf dem alten evangelischen Friedhof am „Render“ entstehen.

Der Bau dieses neuen Kindergartens sorgte zunächst für große Kritik aus der Bevölkerung. Die Menschen fanden den neuen Baustil albern und unpassend. Das Presbyterium wurde hart kritisiert und in der Presse war von einem „Starenkasten“ oder einem „Kaninchenstall“ zu lesen. Als am 29.Juli 1956 der neue Kindergarten und die dazugehörige Schwesternwohnung eingeweiht wurde fand dies dennoch unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Nach der Besichtigung des neuen Kindergartens änderten viele Menschen ihre Meinung und lobten die damalige moderne Einrichtung des Gebäudes. Die Kinder wurden damals in drei Gruppen betreut wobei diese nicht immer altersgerecht eingeteilt wurden.  Witzig finde ich noch heute die Vorgehensweisen, dass die Kinder zu den Schließzeiten den Eltern am Treppenaufgang zur Kirche übergeben wurden.

Rothenbergschule

Im Jahre 1962 plante der neue katholische Pastor Schmitt einen Bau und die Leitung eines katholischen Kindergartens. Nachdem nach dem zweiten Weltkrieg das Simultaneum durchgeführt wurde, wobei die evangelische Kirchengemeinde die katholische Kirchengemeinde ihre Kirche zur Verfügung stellte, wurden in den 1960-ger Jahren, gerade auf Ebene der Kinder -und Jugendbetreuung wieder alte Gräben offen-gelegt. Kinder wurden streng nach Konfession getrennt und Zuhause wurden die Kinder dazu erzogen ihre Freizeit bloß nicht mit einem Kind der anderen Konfession zu verbringen. Während schon recht früh erste katholische Schulhäuser in Dirmingen entstanden, wurde in den 60-ger Jahren ein erster katholischer Kindergarten auf dem Rothenberg errichtet. Viele Jahre später entstand dort auch die heutige Rothenbergschule. 

Ev. Kindergarten am Render

Im Jahre 1993 wurde der evangelische Kindergarten am „Render“ erstmals erweitert. Der Architekt Walter Heintz, aus Dirmingen, bekam den Zuschlag für Planung und Durchführung des Projekts. Aus den bisherigen zwei Gruppenräumen wurden kurzum drei gemacht. Am 05.Juni 1995 wurde die umgebaute Einrichtung eingeweiht. Im Jahre 1998 wurde das Außengelände des Kindergartens vergrößert. Bereits im Jahre 2005 wurde erstmals eine Kindergartengruppe zu einer sogenannten alters-gemischten Gruppe umfunktioniert. Mit dieser Maßnahme leitete die damalige evangelische Kirchengemeinde praktisch das Zeitalter der heuten Krippenplätze ein. Damals wurden bereits 5 Krippenkinder unter 3 Jahren aufgenommen. Heute ist eine Kindertagesstätte ohne Krippenplätze kaum vorstellbar. Der katholische Kindergarten war zu dieser Zeit längst im gemeindeeigenen Pfarrzentrum integriert. Im Gegensatz zu der evangelischen Kirchengemeinde verzichtete der Träger auf die Einrichtung von Krippenplätzen.

Für die evangelische Kirchengemeinde wurde es im Laufe der Jahre immer schwerer den eigenen Kindergarten zu halten. Am Ende schwand die Hoffnung den Kindergarten unter einer evangelischen Trägerschaft zum 60. Jubiläum zu führen. Eine dringende Baumaßnahme, die für eine Erweiterung von Krippenplätzen erforderlich war, konnte mit eigenen Mitteln kaum gestemmt werden.

Kath. Kindergarten

Im Jahre 2011 wurde die kommunale Gemeindeverwaltung eingeschaltet. Schon recht bald kam es zu ersten richtungsweisenden Gesprächen. Die Verhandlungen und Planungen dauerten schließlich fast drei Jahre. Am 01. August 2014 übernahm die Gemeinde Eppelborn die Trägerschaft der bis dahin evangelische Kindertagesstätte „Am Render“. Die Ära eines evangelischen Kindergartens in Dirmingen war somit beendet. Der katholische Kindergarten hingegen wurde zunächst konfessionell weitergeführt. Aber auch dieses Kapitel schloss sich spätestens mit dem Beschluss des Gemeinderates eine neue Kindertagesstätte an der Grundschule zu errichten. Zuvor herrschte eine fast dreijährige kommunalpolitische Auseinandersetzung, in der es darum ging, wo eine neue Kindertagesstätte errichtet werden sollte. Aus meiner Sicht setzte sich damals die Vernunft durch und am Schulstandort wurde eine neue Kindertagesstätte in das vorhandene Schulgebäude integriert. Ende gut alles gut? Nicht ganz! Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden. Manchmal braucht es jedoch ein wenig länger bis man verzeihen und den Schwamm drüber wischen kann. Während des politischen Konflikts wurde mit harten Bandagen, oftmals unter der Gürtellinie gestritten. Beide Parteien schenkten sich nichts und blieben sich am Ende des Tages auch nichts schuldig. Die damals entstanden Gräben existieren noch heute.

Grundschule und Kita „Pusteblume“

Im Jahre 2017 wurde die neue Kita “Pusteblume“ an der Grundschule eingeweiht. Für viele Dirminger war dies ein guter und denkwürdiger „Feiertag“.  Am Sonntag, 29.Juli 2014, also genau 58 Jahre nach der Einweihung des evangelischen Kindergartens „Am Render“, fand das Abschlußfest der evangelischen Kindertagesstätte Dirmingen statt. Unter dem Motto: “ Alte Wege verlassen – neue Wege gehen“ fand ein emotionaler Gottesdienst und eine bunte Veranstaltung statt.

Heute hat sich alles entspannt. Man freut sich über die neue Kindertagesstätte und kann inzwischen auch wieder mit den Gegnern dieses Projektes auf einer gesunden Ebene reden und diskutieren. Irgendwann muss auch mal gut sein. Schließlich gibt es neue wichtige Aufgaben, die man auch überparteisch lösen muss. Dennoch muss ich an dieser Stelle gestehen, dass auch bei mir damals einiges zu Bruch ging. Der Bau der neuen Kindertagesstätte am gewünschten Standort hat auch mich viel Kraft und Energie gekostet.

 „Seine Heimat zu erleben und neu zu entdecken, seine Wurzeln zu kennen – das schafft Identität.“ Mit diesen Worten eröffnete die Schulleiterin der Grundschule Wiesbach-Dirmingen die neue Naturparkschule Saar-Hunsrück. Dieses Modellprojekt soll den Kindern die Umwelt und Kulturlandschaft der eigenen Heimat näherbringen. Ziel des Projektes ist eine dauerhafte Kooperation zwischen dem Naturpark Saar-Hunsrück und den Schulen im Naturpark. Dirmingen ist die Südpforte des Naturparks Saar-Hunsrück. Von daher bot sich eine solche Kooperation praktisch an.

Schöner Name für unsere Kita

Nun sollen die Kindertagesstätten in unserer Heimatregion folgen. „Die Grundidee und die Zielsetzung dieses Projektes liegen darin, die Themen Natur, Umwelt und die damit verbundene regionale Kultur in unserem Naturpark Saar-Hunsrück in den Kitas zu verankern. Jedes Kind soll sich im Laufe der Kindergartenzeit aktiv mit dem Thema „Naturpark Saar-Hunsrück“ beschäftigt haben. Somit wird Heimat neu entdeckt und eine natürliche Verbundenheit zur eigenen Umgebung aufgebaut“. Soweit die Presseerklärung der Verantwortlichen des Naturparks Saar-Hunsrück. Ich persönlich finde dies ist eine wunderbare Idee und ein großartiger Ansatz. Mit diesem Schritt gelingt es den Verantwortlichen den Kindern einen wertvollen Grundstein für die eigene Zukunft zu geben.

Jeder von uns trägt seine Kindheit seinem Herzen. Manche haben gute und andere wieder schlechte Erinnerungen an ihre Zeit im Kindergarten. Am Ende aber bleibt jedoch immer die Erinnerung an ein Stück eigene Identität.

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