Von alten Differenzen zwischen den ehemaligen Gemeinden Berschweiler und Dirmingen

Das Verhältnis zwischen Dirmingen und seinem Nachbarort Berschweiler ist heute gut und entspannt. Obwohl das Verhältnis zwischen den beiden Ortschaften traditionell recht innig ist und beide aufgrund ihrer gemeinsamen Geschichte unweigerlich zusammengehören, sind im Laufe der Jahre immer wieder Reibungspunkte entstanden.

In früheren Zeiten waren die beiden heutigen Ortschaften Dirmingen und Berschweiler ein Dorf. In alten Niederschriften finden wir den chronologischen Eintrag von Andreae in seiner Genealogia Saraepontana: „….Dirmingen…ist eine große Pfarr und liegen die Häuser oder Vogteien etwas zerstreut voneinander. Ein großer Teil dieses Dorfes wird auch Berschweiler genannt“.

Aufgrund dieser Niederschriften müssen wir heute davon ausgehen, dass Berschweiler einmal ein Ortsteil von Dirmingen war. In noch älteren Chroniken ist sogar von dem Begriff „Vorhof Berschweiler“ die Rede. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich Berschweiler zu einer eigenen selbstständigen Gemeinde. Bis zur eigenen Selbständigkeit unseres Nachbarortes musste der bis dahin gemeinschaftlichen Bann getrennt und neu eingetragen werden. In dieser Angelegenheit entstanden immer wieder Differenzen, die auch in alten Akten, im Staatsarchiv Koblenz, zu finden sind.

In einem „Dirminger Gemeindebrief“ aus dem Jahre 1733 finden wir einen entsprechenden Vertrag zwischen den beiden Gemeinden Dirmingen und Berschweiler. In diesem Abkommen wird auf die Dauer von 10 Jahren ein Vergleich abgeschlossen. Darin ging es um bestehende Differenzen wegen der „Weidgerechtigkeit“. In der damaligen Zeit wurde die Weidgerechtigkeit als Ehrenkodex für Jäger oder Angler dargestellt. Das geschlossene Abkommen hatte jedoch auch eine rechtliche Bedeutung. Obwohl Dirmingen damals einige Zugeständnisse machte, verlangte Berschweiler mehr Weidrechte.

In aufwendiger Form wurde damals detaliert aufgelistet, welche Fluren und Landschaften Berschweiler zugesprochen werden oder welche beide Ortschaften gemeinsam nutzen dürfen. Außerdem wurden gemeinsame Weidrechte in Bezug auf die Nutzung von Obstwiesen und Futterwiesen getroffen. Gerade in Grenzgebieten wie z.B der Frankenbach wurden bis in die Spitze detaillierte Nutzungsabkommen abgeschlossen. Zu dieser Zeit entstanden zwischen der Bevölkerung und insbesondere zwischen den Landwirten beider Ortschaften deutliche Differenzen. Ein erster sogenannter Weidvertrag wurde am 23. Januar 1733 in Ottweiler abgeschlossen. Der Vertrag hatte die Dauer von 10 Jahren und wurde jährlich in beiden Gemeinden von den zuständigen Meyern verlesen.

Am 28 Mai 1770 befasste sich die Adjudications-Commission erneut mit einer Berschwerde unseres Nachbarortes Berschweiler. Erneut wurden gegenüber Dirmingen Ansprüche wegen einer Trift geltend gemacht. Eine Viehtrift markiert einen vom Vieh benutzten Weg zwischen Weideland und Stall. Die damalige Forderung auf Gemeinweidigkeit stieß bei den Dirmingern auf wenig Gegenliebe. Schließlich wurden beide Ortschaften beauftragt sich zu einigen oder sich gegebenenfalls „höheren Ortes“ zu melden. Am 02.juni 1770 wurde die „Gemeine Gerechtsame“ für Dirmingen festgelegt und dabei auch die Verhältnisse zur Nachbargemeinde Berschweiler geordnet. Mit diesem neuerlichen Vertrag wurden erstmals die Banngrenzen formuliert. Im Jahre 1814 wurden neue Kreise gebildet und Berschweiler kam zum Kanton Ottweiler mit der Bürgermeisterei Dirmingen. Nach der neuen Landgemeindeordnung 1845 und durch das Verfassungsgesetz 1856 konnte Berschweiler wieder erstmals einen eigenen Gemeinderat wählen.

Obwohl Dirmingen und Berschweiler seit jeher irgendwie Zusammengehören wurde im Laufe der Jahrhunderte eine leise Trennung vollzogen. Heute liegen beiden Ortschaften sogar in verschiedenen Landkreisen und gehören jeweils zu anderen Landgemeinden. Wenn es ernst wird, können die beiden Ortschaften jedoch fest zusammenhalten. Im Jahre 1974 fand im Saarland die Gebiets- und Verwaltungsreform statt. Die Gemeinde Dirmingen legte damals besonderen Wert darauf auch zukünftig in einer Gemeinde und einem Kreis mit dem Nachbarort Berschweiler zu sein. Eine entsprechende Beschwerde wurde damals von der verantwortlichen Behörde abgelehnt. Schließlich wurde Dirmingen als Ortsteil der Gemeinde Eppelborn zugeteilt und Berschweiler der Gemeinde Marpingen. Während Berschweiler inzwischen zum Landkreis St. Wendel gehört, ist Dirmingen ein Teil des Landkreises Neunkirchen.

Auch aus konfessionellen Gründen gibt es eine Bindung zwischen Dirmingen und Berschweiler. Seit der Einführung der Reformation im Jahre 1575 gehört Berschweiler zu der evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen. Am 19. April 1952 wurde das evangelische Gemeindehaus in Berschweiler feierlich eingeweiht. Nur kurze Zeit später im Jahre 1953 wurde die katholische Kapelle in Berschweiler eingeweiht. Später wurde daraus eine Filialkirche der katholischen St. Wendalinusgemeinde Dirmingen. Mit diesen beiden neuen Baumaßnahmen hatten die Christen von Berschweiler erstmals eigene Gotteshäuser. Bis dahin mussten die Berschweiler Christen beider Konfessionen ihren Kirchgang nach Dirmingen absolvieren. Im Jahre 1731 fertigte der evangelische Pfarrer Morch ein sogenanntes „Seelenregister meiner Pfarrkinder zu Berschweiler „an. Bis zum Jahre 1755 besuchten die Kinder aus Berschweiler die Dirminger Schule. Im Jahre 1755 wurde erstmals in Berschweiler eine Schule erbaut. Die Dirminger Lehrerschaft befürchtete daraufhin eine Kürzung ihrer Bezüge und verlangt Schadensersatz für die „abgenommenen Börschweiler Schuhlkinder“.

Die älteste Einwohnerlisten Berschweilers stammen aus dem Jahre 1537 die Neubesiedlung des Dorfes Berschweiler nach dem 30-jährigen Krieg fand im Jahre 1665 statt. Ab dann entwickelte sich unser Nachbarort immer mehr zu einer selbstständigen Gemeinde mit einer deutlichen Abspaltung zur ehemaligen Heimatgemeinde Dirmingen.

Heute ist das Verhältnis beider Ortschaften entspannt. Die beiden ortsansässigen Fußballvereine VFB Berschweiler und SV Dirmingen kämpfen inzwischen sogar, in einer Spielgemeinschaft, um gemeinsame Punkte. Im Laufe der Jahre wurden neue Verbindungen geknüpft und auch Familien gegründet. Was damals war, ist längst vergessen und mittlerweile dürfte eines allen klar sein:

Dirmingen und Berschweiler verbindet seit Jahrhunderten eine gemeinsame Geschichte!

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