Quo Vadis „Vereinsland“ – Ist das Ehrenamt vom Aussterben bedroht ?
Es ist immer wieder das gleiche. Bei jedem Vereins- oder Verbandsauftritt, bei jedem Sportfest oder einer öffentlichen Veranstaltung, zu deren Gelingen viele Ehrenamtler beitragen, höre ich immer wieder das Klagen der Verantwortlichen: Wir brauchen mehr Leute, die sich ehrenamtlich engagieren. Immer weniger Leute sind bereit, ein Ehrenamt zu übernehmen. Was ist der Grund für diese Entwicklung im „Land der Vereinsmeier“, in unserem schönen Saarland?
Woran liegt es, dass sich Jugendliche nicht mehr für ein Ehrenamt entscheiden? Nicht nur der Sport oder die Kultur verzeichnen Mitgliederschwund. Auch bei den Feuerwehren, THW oder den Sanitätern ist ein negativer Trend zu erkennen. Scheinbar leben wir in einer „Null-Bock-Generation“. Ausreden gibt es genügend nur WER macht den Job?
Die Dirminger Jugend-Feuerwehr z. B verzeichnet in den letzten Jahren einen deutlichen Zuwachs und wiedersetzt sich dem allgemeinen negativen Trend in unserem Land. Immer mehr Gemeinden beklagen das Aussterben ehrenamtlicher Strukturen. Einer Umfrage zufolge gaben 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, dass sie Ehrenämter wichtig finden. Aber nur knapp über 30 Prozent sind auch tatsächlich aktiv.
Jeder von uns geht gerne auf festliche Aktivitäten oder betreibt seinen Sport. Wir benötigen Menschen die im Hintergrund arbeiten und uns somit das eigene Hobby ermöglichen. Unsere Vereinsvorstände sind maßlos überaltert wobei in meinem Heimatverein, dem SV Dirmingen, gerade eine deutliche Verjüngungskur durchgeführt wurde. Auch dies scheint nicht dem allgemeinen Trend zu entsprechen und ist eher eine Ausnahme. Wenn ich mir meine ehrenamtlichen Tätigkeiten einmal genauer anschaue muss ich mir eingestehen, dass die Umfrage-werte nicht von ungefähr kommen. Es läuft was schief im „Vereinsland“ Saarland. Es gibt jedoch auch Grund zur Hoffnung und einige positive Erscheinungen. In Dirmingen gibt es derzeit viele junge Menschen die ein Ehrenamt anstreben und gute und wichtige Arbeit für ihren Verein oder ihre Organisation leisten. Es gibt also Grund zur Hoffnung.
Ich denke da z.B an Max, der sich im jungen Alter der verantwortungsvollen Aufgabe im Vorstand der FFW Dirmingen stellt, oder an Maurice, der zu den jüngsten Jugendleitern des SFV gehört und derzeit beim SVD enorme Nachwuchsarbeit leistet. Ich denke aber auch an Florian der als FSJler seinem TVD einen großen Dienst erweist und wichtige Jugendarbeit verrichtet. Auch außerhalb des Sports gibt es junge Menschen die in frühen Jahren ein Ehrenamt begleiten. Im „Kinderbibeltagshelferkreis“ meiner Kirchengemeinde befinden sich zahlreiche junge Menschen die Verantwortung übernehmen und mit Kindern zusammenarbeiten. Abschließend denke ich an die jungen Mädchen die bereit sind als Trainerin im KKV Dirmingen Verantwortung zu übernehmen. Alle diese Jugendlichen leisten im Ehrenamt viel für unsere Gesellschaft.
Das unsere Jugend viel besser ist, als der Ruf, der ihnen vorauseilt, konnte man auch bei der Umsetzung eines Jugendtreffs in Dirmingen feststellen. Ohne das Selbstständige Handeln und Arbeiten der JUZler würde es wohl kaum einen Jugendtreff in Dirmingen geben. Natürlich bin ich Stolz auf alle meine Kinder. Aber ich muss zugeben, dass mich meine jüngste Tochter bei dem Projekt Dirminger Jugendtreff vollends beeindruckt hat. Bestimmt gibt es überall in unserem Land junge Menschen die sich ehrenamtlich engagieren und dem negativen Trend trotzen. Bei meiner Tätigkeit im Saarländischen Fußballverband finde ich auf allen Plätzen junge Trainer/innen oder Betreuer/innen die Erstklassiges leisten. Was würde der Fußball ohne diese jungen Menschen machen?
Besonders schwierig hat es die Politik in „Puncto“ Ehrenamt. Der schlechte Ruf der Politik macht vieles zunichte. Dabei ist es gerade für junge Menschen wichtig Position zu beziehen und Verantwortung im öffentlichen Leben zu übernehmen. Auch hier gibt es in Dirmingen gute Beispiele: Bei den Dirminger JUSOS finden wir derzeit zwei junge Menschen die bereits mit 18 Jahren in die Partei ihrer Wahl eingetreten sind. Das Ziel dieser beiden ist der Einsatz für Andere und schließlich auch ein besseres Leben. Auf der anderen Seite finde ich ebenfalls junge Menschen die bereits vor Jahren in der „Jungen Union“ in Verantwortung getreten sind und heute sogar in führenden Positionen Vorstandsarbeit in ihrem Ortsverband leisten. Unsere Jugend braucht Vorbilder. Wir alle müssen unseren Kindern das Ehrenamt und den Einsatz für andere vorleben.
Obwohl wir in schweren Zeiten leben sehe ich gerade in meinem Dorf viel Gutes. Ich sehe einen Vorsitzenden der neben seinem wichtigen Ehrenamt ein Haus baut, ich sehe einen Vorsitzenden der mit seiner ganzen Familie dafür sorgt, dass wir „Faasend“ feiern können und ich sehe Menschen die sich Urlaub nehmen um eine große Vereinsveranstaltung durchzuführen. Ohne diese Leute würde es keinen Spaß, keine Freude und keine Entwicklung in unserem Dorf geben. Mein Freund Hans-Werner Guthörl hat ein schönes Zitat auf seiner Homepage: „Besseres kann kein Volk vererben, als der eigenen Väter Brauch. Wenn des Volkes Bräuche sterben, stirbt des Volkes Seele auch“. (Volksgut)
Ich finde wir sollten uns diesen Spruch aus dem Volksmund zu Herzen nehmen.
In dieser bestimmt schwierigen Zeit für das Ehrenamt fällt dem Gesetzgeber nichts Weiteres ein als eine neue Verordnung zu verabschieden. Die Vereine und Verbände im Saarland müssen sich zukünftig auf zusätzliche Arbeit einstellen. Hintergrund ist die neue Datenschutzgrundverordnung, die ab Mai 2018 zum Tragen kommt. Für die Vereine und Verbände bedeutet diese neue Reglung viel zusätzliche Arbeit – und im schlimmsten Fall hohe Bußgelder. Vom Sport- bis zum Kulturverein, sie alle werden von den neuen Datenschutzregeln betroffen sein.
Auch die Durchführungsbestimmungen für Veranstaltungen bereiten mir große Sorgen. Wenn ich sehe, was die Vereine heute alles ableisten müssen bevor Sie eine Veranstaltung durchführen können, wird mit Angst und Bange. Wo soll das noch hinführen. Kein Wunder, dass viele die Lust am Ehrenamt verlieren.
Hallo Frank
Ich gebe dir vollkommen Recht.
Ich selber mache schon seit über 40 Jahren Ehrenamtliche Arbeit in verschiedenen Vereinen.
Zur Zeit bin ich stellv.Vorsitzender im VdK Ortsverband Dirmingen und bin in
2 weiteren Vereinen Kassenprüfer.
Gruß
Martin Kauth