Dirminger Kulturecke – Vom Meier, Dorfvogt und Ortsvorsteher
In der Dirminger Kulturecke erfahren Sie alles was Sie schon immer über Dirmingen wissen wollten oder wissen sollten. Wussten Sie schon, dass es in Dirmingen seit dem Jahre 1296 nachweislich einen Meier, Vogt oder Ortsvorsteher gab? Der erste Amtsträger der heutigen Gemarkung Dirmingen war ein Mann namens Lucho, im Jahre 1296.
Aufgrund der Tatsache, dass der Turm unserer evangelischen Kirche Dirmingen aus dem 12. Jahrhundert stammt, dürfen wir heute davon ausgehen, dass unser Heimatort sich zu dieser Zeit noch in den Kinderstiefeln befand. In unserem Dorf dürften damals bestenfalls ein paar Häuser und Höfe rund um die Kirche gestanden haben.
Im Mittelalter gab es meistens ein von den Landesherren oder Fürsten beauftragter Mann der für die Menschen in einer Gemeinde die Verantwortung trug. In den meisten Fällen wurde dieser Mann Schultheiß, Vogt oder Meier genannt. Dieser Beamte hatte unter anderem die Aufgabe, die geforderten Abgaben für den Landesherren einzutreiben. Meistens war der Meier auch Dorfrichter für sogenannte niedrige Gerichtsbarkeiten. Im Mittelalter wurde zudem zwischen einem Stadtschulzen oder einem Dorfschulzen unterschieden. Ein Schulze hatte die Aufgabe die Ausübung der Verwaltungshoheit und die Rechtspflege zu gewährleisten.
Bis zum Jahr 1600 liegen uns keine weiteren Namen der jeweiligen Meier, Vogte oder Schultheißen in der Meierei Dirmingen vor. Das könnte damit zu tun haben, dass diese Männer oftmals von den zuständigen Landesherren nach Gutdünken eingesetzt wurden. Nach der Reformation erlangte der Titel Meier immer mehr Bedeutung. Ein Meier betrieb für den Grundherrn selbst einen Bauernhof, und beaufsichtigte die hörige Bevölkerung. Die Ausübung der sogenannten grundherrschaftlichen Gerichtsbarkeit, auch Hofrecht genannt, war eines der Hauptaufgaben des Gutsbeamten. Ein Meier war also nichts anderes als ein Amtsträger, der den Grundbesitz eines adligen oder geistlichen Grundherrn verwaltet. Im Jahre 1600 war ein Mann namens Hans Sultzen der amtierende Meier unseres Ortes.
Nach dem 30-jährigen Krieg lag auch unser Heimatort Dirmingen in Schutt und Asche. Es dauerte eine geraume Zeit bis wieder Leben in den Alltag einkehrte. Viele Dörfer in unserer Region wurden, genauso wie Dirmingen, aufgegeben. Die Menschen, die diesen fürchterlichen Krieg überlebt hatten, zogen in die Städte. In unseren Chroniken lesen wir, dass unmittelbar nach dem Krieg noch ca. 6 Menschen in Dirmingen lebten. Viele Jahre später waren es zumindest wieder 14 Einwohner, die sich dazu entschlossen hatten, ein dörfliches Leben zu führen. Das Dorf erholte sich wieder und bekam auch wieder einen eigenen Meier zugesprochen. Zuvor gehörte unser Dorf jedoch im Jahre 1648 mit den Orten Berschweiler, Urexweiler, Uchtelfangen und Gennweiler zu einer Groß-Meierei. Erst im Jahre 1684 wird unser Dorf erstmals wieder zu einer eigenen Meyerey. Im Jahre 1701 kommen die Dörfer Hierscheid, Weylerhof und Host (Hosterhof) zur Meyerei Dirmingen. In unseren Chroniken finden wir dann wieder im Jahr 1730 eine Aufzeichnung über einen Meier oder Dorfvogt unseres Heimatortes. Bis zum Jahre 1795 wurde unser Dorf von einem Meier verwaltet, danach gab es eine wesentliche Veränderung. Der Dirminger Heintz Georg wurde 1795 zum ersten Bürgermeister der Bürgermeisterei Dirmingen ernannt. In den folgenden Jahren fanden wahrscheinlich in regelmäßigen Abständen Bürgermeisterwahlen in unserem Heimatort statt. Die Amtsdauer der Bürgermeister war dabei sehr unterschiedlich.
Am 01.Juli 1816 wurden die beiden Bürgermeistereien Dirmingen und Eppelborn preußisch und gehörten von diesem Zeitpunkt an zum Kreis Ottweiler (heute Kreis Neunkirchen). Im Jahre 1822 verwaltete ein Bürgermeister die beiden Bürgermeistereien Dirmingen und Eppelborn in Personalunion. In den darauffolgenden Jahren war Dirmingen eine eigene Bürgermeisterei oder wurde von anderer Gemeinde mitverwaltet. Die beiden Weltkriege veränderten natürlich den Lauf der Dinge. In diesen Zeiten war natürlich von demokratischen Wahlen abzusehen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg zieht in der Verwaltungsform unseres Heimatortes wieder Normalität ein.
Der letzte Bürgermeister Dirmingens war im Jahre 1972 der Dirminger Hermann Bock. Seine Amtszeit endete mit dem Gesetz über die Neugliederung der Kreise und Gemeinden vom 19. Dezember 1973, am 01. Januar 1974. Aus den bis dahin 345 saarländischen Gemeinden wurden damals 50 neue Gemeinden gebildet. Die ehemaligen Gemeinden sind seitdem als Ortsteile, mit eigenen Ortsräten, in den neuen Gemeinden eingegliedert. Unser Heimatort Dirmingen wurde 1974, trotz lautstarker Proteste, in die Gemeinde Eppelborn eingegliedert und verlor somit das eigene Rathaus. Der erste Dirminger Ortsvorsteher der Gemeinde Eppelborn wurde im Jahre 1974 Hans Baltes. Sein Nachfolger wurde im Jahre 1979 Gerhard Wagner. Im Jahre 1997 wurde Rudi Hell zum neuen Ortsvorsteher von Dirmingen gewählt. Die Amtszeit von Rudi Hell dauerte 9 Jahre. Im Jahr 2006 wurde Manfred Klein erstmals Ortsvorsteher in Dirmingen.
Damals wie heute haben Dorfpolitiker nur wenig mit der Bundes- oder Landespolitik zu tun. Letztendlich sind es unsere Nachbarn, die sich ehrenamtlich für die Heimat einsetzen. Bei aller Enttäuschung über die heutigen Politiker sollte man dies nicht vergessen. Am Sonntag, 26. Mai 2019 finden im Saarland Kommunalwahlen statt. Wir sollten uns nicht von der allgemeinen Politikverdrossenheit anstecken lassen und diese Wahl annehmen. Dabei ist jeder völlig frei in seiner Entscheidung und kann sein Kreuz dorthin machen wo er es gerne möchte. Das ist Demokratie. Frei entscheiden und mitbestimmen. Ein hohes Gut !