Im Urlaub am Starnberger See auf den Spuren des Märchenkönigs – „Sind wir gleich da?“
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Ich bleibe dabei, im Saarland kann man wunderbar Urlaub machen. Wenn das Wetter mitspielt kann man im schönsten Bundesland der Welt so einiges erleben. Kultur und Natur sind hier eng miteinander verbunden. Radfahren, Wandern oder auch Baden in zwei wunderbaren Stauseen. Im Saarland ist vieles möglich!
Dennoch stand in diesem Jahr mal wieder ein Urlaubsreise auf dem Programm der Familie Klein, aus der „Hennagass“. Urlaub wird im Hause Klein nur in dringenden Fällen genehmigt und in unregelmäßigen Abständen durchgeführt. In diesem Jahr sollte es mal wieder soweit sein. Die Reise ging nach Bayern, an den schönen Starnberger See. Als Bauchmensch lasse ich mich gerne von meinen Emotionen leiten und somit war Bayern nicht gerade meine erste Wahl. Zugegebenermaßen spielt da auch der Fußball eine gewichtige Rolle. Ich muss zugeben, dass ich alles andere als fair mit unserem größten deutschen Bundesland umging und zu viele Vorurteile hatte. Nach diesem Urlaub muss ich mir jedoch eingestehen, dass ich mich getäuscht habe. Unser Familienurlaub am Starnberger See war wunderbar und ein echtes Erlebnis. Der See ein Traum, die Landschaft herrlich und die Menschen allesamt freundlich und zuvorkommend. Das Wetter war fantastisch und an guten Tagen konnte man, im See schwimmend, die Aussicht auf die Alpen genießen. Ja, ich habe den Bayern Unrecht getan.
Mein Sohn Tristan hingegen hatte ganz andere Probleme. Langes Autofahren ist für den kleinen Mann ein Graus. Bereits auf der Hinfahrt stellte er auf der Autobahn, in Höhe Illingen, erstmals die Frage: „Sind wir gleich da?“ Genau diese Frage mussten wir uns bis zum Urlaubsende so einige Male anhören. Überhaupt war der Urlaub für meinen Sohn nur mit einem Besuch im „Lego-Land“ zu rechtfertigen. Der schöne Starnberger See versüßte ihm jedoch die Zeit bis zum Besuch in seinem heißgeliebten „Lego-Land“.
Wir durften in dieser Urlaubswoche so einiges erleben und lernten zudem viele nette Menschen kennen. Ausgerechnet ein „Echta Derminga“ sorgte jedoch dafür, dass wir die bayrische Metropole München besser kennen lernen durften. Der Dirminger Daniel Klein lebt in München und hatte uns zu einem Besuch eingeladen.Ein wunderbarer Tag wobei wir die bayrische Hauptstadt aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachten konnten. Sogar die Wiege meines Arbeitgebers konnte ich mir einmal genauer ansehen. Danke Daniel !
Bayern ist das Land der Schlösser, der Wanderwege und der Radfahrer. In Bayern steht eines der wohl beliebtesten Touristenziele Deutschlands: Schloss Neuschwanstein. Erbaut wurde das Märchenschloss von Ludwig II., der auch „Märchenkönig“ genannt wurde. Dabei erbaute Ludwig II. nicht nur Schloss Neuschwanstein, sondern auch Schloss Herrenchiemsee und Schloss Linderhof sowie zahlreiche weitere Prachtbauten. Bayern lässt sich den Erhalt der alten Burgen und Schlösser einiges kosten.
Auch am Starnberger See investiert der Freistaat Bayern in schöne Prachtbauten. Das Berühmteste dürfte das Schloss Possenhofen sein. Die bekannte Kaiserin Elisabeth (Sissi) von Österreich verbrachte in diesem historischen Gemäuer viel Zeit und traf sich nachweislich mit Ludwig auf der nahe gelegenen Roseninsel. Also nicht nur der Bayern-König, sondern auch die Kaiserin von Österreich-Ungarn, Elisabeth verbrachten viele Tage am Starnberger See. Elisabeth war eine Cousine von Ludwig II. und pflegte ein sehr inniges Verhältnis zum umstrittenen Monarchen. Irgendwo konnte ich einmal lesen, dass sich die beiden seelenverwandt fühlten.
Während ich so schreibe, fällt mir auf, dass ich schon mitten im Thema bin. Natürlich habe ich auch diesen Urlaub dazu genutzt mein geschichtliches Allgemeinwissen aufzuwerten. Ich meine, wenn ich schon mal am Starnberger See bin, kann ich mich auch auf die Spuren des Bayern-Königs Ludwigs machen. Ich denke mir ist das, im Einklang mit meiner Familie, sehr gut gelungen. Zwischen dem Faulenzen am See und dem schlichten Daseins eines Touristen konnte ich mir den ein oder andere „Forschungstrip“ nicht verkneifen. Abends erholten wir uns dann im Biergarten und genossen bei einem „Moaß“ den schönen Blick über den See.
Im zarten Alter von 18 Jahren bestieg Ludwig im Jahre 1864 den bayerischen Thron. Von seinen Ministern wurde er gehasst, vom Volk geliebt. Unter diesem Druck flüchtete der sensible Monarch immer mehr in wirre Phantasien. Mit dem Schloss Neuschwanstein verwirklichte er sich seinen Traum. Mit seinen teuren Schlossbauten und diversen anderen Ausgaben strapazierte Ludwig nicht nur die Reichskasse, sondern auch die Nerven seiner Minister. Der Schuldenberg stieg im Jahre 1884 bereits auf über acht Millionen Reichsmark. Die Minister hatten Handlungsbedarf und sahen das Ansehen Bayerns gefährdet. König Ludwig hielt man längst für einen Verrückten. Nun ging es darum das Ganze auch offiziell zu machen. Ministerpräsident Johann von Lutz beauftragte im März 1886 den Obermedizinalrat Dr. Bernhard von Gudden ein Gutachten über Ludwigs Geisteszustand zu erstellen. Tatsächlich scheint der Monarch in seinen letzten Jahren an Halluzinationen gelitten zu haben. Ludwig baute physisch sehr stark ab. Hinzu kamen schlechte Ernährung und zuviel Alkohol. Am Ende war sein Körper aufgedunsen wobei ihm nachweislich fast alle Zähne ausfielen. Ludwig konnte nur noch mit Medikamenten schlafen. Heute würde man dem Monarchen zumindest eine Depression attestieren.
Im Jahre 1886 wurde König Ludwig II. für geisteskrank erklärt und öffentlich abgesetzt. Schloss Neuschwanstein war sein letzter Aufenthaltsort. Am 12. Juni 1886 wurde der Bayern-König widerstandslos nach Berg am Starnberger See gebracht. Dort hatte man das kleine Königsschloss vorsorglich zu einer privaten Irrenanstalt umgebaut. Das tägliche Spazieren gehen gehörte zu den wenigen Dingen die Ludwig noch machen durfte. Allerdings niemals allein! Sein Nervenarzt von Gudden begleitete ihn in der Regel. Meistens war zudem eine Wache abgestellt die dem Monarchen auf Schritt und Tritt folgte.
Am 13.06.1886 starb Ludwig auf mysteriöse Weise im Starnberger See. Am Abend des 13. Juni, dem Pfingstsonntag, um 18.45 Uhr verließen er und sein Arzt von Gudden das Schloss Berg. Aus unbekannten Gründen verzichtete von Gudden diesmal auf Personenschutz. Als sie um 20 Uhr trotz mittlerweile starken Regens immer noch nicht zurück waren, wurde man im Schloss langsam unruhig. Eine großangelegte Suchaktion brachte schließlich die traurige Gewissheit. Gegen 23 Uhr stieß man im Starnberger See auf zwei Leichen. König Ludwigs Uhr war um 18:54 Uhr stehengeblieben. Während einer Obduktion fand man bei Ludwig keine äußerlichen Verletzungen. War der Bayern-König wirklich ertrunken? Quellen behaupten, dass Ludwig in seinem Leben ein sehr guter Schwimmer und Sportler gewesen war. Von Guddens Gesicht wies Kratzwunden und einen blauen Fleck auf. Was war passiert ?
Die Ungewissheit über Ludwigs Todesumstände sind bis heute ungeklärt. Irgendwie dürfte das ganz in seinem Sinne gewesen sein. Passend überliefert hierzu ist ein altes Zitat des Bayern Königs: „Ein ewiges Rätsel bleiben will ich mir und anderen.“ Meine persönliche Meinung sollte hier nicht unerwähnt bleiben: Ich glaube nicht an einen Suizid des Monarchen. Aus meiner Sicht gibt es zu viele Ungereimtheiten die auf ein Verbrechen deuten.
Als Ludwig II. seine Cousine Elisabeth von Österreich, geborene Herzogin von Bayern, im 1864 kennen lernte, war Sie 26 und Er 18 Jahre alt. Sie verstanden sich auf Anhieb sehr gut und pflegten ein harmonisches Miteinander. Am Ende soll die beiden eine lebenslange Freundschaft verbunden haben. Natürlich wurde viel hineininterpretiert. Erwiesen ist bis heute nix! Dennoch waren sich die beiden Monarchen im Grunde sehr ähnlich. Königin Elisabeth und auch Ludwig II. hielten überhaupt nichts von königlichen Zwängen. Beide fühlten sich in einem „goldenen Käfig“ gefangen. Sissi fühlte sich nach eigener Aussage von ihrer persönlichen Freiheit beraubt. Am Ende starben beide auf mysteriöse Art und Weise. Ludwig der II. starb aus bisher unerklärten Gründen im Würmsee, dem heutigen Starnberger See, Kaiserin Sissi hingegen wurde am 10. September 1898 in Genf ermordet.
Auch diese Geschichte verlief höchst eigenartig. Wenn man so will ermordete der italienische Gelegenheitsarbeiter Luigi Lucheni die österreichische Kaiserin Sissi praktisch „zufällig“. Eigentlich wollte Lucheni den italienischen König Umberto I. töten. Weil das Geld für die Reise fehlte, fand er mit dem Herzog von Orléans ein „Ersatzopfer“. Als der Besuch kurzfristig abgesagt wurde, nahm Lucheni eben der guten Sissi das Leben. Sissis letzte Worte waren: „Was wollte dieser Mann denn eigentlich? Vielleicht wollte er mir die Uhr wegnehmen?“ Kurze Zeit später bricht sie auf einem Dampfer zusammen und verstirbt.
Unser Urlaub Starnberger See war in jeder Hinsicht ein echtes Erlebnis. Herz was willst du mehr als Erholung, Kultur, Natur und natürlich einen Besuch im „Lego-Land“. Gefühlt haben wir die Frage: „Sind wir gleich da?“ mindestens zehn tausendmal gehört. Unser Urlaub endete schließlich mit dem Besuch im heiß ersehnten „Lego-Land“. Als wir uns nach diesem erlebnisreichen Tag auf den Heimweg ins geliebte Saarland machten, stellte mein kleiner Sohn bereits beim Einsteigen in unser Auto seine Frage: „Sind wir gleich da?“