Von der historischen Mühle zum modernen Arzt- und Geschäftshaus
Die historische „Alte Mühle“ am Ufer des Illbachs prägte über Jahrhunderte das Ortsbild unseres Heimatdorfes. Früher gab es in Dirmingen verschiedene Mühlen. Die älteste Mühle stand an der Alsbach in Richtung Berschweiler. Die letzten Reste dieses Mühlenkomplex wurden bereits vor dem zweiten Weltkrieg entfernt.
Nach dem 30- jährigen Krieg entwickelte sich Dirmingen zu einem wohlhabenden Bauerndorf. Im Laufe der Jahre gab es in Dirmingen Lochmühlen, Wassermühlen oder auch Ölmühlen. Im damaligen Oberamt Ottweiler war man an der Vergabe von Mühlenrechten hoch interessiert. Die Abgaben von Mühlen war eine ansehnliche Einnahme für die Kellerei des Oberamtes. Um die Mühlrechte bewarben sich in Dirmingen gleich mehrere Interessenten. Die damaligen Initiatoren des Dirminger „Mühlen-Projekts“, Hans Nicol Wagner und Jakob Wagner hatten im Kampf um die Mühlrechte das Nachsehen. Die Rechte wurden an Nicol Zimmer aus Wiebelskirchen vergeben. Der Müller Nicol Zimmer baute noch eine Ölmühle an. Die Mühle brannte im Jahre 1743 bis auf die Grundmauern nieder. Im selben Jahr verstarb der Müller. Die Witwe des Müllers baute zusammen mit ihrem Schwiegersohn die Mühle wieder auf. Dabei handelte es sich um das historische Gebäude das früher an dieser Stelle stand. Der Schwiegersohn Heinrich Bickelmann tauschte nach dem Tod seiner Schwiegermutter im Jahre 1759 die Mühlrechte mit dem Dirminger Georg Guthörl. Der Müller Guthörl war zu diesem Zeitpunkt stolzer Besitzer der Höchster Mühle. Schließlich wurden die Guthörl’s nach diesem Tausch zu den einflussreichsten Müllern am Illbach. Der Vorbesitzer muss die Mühle jedoch in keinem guten Zustand übergeben haben. Der Müller Georg Guthörl musste die Mühle praktisch grundsanieren und teilweise neu aufbauen. Somit entstand die sogenannte Guthörl’sche Mühle.
Im 19. Jahrhundert kam der Aufschwung der Landwirtschaft auch den Müllern zugute. Es folgten gute Jahre mit erfolgreichen Umsätzen. Bis zum Zeitalter der Elektrifizierung drehten sich die Mühlräder an der Ill. Das zur Mühle gehörende Wirtschaftsgebäude wurde weit vor dem Abbruch des eigentlichen Mühlengebäudes abgerissen. Nachdem die „Alte Mühle“ ihren eigentlichen Nutzen verloren hatte, wurde das historische Gebäude auf vielfältige Art und Weise genutzt. Unter anderem fanden die Poststelle und auch der Kindergarten für kurze Zeit in der „Alten Mühle“ eine Unterkunft.
In den 1980-ger Jahren befand sich das Gebäude in einem jämmerlichen Zustand. Im Jahr 1989 wuchs der Druck auf die verantwortliche Gemeindeverwaltung. Der Gemeinderat musste über zwei vorliegende Bauanfragen und damit über die Zukunft des historischen Gebäudes entscheiden. Nachdem die Bauanfragen zunächst auf Eis gelegt wurden hoffte die Gemeindeverwaltung auf andere Nutzungsinteressen. Im Wesentlichen dachte man damals an die bevorstehende Illrenaturierung oder an die geplante Ortskernsanierung. Letztlich hatte sogar der Landeskonservator seine schützende Hand von der Mühle genommen. Eine finanziell vertretbare Restaurierung lag aus seiner Sicht nicht mehr im Bereich des Möglichen. Bis zuletzt hoffte man in Dirmingen auf eine Lösung, die den Erhalt des historischen Mühlenkomplex sicherstellte. Im Spätsommer des Jahres 1990 wurde das Urteil über die „Alte Mühle“ Dirmingen gefällt. Der Gemeinderat stimmte einer Bauvorlage eines Arzt- und Geschäftshauses zu und besiegelte damit den Abbruch der historischen „Alten Mühle“. Die Proteste zahlreicher Bürgerinnen und Bürgern fanden am Ende kein Gehör. Die historische alte Mühle musste einem Neuanfang weichen.
Es folgte der Neubau eines Arzt-und Geschäftshauses. Für Dirmingen war dies eine gute Entscheidung. Immerhin diente der Bau eines solchen Gebäudes der Aufwertung der eigene Infrastruktur. Bis heute sind in dem Gebäude des Zentrum „Alte Mühle“ Ärzte-und Geschäftsräume sowie eine Apotheke untergebracht. So wurde an der Stelle an der einst ein altes, marodes und historisches Gebäude stand eine sinnvolle Einrichtung für die Menschen geschaffen.