Auf heiliger Mission mit St. Nikolaus – Gedanken im Advent

Der gute alte Martin Luther hatte ein echtes Problem mit dem heiligen Nikolaus. Wir evangelische Christen haben es bekanntlich nicht so mit der Heiligenverehrung. Dennoch ist der 06.Dezember auch für mich ein ganz besonderer Tag. Wissenschaftler glauben zu wissen, dass Luther maßgeblich an der Entstehung des uns bekannten blond-gelockten Christkindes beteiligt war. Dabei wollte Luther mit seinem Christkind keineswegs den neugeborenen Jesus nachzeichnen. Die uns bekannte blond-gelockte Christusfigur hat seinen Ursprung in den Engeln oder ähnlichen Gestalten von Krippenspielen. Vielmehr ging es Luther darum, die Menschen weg vom Nikolaus und der damit verbundenen Heiligenverehrung hin zum Christkind zu ziehen. Dieses im späten Mittelalter erfundene “Christkind” übernahm nach und nach in protestantischen, aber auch in katholischen Gebieten die Rolle des Geschenkebringers. Das Bild des blond-gelockten Jesuskindes hat sich fest in unser Denken verankert. Wobei der logisch denkende Mensch schon damit seine Probleme haben könnte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Jesus, Zeit seines Lebens, keine blond-gelockten Haare gehabt haben. Er dürfte die Haare schon eher wie das heutige Christkind von Nürnberg Benigna Munsi schwarzgelockt gehabt haben. Ganz ehrlich Leute, die Diskussion um das neue Nürnberger Christkind hat mich kopfschüttelnd verzweifeln lassen. Das Mädchen ist in Deutschland geboren und spricht besser unsere Sprache als manch einer, der dies für sich in Anspruch nimmt. Die Tochter eines Inders und einer Deutschen ist in unserem Land Zuhause. Warum irgendwelche selbstherrlichen „Retter des Vaterlandes“ mit diesem bildschönen Mädchen ein Problem haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Zumindest sollte man wissen, dass das Christuskind ein Junge war und zu Lebzeiten niemals mit großen Flügeln durch die Welt lief. Merke: Jesus lebte in Asien und hatte wahrscheinlich mehr Ähnlichkeit mit der kleinen Benigna Munsi als mit einem blonden Europäer.

Sei’s drum in Zeiten der Reformation wurden in vielen evangelischen Gebieten die traditionsreichen Nikolausumzüge verboten, um den Kindern einzuschärfen, dass nicht der Heilige Nikolaus, sondern das Christkind, die Geschenke bringen würde. Aus Sicht der ersten Protestanten sollte das Christkind die Kinder beschenken und nicht wie in katholischen Gebieten der Nikolaus. Als Geschenkebringer eroberte das Christkind zunächst das evangelische Deutschland und zu Beginn des 20. Jahrhunderts das katholische Bayern und Rheinland. Der gute Nikolaus fand in dem blond-gelockten Christkind eine echte Konkurrenz. Heute hat sich das ganze erneut etwas gewandelt. Das schöne engelsgleiche Christkind wurde von dem amerikanischen Coca- Cola Weihnachtsmann verdrängt. Ich muss zugeben, dass genau diese Entwicklung mir am meisten Kopfschmerzen bereitet. Während das Christkind immerhin noch aus christlichen Wurzeln stammt, eroberte der Weihnachtsmann mit Hilfe eines Softgetränkes und einer gut geschalteten Werbung die Welt. Heute haben viele Weihnachtsbräuche überhaupt nichts mehr mit dem christlichen Glauben zu tun. Sogar die Weihnachtsmusik hat sich verändert. Zugegeben, dass Christkind lässt sich heute längst nicht mehr so gut vermarkten wie der Weihnachtsmann.

Martin Luther lehnte die Heiligenverehrung ab und gab damit also die ersten Impulse den Heiligen Nikolaus abzuschaffen. Gott sei Dank ist ihm dies nicht gelungen. Auch als bekennender Protestant muss ich schon zugestehen, dass die Welt ohne den guten alten Nikolaus ärmer wäre. Jedes Jahr am 6. Dezember feiern wir das Fest des Heiligen Nikolaus und gedenken damit dem heiligen Bischof von Myra. Der heilige Mann wurde im Jahre 300 in der kleinasiatischen Stadt Patara in Lykien, etwa 100 km südwestlich von Antalya, der heutigen Türkei geboren. Auch der Nikolaus dürfte somit keine blonden Haare gehabt haben. Spaß beiseite, als die Eltern von Nikolaus starben, überließ er den Großteil seines geerbten Vermögens dem Bischof von Patara, damit er die Armen der Stadt unterstützen konnte. Mit nur 19 Jahren wurde Nikolaus zum Priester geweiht. Nachdem auch der Bischof starb, sollte Nikolaus dessen Stelle einnehmen. Doch er lehnte das hohe Amt ab und ging nach Myra wo er sich für immer niederließ. Auch in Myra wollte man Nikolaus zum Bischof machen. Schließlich konnte er nicht mehr ablehnen und wurde im Jahre 325 n.Chr. zum Bischof von Myra geweiht.

Nikolaus war ein sehr guter Bischof. Er galt als sehr barmherzig und mildtätig wobei er immer die Ärmsten im Blick hatte. Ganz besonders hat er sich für benachteiligte oder arme Menschen und Kindern eingesetzt. Am 6. Dezember 373 ist Nikolaus im Alter von 73 Jahren gestorben. Heute ranken sich zahlreiche Legenden um den heiligen Mann. Viele Stände haben den Nikolaus zum Schutzpatron auserkoren, so die Seeleute, Schneider, Bäcker, Weber, Metzger, Notare, Advokaten und Schüler. Sein besonderes großes Herz für die Kinder machten ihn schließlich zum heiligen und zu einer Legende. Der Nikolaus ist kein Weihnachtsmann und ist in der Regel mit einer Mitra, eine speziell geschnittene Kopfbedeckung einem Hirtenstab und einem Bischofskleid ausgestattet. Sein Todestag, der 6. Dezember, ist heute fester Bestandteil der vorweihnachtlichen Adventszeit. Bis heute hat der gute, alte heilige Mann nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Auf der ganzen Welt schreiben Kinder Briefe an den Nikolaus und bitten um Geschenke oder die Erfüllung ihrer Wünsche. Im Gegensatz zum Weihnachtsmann der nichts anderes als eine Geschäftsidee war, ist der heilige Nikolaus Teil unserer Identität.

Na gut, ein bisschen Tradition und Kult hat der gute Weihnachtsmann auch. Immerhin bereitet er keinem Menschen große Schmerzen und ein jeder lebe seinen Glauben aus, wie er möchte. Also es gibt auch eine Geschichte zum Weihnachtsmann. Als europäische Auswanderer die Tradition des Schenkens am Nikolaustag mit nach Amerika nahmen, wurde die Idee des Weihnachtsmanns geboren. Aus der historischen Figur des Nikolaus entwickelte sich die Kunstfigur Santa Claus. Der amerikanische Getränkehersteller Coca-Cola verwendete dann diese Weihnachtsmannfigur für seine Werbung und machte damit den Weihnachtsmann auf der ganzen Welt, auch in Deutschland, bekannt.

Soweit so gut, aber was nehmen wir nun mit und wie gehen wir mit unserer Kultur und unserem Glauben um? Mir persönlich gerät bei der ganzen Personaldebatte um Nikolaus, Knecht Ruprecht, Weihnachtsmann und Christkind ein wenig zuviel die eigentliche Botschaft von Weihnachten in den Hintergrund. Was uns am Ende fehlt ist Glaube, Liebe und Hoffnung. Wir sind mal wieder bei meinem Lieblingsthema angekommen. Wenn wir schon die Kultur des christlichen Abendlandes unser Eigen nennen, sollten wir diese auch verdammt nochmal leben. Jedes Jahr im Advent entdecken wir wieder das Kind in uns und unsere Sehnsucht nach Daheim. Das Christkind und sicher auch der Nikolaus dürfen und sollen dabei eine gewichtige Rolle spielen. Wenn uns der Himmel immer so nah wäre wie in der Adventszeit, wäre das Miteinander und Füreinander im Leben um einiges reicher und wertvoller. 

Gutes tun! Das hat sich auch die Kolpingfamilie Dirmingen zur Aufgabe gemacht. Seit vielen Jahren verrichtet der Verein, ganz im Sinne des Gründervaters Adolf Kolping, gute Werke an Menschen, die in Not sind. Bei der jährliche Nikolausaktion am 05.und 06.Dezember wird jährlich jede Menge Geld gesammelt und an karitative Einrichtungen gespendet. Gutes tun, im Sinne des heiligen Nikolaus. Jedes Jahr am 05./06. Dezember, zum Nikolaustag, versammeln sich zahlreiche Nikoläuse und Ruprechte, um dem heiligen St. Nikolaus unter die Arme zu greifen. Der heilige Mann hat zu dieser Zeit bekanntlich viel zu tun und ist bestimmt für jede Unterstützung dankbar. Auch in diesem Jahr wurde die Nikolausaktion der Kolpingfamilie erfolgreich durchgeführt und ich bin sehr glücklich darüber ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein.  Zwei Tage lang durfte ich dem heiligen Mann über die Schulter schauen und zusehen wie er die Kinder in Dirmingen und Umgebung beschenkt.

Die Nikolausaktion hat schon etwas rühriges. Am Nikolausabend trifft man sich zum gemeinsamen Umziehen, um dann in kleinen Gruppen der heiligen Mission nachzugehen. Organisiert wird das ganze von der guten “Nikolaus-Mama” Birgit Schlicher und ihrem Ehemann Frank. Nach und nach verlassen zahlreiche Nikoläuse und Ruprechte die Räumlichkeiten des Pfarrheims, um den Kindern eine Freude zu bereiten. Auch Schulen, Vereine und Organisationen werden auf Anfrage versorgt und beschenkt. Die gesammelten Spenden werden dann im Laufe des Jahres an arme oder kranke Kinder vergeben. Ganz im Sinne des guten alten Nikolaus.

Leuchtende Kinderaugen, glückliche Eltern und verzückte Großeltern was will man mehr? Seit vielen Jahren bin ich Mitglied in der Kolpingsfamilie. Als evangelischer Christ ist dies keine Selbstverständlichkeit aber auch keine Seltenheit mehr. Manchmal denke ich mir, auf dem Land ist die Ökumene schon weiter vorangeschritten als in Rom. Zwei Tage lang durfte ich dem Nikolaus helfen Kinder glücklich zu machen. Was kann es Schöneres geben? Ich glaube das Nikolaus-Team der Kolpingfamilie hat jede Form der Anerkennung und des Respekts verdient. An meiner Seite ein unglaublicher Knecht Rupprecht der auch außerhalb der Adventszeit ein guter Freund und Helfer ist. Ich glaube solche Aktionen wie die der Kolpingsfamilie machen unsere Gesellschaft reicher und liebenswürdiger. Wenn es uns jetzt noch gelingt diesen weihnachtlichen Zauber mit ins Jahr zu nehmen und auch außerhalb der Weihnachtszeit zu leben, dürften wir alle davon profilieren.

Liebe, Soe-Fleur, Luna, Luana, Leni, Helena, Luisa, Lilia, Leni, Elisa, Maya, Anna, Zoey, Sarah und liebe Mia, lieber Niclas, Elyas, Jona, Tim, Leo, Philipp, Leon, Lucien, Malte, Mathis, Tristan, David und Henri! Vielen Dank für die schönen Momente und eure vielen selbstgemalten Bilder und Geschenke. Wie versprochen werde ich die Bilder und Kunstwerke aufbewahren.

Denkt dran was ich euch über das Glöckchen erzählt habe. Natürlich bleibt das unser Geheimnis. Wisst ihr, die Erwachsenen haben es leider nicht so mit dem Glauben. Bis bald!

Übrigens, dass Wort Advent ist lateinischer Abstammung und bedeutet so viel wie: Ankunft! Ich wünsche euch das ihr in dieser stressigen Zeit ankommt und den Advent als solchen genießen könnt.

Gott gebe euch dafür seinen Segen!