Gute alte Zeiten – Auf der Jagd nach dem besten Autogramm
Letztens habe ich im Fernsehen eine Show gesehen, in der es darum ging, mehr oder weniger wertvolle Gegenstände zu versteigern. Im Laufe dieser Sendung brachte ein Mann seine Autogrammsammlung für gutes Geld an die Frau. Ich beschloss meine alte Autogrammkartensammlung auszugraben. Viele Jahre hatte ich das große Album mit den über 300 Autogrammen nicht mehr zur Hand genommen. Nun packte mich die Neugier und ich kramte das alte Album aus dem Schrank.
Im Laufe der Jahre hatte ich das Interesse an meiner stolzen Sammlung verloren. Schließlich wird man älter und mit den Jahren verschiebt man schon mal seine Prioritäten. Beim Durchblättern des Albums wurden Erinnerungen geweckt. Jedes Autogramm hat seine eigene Geschichte und einen gewissen Hintergrund. Viele der Stars, die in diesem Album verewig licht sind, leben schon gar nicht mehr oder haben längst ein anderes Tätigkeitsfeld übernommen.
Gerade bei den Fußballern musste ich mich doch wundern welchen Weg manche Zeitgenossen mit den Jahren eingeschlagen hat. Heute kann ich mir kaum noch erklären warum mich damals das „Autogrammfieber“ packte. Ständig war ich auf der Jagd nach neuen Exemplaren. Zeitweise war es wie eine Sucht. Meine Sammlung reicht über eine Breite Spanne von Sportlern, insbesondere Fußballern, sowie Musik- und Filmstars. Alles originale Unterschriften auf den dazu angefertigten Karten. Bloß keine Kopie oder die sogenannten „BRAVO“ Autogramme sammeln. Nein, es sollten echte Autogramme sein bei denen ich bestenfalls zugegen war oder im Optimalfall auch eine persönliche Widmung bekam.
Zugegebenermaßen haben Fußballer in meiner Sammlung die Überhand. Ich besitze jedoch auch Autogramme von Udo Lindenberg, Udo Jürgens, Herbert Grönemeyer oder NENA. Alle Karten wurden vor meinen Augen handsigniert. Es waren schöne Zeiten. Wir reisten von Stadion zu Stadion besuchen Trainingseinheiten oder warteten bis das Konzert beendet war und der Künstler sich Zeit für seine Fans nahm. Später gingen wir dazu über Bilder mit den Stars zu machen. Keine Selfies, sondern echte Fotos mit der Kamera. Bis die Bilder entwickelt waren dauerte es meistens eine ganze Woche. Im Verlaufe dieser Woche wuchs die Spannung. In der Regel hatte man nur eine Chance den richtigen Schnappschuss zu machen. Autogramme sammeln war keineswegs ein Zuckerschlecken. Lange Wartezeiten vor der Umkleide oder hinter dem Absperrzaun und das Hoffen und Bangen darauf, dass der Star mich erhörte und mir seine Aufmerksamkeit schenkte. Meine Mission war immer klar definiert: Ein Autogramm eines Fußballers sammeln und dazu vielleicht noch ein Foto schießen. Oft wurde ich enttäuscht und manchmal hatte ich auch wirklich Glück.
Heute amüsiere ich mich über mein damaliges Verhalten. Manchmal gingen viele Stunden drauf, um ein kurzes Gekritzel oder ein Bild mit einem mürrischen Fußballer zu bekommen. Irgendwie hätte jeder auf meinem Papier oder meiner Karte unterschreiben können. In den meisten Fällen waren die Unterschriften kaum zu lesen. Von daher legte ich im Laufe der Jahre großen Wert darauf immer dabei zu sein, wenn eine Karte, ein Ball oder ein Trikot unterschrieben wurde.
Dabei durfte ich zahlreiche große Stars hautnah erleben und manchmal auch ein kleines persönliches Wörtchen ergattern. Es waren schöne Zeiten, die ich seltsamerweise jedoch nicht mehr wiederholen möchte. Viele Stars fielen meiner Gier nach dem neuesten Autogramm zum Opfer: Fritz Walter, Franz Beckenbauer, Matthias Sammer, Lothar Matthäus oder auch Max Schmeling, Steffi Graf oder auch Udo Jürgens usw.
Beim Durchblättern meiner alten Autogrammkartensammlung geriet ich ins Träumen. Irgendwie waren es doch aufreibende Zeiten. Mit jeder Karte verband ich eine schöne Erinnerung. Was würde ich wohl für meine Sammlung bekommen? Gibt es Menschen, die mir heute diese Sammlung abkaufen würden und möchte ich meine Autogramme überhaupt verkaufen?
Die Jagd nach Autogrammen war viele Jahre ein Teil meines Lebens. Viele sind mit einer persönlichen Widmung versehen. Auch wenn mich heute mit ein paar Jahren Abstand vieles nicht mehr so machen würde, so ist diese Sammlung doch irgendwie auch ein Teil meines Lebens.
Nein, ich werde die Dinger nicht verkaufen. Ich schließe das Album, wische sanft mit der Hand über das bestaubte Cover und lege es wieder zurück in den Schrank. Bis zum nächsten Mal sage ich leise zu mir selbst und schließe die Schranktür. Bis zum nächsten Mal, wann dürfte das sein? In allem steckt eine Erinnerung. Manchmal ertappen wir uns dabei, dass wir beim Betrachten eines kleinen Gegenstandes ins Träumen geraten. Im Laufe eines Leben geht man viele verschiedene Wege. Schön, wenn man sich zumindest daran erinnern möchte.