Nicht nur für Christen – Fastenzeit liegt im Trend
Seit Aschermittwoch, dem 14. Februar, läuft die Fastenzeit. Eigentlich ist die Fastenzeit ein katholischer Brauch. Während für Katholiken die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern offiziell eine Zeit des Fastens ist, war bei uns Protestanten dieser Brauch lange Zeit kein Thema. Heute fasten auch Protestanten. Für evangelische Christen und ihre Einstellung ist dies eigentlich ungewöhnlich. Die Zeiten ändern sich und auch bei uns Protestanten hat man wohl festgestellt, dass der freiwillige Verzicht in das heutige Lebensgefühl unserer Zeit passt.
Ich erinnere mich noch genau als meine katholischen Schulfreunde am Aschermittwoch in die Kirche mussten und ein Aschenkreuz auf die Stirn bekamen. Ich habe gelesen, dass es diese Tradition seit Ende des 11. Jahrhunderts gibt. Im Netz habe ich folgende Erklärung gefunden:“ Die aus gesegneten Palmzweigen gewonnene Asche gilt als Symbol der Trauer und Buße für begangene Sünden, steht aber auch für die Erinnerung an das Leiden und Sterben Jesu Christi sowie für die Hoffnung auf Auferstehung“. Heute begehen nicht nur Christen die Fastenzeit. Viele Menschen nutzen heute die Fastenzeit, um bewusst auf bestimmte Dinge zu verzichteten. Der Verzicht auf Alkohol, Zigaretten, Fleisch, Süßigkeiten oder Fetthaltiges Essen ist weiterhin äußerst beliebt. Unsere Gesellschaft hat sich das Fasten bei den Christen abgeschaut und nutzt es für den allgemeinen Zeitgeist. Mittlerweile gibt es Auto-fasten oder sogar, ganz neu, Plastik-Fasten. Schaden kann es ja nix!
Ich finde es grundsätzlich gut einmal im Jahr auf beliebte Eigenschaften oder gutes Essen zu verzichten. Ich selbst Faste schon seit einigen Jahren mehr oder weniger intensiv und erfolgreich in der Fastenzeit. In der Regel verzichte ich auf die Klassiker: Süßes, Fett oder Alkohol. Ganz ehrlich gesagt, ich weiß nicht ob mir meine Art zu Fasten bisher was gebracht hat. Reinigt das Fasten wirklich den Geist? Ich stelle immer mehr fest, dass die Motivation zum Fasten heute weniger im eigenen Glauben liegt, sondern mehr eine gesundheitliche Angelegenheit ist. Das Ziel ist es mehr und mehr den Körper von überflüssigen Pfunden zu befreien. Mit dem eigentlichen herkömmlichen Sinn des Fastens hat das alles eigentlich nichts mehr zu tun. Ich frage mich: Ist das denn so schlimm?
Ich finde es gibt durchaus gute und sinnvolle Aktionen in der Fastenzeit. Das Autofasten finde ich persönlich ganz gut, wobei ich darauf aus beruflichen Gründen verzichten muss. Wenn ich das Autofasten konsequent durchziehen würde, müsste ich eine persönliche Fastenzeit anknüpfen. Mein Arbeitgeber würde mir dann wohl kaum noch meinen Lohn überweisen und mein Kühlschrank bliebe ungefüllt. Ich benötige mein Auto eben für meine Arbeit und mein tägliches Brot. Das Plastik-Fasten dagegen finde ich ganz witzig. Habt ihr mal probiert wie schwierig es ist im Alltag auf Plastik zu verzichten? Ich denke das ist eine echte Herausforderung und ein Segen für unseren Erdball. Genauso interessant ist die Idee des „Smartphone-Fastens“. Auch diese Art des Verzichtes dürfte für viele, eingeschlossen mich persönlich, sehr schwierig sein. Die evangelische Kirche beteiligt sich seit den 1980ger Jahren mit verschiedenen Aktionen an der Fastenzeit. Gemeinsam mit der katholischen Kirche werden immer wieder neue Möglichkeiten gesucht und gefunden. Das Autofasten z. B entstammt dieser Kooperation.In diesem Jahr beteiligt sich die evangelische Kirche an einer neuen interessanten Fastenaktion. Unsere Kirche im Rheinland stellt sich in diesem Jahr unter das Motto:
„Zeig dich! Sieben Wochen ohne Kneifen!“
Diese Aktion soll dem Selbstrespekt und der Zivilcourage dienen. Diejenigen die sich immer nur verstecken und den Mund halten werden nie gehört. Ein gelassenes Herz bedeutet Leben für den Leib. Heute sollte man zeigen, wofür man steht, was man denkt, glaubt und hofft. Im Zeitalter der sozialen Medien ist es mutig offen seine Meinung auszusprechen. Ganz schnell erlebt man einen Shitstorm oder beschwört eine ungewollte Debatte herauf. Dabei ist Diskussion sehr wichtig! Ohne Rede und Gegenrede kommt unsere Gesellschaft nicht weiter. Ich finde die Idee zu dieser Fastenaktion gut. Ich mach mit!
Ich merke in den letzten Wochen ohnehin, dass ich viel zu müde bin um höfflich zu sein. Immer nur den Menschen nach dem Mund zu reden fällt mir zusehends schwerer und macht mich eigentlich unglücklich. Ich denke ich muss lernen, dass ich es nicht jedem recht machen kann. Vielleicht ist das meine Aufgabe in dieser Fastenzeit. Ich probiere es mal aus!