Zur Kranzniederlegung des Ortsrates – Meine Trauerrede zum Volkstrauertag 2020

Sehr geehrte Gemeindereferentin Frau Haan, sehr geehrter Herr Pfarrer Eder, verehrte Mitglieder des Ortsrates, sehr geehrter Herr Hanson, sehr geehrte anwesende Mitbürger,

von dem Liedermacher Hermann van Veen stammt der Liedtext: „Die Bombe fällt nie“. Hermann van Veen wollte damals in Zeiten des kalten Krieges süffisant darauf hinweisen, dass es wohlmöglich doch eine Zukunft gibt. Wer glaubt heute noch an einen nuklearen Krieg zweier Großmächte?

Vielmehr hören wir heute von Wirtschafts- oder Internetkriegen. Das alles ist kaum zu vergleichen mit den schrecklichen Geschehnissen rund um den 1. und 2 Weltkrieg. Der kalte Krieg, ist mittlerweile Geschichte und wir alle müssen uns täglich gegen das Vergessen stemmen. Wir alle haben in den beiden Weltkriegen Familienangehörige verloren. Ist es nicht unsere Aufgabe das Erinnern zu bewahren ?

Der Holocaust- Überlebende Max Mannheimer sagte einmal: „Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht. “

Mittlerweile gibt es Menschen die behaupten, dass wir alle inmitten eines neuen, ganz modernen Krieges stecken. Die Rede ist davon, dass die Corona-Pandemie als eine Art neue Waffe, eine neue Kriegsform benutzt wird. Aus meiner Sicht besteht alleine eine Verbindung in der Angst. Im zweiten Weltkrieg schützten sich die Menschen in Bunkern vor Bomben. Heute schützen sich die Menschen mit Mund und Nasenschutz vor dem unsichtbaren Killer. Dennoch, die Corona Pandemie als eine neue Form des Terrors darzustellen ist aus meiner Sicht weit hergeholt.

Fakt ist, dass viele unschuldige Menschen an diesem Virus sterben. Allein diese Tatsache verbindet die Opfer der Pandemie mit den Opfern von Krieg und Terror. Wir haben uns heute hier an dem neuen Mahnmal auf dem Friedhof versammelt um im engsten Kreis den Opfern von Krieg, Terror, Fremdenhass und Gewalt zu gedenken. Ich denke da ist noch genügend Platz für die Opfer der Pandemie.

Viele der jüngeren Generation werden sich die Frage stellen, warum man an einem längst aus der Mode geratenen Zeremonie wie einer Kranzniederlegung festhält. Immerhin ist das Ende des zweiten Weltkrieges über 80 Jahre her und in Europa und insbesondere in unserem Land herrscht seitdem Frieden. Der heutige Volkstrauertag ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Er wird seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen und erinnert an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen.

Nach dem ersten Weltkrieg musste unser Heimatort Dirmingen 55 Menschenopfer beklagen. Der zweite Weltkrieg riss noch größere Wunden in unseren Heimatort. Am Ende verloren 182 Menschen in den Kriegswirren ihr Leben. Im Frühjahr des Jahres 1945 war für die Bevölkerung unseres Heimatortes der Krieg zu Ende. Am Ende des zweiten Weltkrieges war unser Heimatort mit 25 Fliegerangriffen die meist bombardierteste Ortschaft unseres Landkreises.

Erstmals waren massive Opfer in der Bevölkerung zu beklagen. Allein 20 Bürgerinnen und Bürger starben während den massiven Angriffen auf unser Dorf. Das jüngste Opfer war grade einmal zwei Jahre alt. Über 20 Gebäude darunter die katholische Kirche, das Gemeindehaus und das Feuerwehrhaus wurden zerstört.

Die heutige Kranzniederlegung hat keinen heroischen Stellenwert. Vielmehr geht es uns darum, den Frieden und die Menschlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Wir müssen unsere Gedenkstähle vor dieser Einsegnungshalle als Mahnmal verstehen. Genau unter diesem Gesichtspunkt macht eine Kranzniederlegung Sinn. An diesem Mahnmal erinnern wir uns daran, dass Krieg, Hass, Verfolgung, Fremdenhass und Terror keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Das Mahnmal soll uns immer wieder seine wahre Botschaft vor Augen führen: Nie wieder Krieg!

In Gedenken an die Opfer von Krieg, Terror, Fremdenhass und Gewalt insbesondere auch in unserem Heimatort Dirmingen legen wir diesen Kranz nieder.

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