Meine Gedanken zum diesjährigen Seniorentag – Haben ältere Menschen genügend Platz in unserer Mitte ?

Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden. (Franz Kafka)

Einmal im Jahr findet für die Seniorinnen und Senioren unseres Dorfes ein besondere Veranstaltung statt. In diesem Jahr wurden, auf Einladung des Dirminger Ortsrates, insgesamt 512 Bewohner unseres Dorfes zum Seniorentag auf Finkenrech eingeladen. Als Voraussetzung diente die Vollendung des 70.Lebensjahres.

Nachdem der traditionelle Seniorentag in den letzten Jahren zusehends an Attraktivität verloren hatte und kaum noch Seniorinnen und Senioren anlockte, hatte unser Ortsvorsteher im vergangenen Jahr die Idee zu einem „Start in den Frühling“ auf Finkenrech. In den Jahren zuvor wurde der Seniorentag im Herbst durchgeführt oder als Fastnachtsveranstaltung im Frühjahr angeboten. Nachdem der Seniorentag mit den Jahren immer schleppender angenommen wurde, war ein Umdenken notwendig. Die Idee zum „Start in den Frühling“ auf Finkenrech war die richtige Entscheidung.

Senioren beim Feiern.

Schon im Jahr 2017 nahmen über 180 Seniorinnen und Senioren, an der ersten Veranstaltung auf Finkenrech teil. Auch in diesem Jahr war der Ortsrat mit der Besucheranzahl durchaus zufrieden. Immerhin nahmen 105 Bewohner unseres Dorfes die Einladung zu der diesjährigen Veranstaltung an. Bei Kaffee und Kuchen, einer schönen Frühlingssuppe und leckeren Getränken genossen die Seniorinnen und Senioren das schöne Ambiente im Landhotel Finkenrech.

Das Duo „Mac und Hennes“ sorgten mit ihrer Musik für gute Stimmung und beste Unterhaltung. Es wurde gegessen, getrunken, gesungen und gefeiert.

Für mich persönlich ist der jährliche Seniorentag immer etwas besonders. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sich meine Großmutter auf die jährliche Seniorenveranstaltung freute. Es ist gerade für uns jüngere Menschen eine wunderbare Gelegenheit etwas zurückzugeben und ein Stück-weit Danke zu sagen.Irgendwie schließt sich immer der Kreis und auch wir werden irgendwann froh sein, wenn man sich etwas Zeit für uns nimmt. Man kann bei solchen Veranstaltungen viel lernen und mitnehmen. Man sollte sich viel öfter die Zeit nehmen um mit älteren Menschen reden.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ältere Menschen oftmals sehr dankbar sind wenn man mit ihnen redet und ihre Anliegen zur Kenntnis nimmt. Das Alter bringt bekannterweise gewissen Probleme mit sich. Da ist es gut, wenn man Gehör geschenkt bekommt und ernst genommen wird. Auch beim diesjährigen Seniorentag erlebte ich viele schöne Momente. Die Stimmung war phantastisch und irgendwie auch mitreißend.

Als die Veranstaltung sich zum Ende neigte kam eine ältere Dame zu mir und sagt:“ Herr Klein, vielen Dank für diesen schönen Tag. Bitte danken Sie auch ihren Kollegen. Es war wunderbar“.

Diese Sätze haben mich sehr berührt und zeitgleich auch sehr nachdenklich gemacht.Finden älteren Menschen in unserem Leben genügend Platz?  “Dass man etwas vermisst, merkt man meistens erst, wenn es zu spät ist”. Stimmt. Die Erkenntnis, dass man mehr hätte tun können kommt meistens zu spät.

Sicherlich, bei uns in Dirmingen gibt es einige Möglichkeiten für Seniorinnen und Senioren. Wir haben die DRK Begegnungsstätte, die Landfrauen, die kirchlichen Einrichtungen mit Frauengruppen und Arbeitskreisen und wir haben den jährlichen Seniorentag. Ist das genug? Können wir nicht noch mehr tun? In anderen Dörfern oder Städten gibt es weitere Ideen die erfolgreich umgesetzt werden. Ein monatliches Senioren-Kaffee ist dabei nur eine von vielen Möglichkeiten.

Oftmals liegt es jedoch überhaupt gar nicht an einer gesonderten Veranstaltung. Wir alle können in unserem Umkreis viel mehr tun. Manchmal genügt ein einfaches Gespräch oder ein freundliches Lächeln. Nehmen wir uns doch einfach mehr Zeit für die älteren Menschen in unserer Gesellschaft. Man ist immer nur so alt wie man sich fühlt. Ich persönlich hatte während der diesjährigen Veranstaltung auf Finkenrech den Eindruck gewonnen, dass unsere Senioren mit sehr viel Lebensfreude Mitten im Leben stehen.

Wie erreichen wir jedoch die Menschen die kaum noch Hoffnung haben und sich ausgegrenzt fühlen ? Was ist mit den Senioren die weniger Selbstvertrauen haben und sich Zuhause verbarrikadieren ? Wie helfen wir den Menschen die Einsam sind und sich verloren fühlen ? Können wir überhaupt mit unseren bescheidenden Möglichkeiten helfen ?

Ich denke wir können vieles tun. Oftmals reicht es schon aus, auf etwas Aufmerksam zu machen und deutlich auf Missstände zu zeigen. Was wir brauchen ist Zivilcourage und den Mut auf andere Menschen zu zugehen. Der diesjährige Seniorentag hat mich dazu ermutigt dies in Zukunft noch intensiver zu versuchen !