Am Beispiel FUNino – Mut zur Veränderung im Kinder-und Jugendfußball

Es könnte sein, dass ich mir mit den nächsten Zeilen nicht nur Freunde mache. Ich bin mir darüber bewusst, dass es in unserem Land mittlerweile fast 80 Millionen Bundestrainer gibt. Gerade im Fußball denken viele Fachleute die passenden Antworten auf alle Fragen zu haben. Seit ich Kreisjugendleiter des Nordsaarkreises bin, versuche ich mit mehr Demut die Belange unseres Jugendfußballs anzugehen. Wer hat schon immer die richtigen Antworten? Veränderungen sind gut und schaden in den seltensten Fällen.

Ich vertrete die Meinung, dass die Veränderungen der letzten Jahre dem Kinder- und Jugendfußball gut getan haben. Der Fußball lebt von Veränderungen und neuen Ideen. Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass solche Sätze bei vielen Experten nicht auf Gegenliebe stoßen. In den letzten 15 Jahren wurden im SFV richtungsweisende Veränderungen im Jugendfußball angetrieben und durchgeführt. Viele dieser Veränderungen mussten sich gegen harte Widerstände durchsetzen. Ich denke an die Spielfeldreform, die Einführung altersgerechte Ballgrößen, die Anpassungen im Hallenfußball, die Einführung der Turnierform im Kleinjugendbereich und die Änderung des Spielsystems sowie die Anpassung der Spielzeiten.

Wenn man sich mit etablierten Fußballtrainern unterhält, wird man feststellen, dass diese Veränderungen die richtigen Schritte in die Zukunft waren. In den letzten Jahren haben wir gelernt, welchen wichtigen Einfluss Eltern auf die fußballerische Entwicklung der Kinder haben können. Ohne die aktive Unterstützung der Eltern wäre unser Kinder- und Jugendfußball kaum noch möglich. Darum müssen wir versuchen die Eltern und Trainern vor Ort in unsere Planungen mit einzubinden.

Unsere Kinder definieren ihren Spaß am Fußball nicht nur über gewonnene Spiele oder Niederlagen.Das wichtigste ist und bleibt die Freude am Fußballspiel. Der Kinderfußball sollte auch zukünftig ständigen Veränderungen unterliegen. Weiterbildung und Ausbildung sind daher dringend notwendig.
Die fußballerische Ausbildung der Kinder hat sich in den letzten Jahren komplett verändert. Heute wird ausschließlich mit dem Ball gearbeitet. Auch das Rotationsprinzip spielt für die heutigen Trainer eine gewichtige Rolle. Es gilt die These: „Wir müssen uns kurzfristig schwächer machen, um langfristig stärker zu werden“.

Das rotieren vor oder während des Spiels fördert die Kinder und Jugendlichen. Ein Jugendspieler sollte lernen auf mehreren Positionen zu spielen. Aus meiner Sicht sollte bis einschließlich zur D-Jugend ohne feste Positionen gespielt werden. 

Nun sehe ich, vor meinem geistigen Auge, viele Trainer die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Dabei sollte man mal über diesen Gedanken nachdenken. Flexibilität spielt im Jugendfußball eine wichtige Rolle. Veränderungen sind gut! Der Fußball entwickelt sich ausschließlich durch Veränderungen und Verbesserungen. Unsere Nationalmannschaft ist auch Weltmeister geworden, weil die Verantwortlichen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben.

Der ehemalige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes Matthias Sammer hatte zu seiner Zeit sein Konzept zur Nachwuchsförderung vorgestellt. Das DFB-Talentförderprogramm, die Leistungszentren der Lizenzvereine oder die Jugend-Nationalteams sollten verbessert und optimiert werden. Es sollten neue Initiativen angestoßen werden und Änderungen vollzogen werden. Am Ende sollte einen alters- und entwicklungsgerechter sowie langfristig angelegter Leistungsaufbau für Talent und Elitespieler stehen. Dabei sollte neuerdings neben der individuellen sportlichen Ausbildung auch auf die Persönlichkeitsentwicklung geachtet werden. Das Hauptaugenmerk sollte bei der Vermittlung von Freude an Bewegung und Spielen liegen. Dabei ging es Sammer nicht nur darum, dass alle Kinder ausschließlich Fußball spielen. Vielmehr sollten für Kleinkinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren eine umfassende Bewegungsschulung erreicht werden. In den Altersstufen sieben bis elf sollten dann die technische und spielerische Vielseitigkeit geschult werden. Die weiteren Ausbildungsschritte sollten vor allem das leistungsorientierte Fußball-Training umfassen. In den Altersstufen 12 bis 15 Jahren sollte mit fußballspezifischem Grundlagentraining die Basis für eine sogenannte beginnende Spezialisierung gelegt werden. Erst im Alter zwischen 16 und 18 Jahren sollte der Schwerpunkt im Spezialisierungstraining liegen.

Eines muss man Mathias Sammer lassen: Er hatte Mut zur Veränderung ! Die sportlichen Erfolge unserer Auswahlmannschaften in den letzten Jahren tragen eindeutig seiner Handschrift.

Als wir in den späten 2000er Jahren im Nordsaarkreis die Spielfeldreform einführten, erntenden wir vielerorts auch herbe Kritik. Heute ist die Spielfeldreform im ganzen Land angekommen. Natürlich ist es viel besser, wenn Kinder auf einem angepassten Spielfeld mit einem altersgerechten Fußball spielen. Wir alle sollten uns Veränderungen positiv entgegenstellen und ruhig auch mal von anderen Sportarten lernen.

Als mein Vor-Vorgänger Rudi Gerber während seiner Amtszeit die Einführung des Hallenfußballs umsetzte wurde er vielerorts belächelt. Heute ist der Budenzauber eine feste Größe im Fußball. Mittlerweile wird in der Jugend Futsal gespielt. Auch diese Veränderungen wurden mit Mut und Willen durchgesetzt. In den modernen Trainingskonzepten des DFB liegt der Schwerpunkt bei den Ballkontakten. Die Kinder brauchen den Ball um zu lernen damit umzugehen. Das Laufen kommt von selbst und sollte in der heutigen Trainingslehre mit Spaß verbunden werden. Kinder benötigen aufgrund ihrer muskulären Strukturen noch kein typisches Aufwärmprogramm.

Nun wurde den ehrenamtlichen Verbandsmitarbeitern im SFV, während einer Klausurtagung in Braunshausen, eine neue Form des altersgerechten Kinder- und Jugendfußballs vorgestellt. Anhand eines Schauturnieres, einiger F-Jugendmannschaften aus unserem Nordsaarkreis, wurde die neue Turnierform FUNino vorgeführt.

Was ist FUNino ? Kurz beschrieben:

FUNiño wird von Fachleuten für die 8- und 9-Jährigen als das am besten geeignetste Fußballwettspiel empfohlen. Aus Sicht der Experten ist es ein ideales Werkzeug ist, um technischen, taktischen, körperlichen und kognitiven Fähigkeiten zu entwickeln. Das Spiel auf 4 Tore im 3 vs 3 bietet viele Lösungsmöglichkeiten und die Spieler können sich in ihrer Kreativität frei entfalten. FUNiño ist deshalb eine optimale Vorbereitung sowohl für den 5er als auch für den 7er Fußball. Natürlich ist diese Art des Spielens auch für ältere Kinder und sogar Jugendliche geeignet. Die Spielfeldausmaße für FUNiño sind 20-25 x 25-30 Meter. Somit haben idealerweise 8 FUNiño Felder auf einem regelrechten Fußballfeld Platz. Auf jeder Grundlinie werden 2 Tore, 2 Meter breit und ein Meter hoch, aufgestellt. Zwischen den Toren muss ein Abstand von mindestens 12 Meter, besser 14 Meter, bestehen. Der Strafraum oder die Schusszone wird durch einen parallel zur Grundlinie verlaufende Linie markiert, die 6 Meter von der Grundlinie entfernt ist. Ein Tor ist nur dann gültig, wenn der Ball vorher von einem Angreifer in die Schusszone gespielt wurde und wenn der Ball vollständig die Torlinie überschritten hat. Eine Mannschaft besteht aus 4 Spielern, 3 sind auf dem Spielfeld. Nach jedem Tor müssen beide Mannschaften einen Spieler auswechseln. Der Wechsel geschieht unter den 4 Spielern in Rotation und immer in der Mitte des Spielfeldes. Es gibt kein Abseits, keine Ecken und keinen Elfmeter. Einen Freistoß gibt es nur im Mittelfeld und in der eigenen Schusszone. Der Ball wird mit einem Pass oder einer Ballführung ins Spiel gebracht. Bei einem Regelverstoß der Verteidiger in ihrem Strafraum gibt es einen Strafangriff für den Gegner. 

Die Kinder der F-Jugendmannschaften,die FUNino in Braunshausen vorstellten, hatten eine Menge Spaß und auch die Trainer lobten nach anfänglicher Skepsis diese neue Spielform.

Nun möchte ich die zahlreichen Trainer und Betreuer der F-Jugenden in unserem Kreis beruhigen. Keine Angst, wir werden jetzt nicht Knall auf Fall alles wieder ändern und nun ausschließlich auf die Marke FUNnio setzen. Was aber spricht dagegen, diese Spielform einmal vorzustellen und als Möglichkeit anzubieten? Vielleicht gibt es Trainer und Betreuer die mit dieser neuen Spielform etwas anfangen können und gefallen daran finden ?

Lasst es uns doch einmal probieren! Lasst uns weiterhin neue Wege gehen! Lasst uns Veränderungen anstreben zum Wohle unseres Kinder- und Jugendfußballs.

Ich bin überzeugt davon:

Der Fußball wird davon profilieren und sich weiterentwickeln.

Der Kinder- und Jugendfußball braucht immer auch Mut zur Veränderung.