Von steinernen Zeitzeugen einer glorreichen Epoche – Geschichte der Bergmannsbauern in Dirmingen

„Beegels“

Unser Land wurde auf Kohle und Stahl erbaut. Mit der Einstellung des Steinkohlebergbaus an der Saar endete am 30. Juni 2012 eine Ära. Mehr als zwei Jahrhunderte wurde das Saarland wirtschaftlich und kulturell vom Bergbau und der Stahlindustrie geprägt. Inzwischen hat sich die Politik darauf verständigt, die Erinnerungskultur und die Geschichte des Bergbaus auch für die zukünftigen Generationen zu bewahren. Die Geschichte des saarländischen Bergbaus ist bis heute in jedem saarländischen Dorf zu spüren. Die damals in den Dörfern lebenden Bergmannsbauern machten das saarländischen Revier zu einer eigenen Marke.

Mit dem Beginn der Industrialisierung im späten 18.Jahrhundert änderte sich auch das Leben der Menschen in den Dörfern. Die Nutzung der eigenen Landwirtschaft wurde erstmals hinterfragt. In dieser Zeit wurde durch das ständige Bevölkerungswachstum die Teilung das verfügbare Ackerlandes zunehmend verkleinert. Die Menschen suchten Möglichkeiten um leichter zum Wohlstand zu gelangen. Der Bergbau bot hier einige interessante Lösungen. Mit Hilfe einer Bauprämie der Knappschaft konnte eine junge Familie damals ein kleines Häuschen errichten. Zu dem Einfamilienhaus gehörten in der Regel eine Scheune, ein Stall für die Kühe, die Ziegen, das Schwein, die Hühner und Gänse. Im beiliegenden Gemüsegarten wurden Obst und Gemüse angepflanzt. Während der Mann tagsüber auf der Grube malochte, kümmert sich seine Frau neben der Gartenarbeit um den Haushalt und die Kindererziehung.

„Peddersch“

Im 19. Jahrhunderts, der Zeit der Industrialisierung, eröffneten staatliche Preußische Bergbauverwaltung innerhalb von kurzer Zeit eine ganze Anzahl Steinkohlebergwerken. Die Straße durch Dirmingen war zu dieser Zeit als sogenannte Kohlenstraße bekannt. Die Infrastruktur unseres Dorfes wurde dadurch gestärkt. Viele Kleinbauernfamilien suchten ein neues Auskommen in den ortsnahen Kohlegruben. Für viele selbstständige Bauern bot der Bergbau die Möglichkeiten einen schrittweisen Übergang zum Industriearbeiterdasein. Auf diese Art und Weise entstanden im Saarland die typische Bergmannsbauern. In den saarländischen Dörfern entstanden die typischen Bauernhäuser der Bergmannsbauern. In Dirmingen, dass früher ein wohlhabendes Bauerndorf war, findet man immer noch diese schönen Häuser der Bergmannsbauern. In Dirmingen gab es eine Zeit, in der es kein Haus ohne einen eigenen Stall gab. Oftmals lag der Stall im Kellergeschoss oder er war einfach am Haus angebaut und wurde durch eine Wand von der Wohnung getrennt.

Lange Zeit spielte die Landwirtschaft in Dirmingen eine gewichtige Rolle. Bis zum Mitte des 20.Jahrhunderts lebten noch ein Viertel der Erwerbstätigen von der Landwirtschaft. Nach den 1950-ger Jahren ging die Beschäftigungsrate rapide zurück. Das Ende der Bergmannsbauern kam durch eine kostengünstigere Lebensmittelversorgung. In den 1960-ger Jahren stiegen die Löhne der Bergarbeiter und die Lebensverhältnisse verbesserten sich. In der Zeit 1955 bis 1970 gaben die meisten landwirtschaftlichen Kleinbetriebe ihren Hof auf. In Dirmingen gibt es noch heute steinerne Zeugen aus der Zeit der Bergmannsbauern. In unserem Dorf gab es zwei verschieden Häuserarten. Das „Südwestdeutsches Bauernhaus“ und das von den Bergmannsbauern geprägte Arbeiterbauernhaus.

Das „Südwestdeutsche Bauernhaus“ entwickelte sich nach dem dreißigjährigen Krieg gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Viele der Dirminger Bauernhäuser entsprechen diesem Baustil. Das Einfamilienhaus vereint Wohn- und Wirtschaftsgebäude unter einem Dach. In dem Gebäude waren Wohnhaus, Kuhstall, Scheune, Pferdestall untergebracht. Das Süddeutsche Bauernhaus war ein quergeteiltes, freistehendes Einhaus mit einem langgestreckten, rechteckigen Grundriss. Wohnteil und Wirtschaftstrakt waren quer zur Firstrichtung unter einem Dach angesiedelt.Mit dem Berufsstand des Bergmannsbauern entstand der Häusertyp des Arbeiterbauernhauses. Das sogenannte Arbeiterbauernhaus war ähnlich gegliedert wie das „Südwestdeutsche Bauernhaus“.In der Regel war es jedoch viel kleiner als das „Südwestdeutsche Bauernhaus“.

„Stänmetze“

Obwohl im Krieg viele Arbeiterbauernhäuser zerstört wurden, finden wir noch heute viele dieser alten Bauten die von einer längst vergangen Zeit berichten. Mit dem Ende des Bergbaus an der Saar wurde für unser Land ein historisches Kapitel geschlossen. Wir alle sind angehalten die Erinnerung und das Gedenken an eine wichtige Epoche zu erhalten. Die alten Bauernhäuser in Dirmingen erinnern an unsere Vorfahren und an die Geschichte unseres Dorfes. Dirmingen wurde auf Kohle und Stahl erbaut. Die Landwirtschaft spielte in unserem Dorf jedoch eine ganz gewichtige Rolle. Anhand des Dirminger Bauernhauses „Beegels“ kann man den Wandel der Zeit sehr gut erkennen.

Es gibt in Dirmingen jedoch weitere Beispiele der orstprägenden Arbeiterbauernhäuser und „Südwestdeutschen Bauernhäusern“. Wenn wir durch unser Dorf spazieren finden wir die Anwesen “ Äschekloose“, „Beyersch“,“ Gehanniggels“,“Graweschneidersch“, „Hansneggels“ oder auch das alte Haus „Stänmetze“, an dessen Form man noch heute die alte Bauweise deutlich erkennen kann. Die beiden Bauernhäuser der Familien „Beegels“ und „Peddersch“ stehen heute unter Einzeldenkmalschutz. Auch meine Vorfahren lebten im Arbeiterbauernhaus „Zimmermichels“. Weitere Beispiele gibt es in Dirmingen genügend !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert