Vom alteineingessenen Gasthaus „Schuhannesse“ im Herzen von Dirmingen

Dorfkneipen waren früher für die Einwohner unseres Heimatortes fester Bestandteil des Ortsgeschehens. In den vergangenen Jahrzehnten haben viele Kneipen im Saarland ihre Türen für immer geschlossen. Wirtshäuser wie das alteingesessene Gasthaus „Schuhhannesse“ waren mal der Mittelpunkt eines jeden Dorfes. Das ist jedoch lange her und mittlerweile kämpfen die Dorfkneipen ums Überleben. Einer Studie zufolge schließen im Schnitt jedes Jahr mehr als tausend Wirtshäuser in Deutschland. Viele dieser Gaststätten sind historisch gewachsene Kneipen im traditionellen Familienbetrieb.

„Kerwetreiwe- Schuhhannesse“

Die noch verbliebenen Wirtshäuser mussten sich dem Wandel der Zeit anpassen und ihr Angebot ändern. Die alten Bierkneipen in ihrer ehemaligen Form gibt es kaum noch. Früher war es eine Selbstverständlichkeit, dass die Bergmänner oder die Hüttenarbeiter nach ihrer Schicht noch auf ein Pils zum Stammtisch kamen. Heute kann sich eine Gaststätte von den wenigen, nur Bier trinkenden Stammgästen, kaum noch über Wasser halten. Viele Gaststätte haben sich deshalb in den letzten Jahren auf Familienfeiern und Ausflugsgäste spezialisiert. Früher war die Nähe zur „Schäfer Brauerei“ ein Segen für viele Kneipen und Gaststätten unseres Ortes. In Spitzenzeiten gab es in unserem Dorf über 20 Wirtshäuser. Heute hat sich dies relativiert. Man kann in der heutigen Zeit froh sein, dass es überhaupt noch Anlaufstellen für die Dorfgemeinschaft gibt.

Inge und Rita

Das ganze Saarland ist vom Kneipensterben bedroht……das ganze Saarland? Nein! In Dirmingen gibt es die kleine, alteingesessene Gaststätte Namens „Schuhhannesse“. In dieser feinen, recht kleinen, liebenswürdig eingerichteten Kneipe scheint die Welt noch in Ordnung. Im „Schuhhannesse“ trifft man sich noch heute auf ein Bier, zur Geburtstagsfeier, zum „Im’s“, zum „Hähnchenessen“ oder zur „Kerb“. Beim Rita und Inge scheint die Zeit still zustehen. Hier gibt es noch, bei einem gut gezapften Pils, dass klassische Thekengespräch. Die beiden „Wirtsfrauen“ Rita und Inge haben ihr Handwerk von der Picke auf gelernt und wissen genau wie man eine Gaststätte zu führen hat. Das Gasthaus „Schuhannesse“ wird seit über 120 Jahren, in alter Familientradition, von Rita Guthörl und ihrer Schwester Inge liebenswert und gut bürgerlich geführt. Die kleine Kneipe, in der Ortsmitte, ist ein Stück Dirminger Geschichte und längst über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Im „Schuhannesse“ wird Dirmingen gelebt. An den Wänden hängen alte Bilder aus unserem Dorf und in der Mitte der Wirtschaft können sich die Gäste im Winter am Kamin wärmen. Beim „Schuhhannesse-Rita“ kann man sich fallen lassen und wohlfühlen. Hier wird immer irgendwas geboten und nicht zuletzt, hört man im „Schuhhannesse“ auch immer, was gerade im Dorf los ist.

Links „Alt Schuhhannesse“

Die Geschichte der Gaststätte „Schuhhannesse“ begann vor über 120 Jahren in unserer Ortsmitte. Der Gaststättengründer war der damalige Landwirt und Ortsvorsteher Peter Heintz, ein Nachkomme des ehemaligen evangelischen Pfarrers Heintz. Im Jahre 1860 richtete Peter Heintz in seinem Bauernhaus eine Gaststätte ein. Genau gegenüber der heutigen Gaststätte „Schuhhannesse“ entstand damals eine Weinwirtschaft. Zu der damaligen Familie gehörte ein lediger Onkel, der neben der Gaststube das ehrbare Schumacher-Handwerk betrieb. Aus diesem Zusammenhang ergab sich im Dirminger Volksmund die Bezeichnung „Schuhannesse Wirtschaft“. Diese Bezeichnung hat sich auf die nunmehr gegenüberliegende heutige Wirtschaft bis zum heutigen Tag gehalten. Die frühere Gastwirtschaft „Alt-Schuhannesse“ diente im vorigen Jahrhundert als Raststätte für den Transportverkehr mit Fuhrwerken aller Art auf der sogenannten „Kohlen -und Erzstraße“. Irgendwann übergab der Land- und Gastwirt Peter Heintz, dem aus der Verwandtschaft der nahe gelegenen „Guthörls Mühle“ kommenden Sohn Jakob Guthörl, den Gesamtbetrieb des Hauses „Schuhannesse“. Zu der damaligen Zeit umfasste der Betrieb „Schuhannesse“ drei Gebäudeteile: das Stammhaus mit Wohnung, Gaststube, Schuhmacherei und Scheune, die Stallung und Geräteschuppen, mit einem im 2.Stockwerk hergerichteten Fest – und Tanzsaal. Im Jahre 1903 heiratete Jakob Guthörl, alias „Schuhannesse Jäb“, die Ida Guthörl vom Hosterhof. Nachdem das alte Gasthaus „Alt „Schuhannesse“ aufgegeben wurde eröffnete Jakob Guthörl im Jahre 1904 die noch heute existierende Gaststätte „Schuhannesse“. Seitdem hat das Gasthaus „Schuhannesse“, in alter Tradition, bis heute Bestand. Jakob Guthörl starb 1964 im Alter von 94 Jahren und überließ seinem Sohn Richard das Anwesen samt Gaststätte. Auch der Sohn Richard leitete, mit seiner Ehefrau Else und mit viel Hingabe, die Wirtschaft mit Nebenraum für Sonderveranstaltungen. Die beiden Töchter Rita und Inge führen den Familienbetrieb bis heute erfolgreich weiter. Im Jahre 1940 wurde das alte Gast -und Bauernhaus Guthörl abgerissen und der Platz eingeebnet. Heute befindet sich genau an dieser Stelle ein Geschäfts- und Arzthaus. Den vorliegenden Quellen zufolge müsste das ehemalige Gasthaus „Alt-Schuhannesse“ um das Jahr 1750 erbaut worden sein. Na, wenn das mal nicht ein Stück echte Dirminger Geschichte ist!

„Schuhannesse“

Ich finde es wichtig und gut, dass unser „Schuhhannesse“ auch im Jahre 2018 noch existiert. Ich hoffe, dass dies auch noch eine gute Weile so bleibt. Wir alle sind gut beraten, alte Traditionen zu pflegen und alt bewährtes zu erhalten. Was wäre unser Dorf ohne „Schuhhannesse“ ?

Hopfen und Malz, Gott erhalt’s !

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