Dirminger Kulturecke – Postfiliale in Dirmingen hat Tradition

In der Dirminger Kulturecke erfahren Sie alles was Sie schon immer über Dirmingen wissen wollten oder wissen sollten. Wussten Sie schon, dass in Dirmingen die erste Postagentur am 01.Juni 1885 eröffnet wurde?

Geschäfte, Kassen und Poststellen sind wichtige Standortfaktoren für die Gemeinden in unserem Land. In den letzten Jahren wurden immer mehr Postagenturen aus den Dörfern abgezogen. In Dirmingen gibt es seit 1885 eine Poststelle. Diese Tatsache ist nicht zuletzt dem aufopferungsvollen Engagement einiger Dirminger Geschäftsleute zu verdanken. Fakt ist, dass die Post die Bedingungen für private Betreiber seit Jahren immer unattraktiver gestaltet. Die letzte reine Poststation wurde in den 1980-ger Jahren im heutigen evangelischen Gemeindehaus geführt. Danach wurde die Postfiliale ausschließlich in vorhandenen Geschäftsräumen untergebracht.

Altes Poschdehaus

Heute ist die Dirminger Postfiliale in den Geschäftsräumen „Schreiben und Schenken“ der Familie Gordner integriert. Dabei hat die Post in Dirmingen eine gewisse Tradition. Die erste Postagentur in unserem Dorf wurde im Jahre 1885 eröffnet und bis einschließlich 31.Juli 1904 von dem Ackerer Peter Guthörl verwaltet. Dabei unterstand die Dirminger Poststelle bis zum 31.März 1909 dem Postamt Illingen. Erst ab dem 31.August 1909 gehört die Dirminger Postagentur zum selbständigen Postamt Eppelborn. Am 01. August 1904 übernahm Johann Nikolaus Heintz die Dirminger Postagentur. Der Dirminger Nikolaus Heintz leitete die dorfeigene Postagentur bis zum 30.November 1935 im eigenen Anwesen in der Ortsmitte. Zu dieser Zeit entstand im Volksmund der Begriff „Poschdehaus“. Die erste Fernsprechstelle in den Posträumen, im „Poste Haus“, wurde vermutlich am 30.August 1900 eingerichtet. Vor einigen Tagen wurde die letzte offizielle Telefonanlage in der Ortsmitte abgebaut. Heute erinnert nichts mehr an das alte „Poschdehaus“ in der Ortsmitte. Den älteren Mitbürgern ist das alte „Poschdehaus“ heute noch in guter Erinnerung. Als das Gebäude abgerissen wurde entstand an gleichem Ort ein neues Gebäude mit Gastwirtschaft, Geschäftsräumen und Wohnungen.

Wo früher das Poschdehaus stand

Vom 01.Dezember 1935 bis zum 15.April 1954 leitete der Dirminger Kaufmann Otto Schwammbach die Poststelle in seinen eigenen Räumen in Dirmingen. Am 15.Dezember 1951 erhielt Dirmingen eine im Gemeindehaus untergebrachte automatische Fernsprechvermittlung mit 30 Hauptanschlüssen und der Vorwahl 06827. Neben den Benutzern aus Dirmingen wurden die Ortschaften Berschweiler und Urexweiler angeschlossen. Im zweiten Weltkrieg wurde die Poststelle im Hause Schwammbach zerstört. Die evangelische Volksschule in der Urexweilerstrasse diente kurzzeitig als neue Anlaufstelle. Nach dem Krieg wurde die Postfiliale in Dirmingen aufgelöst. Am 17. November 1947, einen Monat vor der Gründung des teilautonomen Saarlandes , ordnete die französische Militärregierung in Baden-Baden die Einrichtung einer eigenen saarländischen Post- und Fernmeldeverwaltung an. Es wurde eine Regelung der Beziehungen zwischen Frankreich und dem Saarland auf dem Gebiet des Postwesens festgelegt. Aus der bis dahin bestehenden „Oberpostdirektion Saar“ wurde durch Verfügung der französischen Militärregierung, die „Post-, Telegraphen- und Telephon-Verwaltung des Saarlandes“ mit Sitz in Saarbrücken.

Telefonzelle der Post in der Ortsmitte

Im Jahre 1954 übernahm der Postbetriebsleiter Heinrich Guthörl das neue Dirminger Postamt. Nach außen zeigte sich eine sichtbare Abgrenzung des Saarlandes zum deutschen Postwesen. Die Farbe der saarländischen Post war zunächst nicht gelb wie im übrigen Bundesgebiet, sondern Grün. Im Saarland wurde damals die Farbe Grün (Smaragdgrün) für der Anstrich der Briefkästen und der Postfahrzeuge verwendet. Bis zum Jahre 1964 hatte die Dirminger Postagentur eine echte Odyssee hinter sich gebracht und war zwischenzeitlich in vielen verschiedenen Örtlichkeiten untergebracht.  Zeitweise fand die Post sogar in der alten Guthörl‘schen Mühle ein Zuhause.  In der Zeit vom 22.Juli 1957 bis zum 21.November 1959 war die Post im alten Dirminger Gemeindehaus untergebracht. Nach dem Abriss des alten Gemeindehauses musste erneut eine neue Bleibe gesucht werden.

Post im ev. Gemeindehaus

Am 24.November 1964 wurde die Post in das neue evangelische Gemeindehaus verlegt. In diesen Räumen fand das sogenannte Zweigpostamt endlich eine feste Bleibe. Im Jahre 1992 wurde die Zweigpoststelle im evangelischen Gemeindehaus aufgelöst und als Postfiliale in die Geschäftsräume von Tabak Seibert/Gordner dem heutigen Geschäft „Schreiben und Schenken“ integriert.  Seit dieser Zeit befindet sich die Poststelle in diesem alteingesessenen Dirminger Geschäft. Letztlich ist es also dem Engagement des Geschäftsinhabers der Familie Gordner/Seibert zu verdanken, dass es noch eine Poststelle in Dirmingen gibt.

In den 1970- ger Jahren wurde die Poststelle im evangelischen Gemeindehaus Dirmingen überfallen. Meine Oma war zu diesem Zeitpunkt als Kunde in der Poststelle. Die ganze Geschichte ist glimpflich ausgegangen und meine Oma kam mit dem Schrecken davon. Meine Großmutter erzählte mir damals, dass die Räuber sie freundlich und respektvoll behandelten. Während sich alle anderen Kunden auf den Boden legen mussten, durfte meine Oma aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters stehenbleiben. Ich hatte mich immer über diese kleine Geschichte amüsiert.

Die Post ist die Trösterin des Lebens, denn sie verwandelt Abwesende in Gegenwärtige. (Voltaire (1694 – 1778),

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert