Frohe Ostern – Von Bräuchen, Symbolen und dem christlichen Ursprung
Osterhase, Ostereier suchen, Osterfrühstück, Familienfest, Sonnenschein und gutes Essen….so stellen sich die meisten von uns das Osterfest vor ? Genauso, wie an Weihnachten, zählt auch zu Ostern nur der Konsum. Schon zur Fastnacht werden in den Discountern die ersten Schokohasen angeboten. Ich stelle mir schon lange die Frage, in wieweit ich meinem Glauben und dem eigentlichen Sinn des Osterfestes gerecht werde.
Für die Christen ist Ostern das größte Fest. Jesus Christus hat den Tot besiegt und ist auferstanden. Seitdem hofft die Christenheit auf das ewige Leben. Inzwischen ist Ostern längst zu einem Familienfest und weniger zu einem christlichen Fest geworden. Wir leben in Zeiten, in denen man darüber diskutiert, ob man die Ostertage, insbesondere den „Kar-Freitag“ oder den Ostermontag weiterhin als Feiertag führt oder besser abschafft. Ausgerechnet im christlichen Abendland gerät das Osterfest immer mehr an den Rand. Hauptsache ein paar Tage frei und mehr Zeit mit der Familie und mit Freunden genießen. Warum wir eigentlich Ostern feiern, haben viele heute vergessen.
Ich persönlich habe meine Kinder immer über die einzelnen Feiertage informiert und ihnen erklärt, welchen historischen oder christlichen Hintergrund die Festtage haben. Meine Kinder wurden nie zum Kirchgang gezwungen, aber sie sollten wissen um was es geht. Mir war es immer wichtig, dass meine Kinder mitreden können und zumindest wissen von was sie reden.
Aus meiner Sicht besteht das Osterfest nicht nur aus gutem Essen, herrlichen Leckereien, einem Osterbraten, aus Schokoladeneiern oder Schokoladenhasen, sondern es hat auch etwas mit vielen alten und schönen Osterbräuchen zu tun. Das bekannteste Symbol des Osterfestes ist der Osterhase. Ich habe mir eigentlich nie darüber Gedanken gemacht warum ausgerechnet der Osterhase die Eier bringt. Dabei wird der Hase schon sehr lange als Frühlingsbote angesehen. Die Ostereier haben allerdings einen besonderen Ursprung. Zu Ehren der heidnischen Frühlingsgöttin Ostara, die dem Osterfest seinen Namen gab, schenkten sich die Menschen im 15. oder 16 Jahrhundert Hühnereier. Diese Eier galten als Symbol der Fruchtbarkeit. Der katholischen Kirchen war dieses Ritual natürlich ein Dorn im Auge. Um den harten Strafen der Kirche zu entgehen, versteckten die Menschen ihre Eier. So entstand auf seltsame Art und Weise die Ostereiersuche. Irgendwann wurden aus den Hühnereiern schließlich Schokoladeneier und am Ende sogar kleine Geschenke. Die katholische Kirche machte letztlich aus der Not eine Tugend und verwies schließlich darauf, dass die Eier ein Zeichen für das neue Leben sind und als Symbol für die Auferstehung gelten. Ist dies nun ein Mythos oder Legende oder einfach nur Geschichte?
Heute ist der Hype um die Ostereier explodiert und aus den bunten Eiern wurden längst teure Spielsachen. Viele Familien legen heute den Fokus eher auf die Ostergeschenke und das deftige Festessen. Kein Gedanke mehr an die Auferstehung Jesu Christi oder den eigentlichen Sinn des Osterfestes. Dabei bin ich keineswegs besser als die anderen. Auch ich freue mich über einige Tage Ruhe und Entspannung. Kein Stress, viel Schlaf und viel gutes Essen. Wo wir wieder beim Thema sind: Ist das unsere Art mit dem größten christlichen Fest umzugehen? Einem Pressebericht zufolge wissen die Mehrzahl der deutschen Bevölkerung unter 40 Jahren nicht mehr genau um was es an Ostern eigentlich geht. Ganz einfach: Jesus Christus wurde verraten, verurteilt und getötet. Am dritten Tag ist von den Toten auferstanden. Für die Christen ist dies der Ursprung allen Seins! Christus hat den Tod besiegt und ist zum Leben erweckt.
Früher zogen in der Karwoche immer die Klepperkinder durch unser Dorf. Mit Hilfe einer Klapper oder Rappel gingen die Kinder singend durch die Straßen um mit unterschiedlichen Sprüchen an die Gebetszeiten oder Gottesdienste zu erinnern. Meine Mutter sagte mir dann immer: „Die Kinder müssen Kleppern, weil die Glocken in Rom sind“. Ich hab das als Kind nie verstanden und habe mich lange gefragt wie die wohl vom Gänseberg die schweren Glocken nach Rom bekamen und wieder Nachhause. Natürlich handelt es sich bei dieser Geschichte um eine Legende. Dennoch war es durchaus üblich, dass früher den Kindern diese Geschichte erzählt wurde
Das Osterfest beginnt am Gründonnerstag, dem „Grein“-(Wein-Donnerstag). Jesus feiert mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl und wird von Judas verraten. Noch in der gleichen Nacht wurde Jesus von den Soldaten festgenommen. Am Tag darauf, dem „Kar-Freitag“ wurde Jesus gefoltert und zum Tode verurteilt. Auf Golgatha wurde er gekreuzigt und verstarb zur 15. Stunde des Tages. Jesus wurde in einer Höhle bestattet, vor die man einen großen Stein rollte. Am „Kar-Samstag“ herrschte tiefe Trauer und Jesus sollte endlich seine ewige Ruhe finden. Das Wort „Kar“ leitet sich vom althochdeutschen Begriff „kara“ ab und bedeutet so viel wie Kummer oder Klage. Am dritten Tage, dem Ostersonntag, kamen einige Frauen zur Grabstätte, um dem Verstorbenen zu gedenken. Seltsamerweise war der Stein weggerollt und die Höhle war offen, das Grab war leer. Ein Engel erschien und verkündete, dass Jesus von den Toten auferstanden sei und wieder unter den Lebenden weilte. Diese Auferstehung feiern die Christen am Ostersonntag. Ostern, die Trauer ist vorüber und die Zeit der Freude beginnt.
Alles Humbug und Nonsens werden jetzt einige Zeitgenossen brüllen. Am Ende geht es um Glauben und Glauben heißt bekanntlich nicht wissen. Warum haben wir uns von unserem Glauben entfernt? Zugegebenermaßen ist das Bodenpersonal des „Lieben Gott“ alles andere als zuverlässig. Auch die Diener Gottes sind halt Menschen und haben ihre Fehler und Eigenheiten. Ich glaube, dass viele Menschen allein wegen der Kirche ihren Glauben aufgegeben haben. In den letzten 1000 Jahren hat sich die Kirche nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Kirchenaustritte sind an der Tagesordnung. Die Kirche hat sich von ihren Schäfchen entfernt und vieles ist für den kleinen Mann oder die kleine Frau kaum noch zu verstehen. Schade, der eigene Glaube kann helfen das Leben zu meistern und die Kirche kann Heimat und Halt geben.
Heutzutage sehnen sich viele Mitmenschen aus einem ganz anderen Grund nach dem Osterfest. Dabei geht es jedoch nicht um den Glauben, sondern vielmehr um das erfolgreiche Ende der 40 -tägigen Fastenzeit. Auch das Fasten hat seinen christlichen Ursprung längst verloren und wurde längst von Fitnessgurus und Gesundheitsfanatikern modernisiert. Heutzutage wird alles gefastet: Autofasten, Müllfasten, PC-Fasten usw. Ich frage mich wo bleibt der Glaube? Spielt er überhaupt noch eine Rolle oder versecken wir uns alle nur hinter unseren christlichen Traditionen?
Das Fest der Auferstehung wird von den christlichen Kirchen mit besonderer Liebe in festlichen Gottesdiensten gefeiert. Vielerorts wird in der Osternacht vom Karsamstag auf Ostersonntag in der Morgendämmerung die Osterkerze entzündet. Sie ist ein Symbol der Auferstehung, des Sieges des Lebens über den Tod. In viele Gemeinden, wie z.B bei der ev. Kirchengemeinde Dirmingen, gibt es nach dem Sonntagsgottesdienst auch ein Osterfrühstück. Eine besonders schöne Tradition ist das entzünden eines Osterfeuers. Meistens wird in der Nähe der Kirche, vor Beginn des Gottesdienstes, ein großes Feuer angezündet. Das Osterfeuer ist nichts anderes als eine Feuerwache für die Nacht. Die Christen erwartet die Erlösung durch ihren Herrn Jesus Christus. Anschließend wird die Osterkerze am Osterfeuer entzündet und in die dunkle Kirche getragen. In meiner Kirchengemeinde haben wir bisher auf die Tradition des Osterfeuers verzichtet. Allein der Früh-Gottesdienst und das österliche Frühstück sind seit vielen Jahrzehnten Tradition. In diesem Jahr wird in meiner Gemeinde erstmals ein Osterfeuer gezündet. Ich freue mich darauf und hoffe auf eine neue wunderbare Erfahrung. Mal sehen was kommt.
Übrigens die ersten Christen hatten ein ganz anderes Symbol für ihren Glauben. Das wohl älteste und bekannteste Symbol der Christen ist ein Fisch. Aus Angst vor Verfolgung zeigte die ersten Christen mit diesem Zeichen: Wir gehören zu Jesus Christus. Auf Griechisch heißt Fisch „ICHTHYS“. Die einzelnen Buchstaben dieses Wortes können jeweils den Anfang eines neuen Wortes bilden. Zusammen entsteht daraus ein kurzes Glaubensbekenntnis: IESOUS CHRISTOS THEOU YIOS SOTER = Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser. Hintergrund des Fisch-Symbols ist das Wort das Jesus an seine Jünger Petrus und Andreas richtete: „Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (Matthäus 4,19). Demnach sind Christen Menschen, die wie Fische im Wasser (der Taufe) schwimmen. Man stelle sich einmal vor, Jesus wäre nicht am Kreuz gestorben, hätte sich dann das Fisch-Symbol als Zeichen der Christen behauptet ? Irgendwie kann und will man sich das kaum vorstellen. Nein, es ist schon gut so, wie es ist. Das Kreuz ist und bleibt für die Christenheit das wichtigste Symbol.
Sei’s drum. Egal ob ihr Ostern aus christlichen oder weltlichen Beweggründen feiert. Ich hoffe ihr genießt einige schöne Tage in den Kreisen eurer Familie und eurer Freunde. Vielleicht habt ihr ja Lust bekommen euch zu öffnen und möchtet einen Gottesdienst oder ein Hochamt eurer Wahl besuchen? Vielleicht bleibt es am Ende nur eine Erfahrung oder aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Zu Ostern muss ich immer verstärkt an meinen Konfirmationsspruch denken. In Johannes 11,25 sagt Jesus: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt und wer Lebt und glaubt an mich wird nimmermehr sterben.“
Ein schöner Gedanke, oder?
Frohe Ostern!