Quo Vadis? Saar-Fußball steht vor richtungsweisenden Veränderungen

Seit 2006 bin ich nun im Kreisjugendausschuss Nordsaar tätig. Praktisch betreibe ich nun seit meinem 18. Lebensjahr ehrenamtlich Jugendarbeit. Zunächst als Jugendtrainer, Betreuer und später als Jugendleiter in meinem Heimatverein dem SV Dirmingen. Wenn man so will, bin ich die meiste Zeit meines Lebens im Jugendfußball aktiv und mache diese Arbeit bis heute auch sehr gerne. Ob man mir es glaubt oder nicht, mein Hauptaugenmerk liegt dabei immer im Wohl der Vereine. Weil ich selbst 18 Jahre Jugendleiter in einem kleinen Dorfverein war, kenne ich die Probleme und Sorgen der Vereine sehr gut.

Seit 2014 leite ich als Kreisjugendleiter die Geschicke der Jugendbteilungen in den Vereinen des Nordsaarkreises. Im Kreisjugendausschuss Nordsaar organisieren wir die Pflichtfreundschaftsspiele und den Meisterschafts-Spielbetrieb in unterschiedlichen Alters- und Spielklassen. Darüber hinaus führen wir Pokalwettbewerbe durch und veranstaltet in den Wintermonaten Hallenturniere. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der Talentsichtung und der Talentförderung. Nicht vergessen dürfen wir die Förderung verschiedener Kooperationen mit Schulen und das Angebot an Aus -und Weiterbildungsveranstaltungen. Es gibt viel zu tun und trotz der Hektik und vieler kleiner Probleme macht uns die Arbeit im Kreis, für den SFV, immer noch sehr viel Spaß. Man darf nicht vergessen, dass es sich bei unserer Tätigkeit um ein Ehrenamt handelt.

Ich persönlich habe meine ehrenamtliche Tätigkeit im Verein und im Verband immer auch mit dem Wohl der Kinder -und Jugendlichen in den Vereinen verbunden. Schließlich geht es doch nur um unseren Fußball-Nachwuchs. Alles andere sind Randerscheinungen und nicht so wichtig! Wir sollten darauf achten nicht nur den Spitzenfußball, sondern auch den Breitenfußball zu fördern. Talentförderung ist wichtig und lobenswert. Darüber hinaus dürfen wir jedoch nicht die Breite unseres Jugendfußballs vergessen. Jedes Kind und jeder Jugendliche ist wichtig. Ganz oft übernehmen gerade diejenigen, die über wenig Talent verfügen, ein Ehrenamt oder werden Schiedsrichter. Zum Wohle der Vereine brauchen wir alle Kinder. Die großen Talente und diejenigen mit etwas weniger Fußballtalent ausgestattet sind. Vielleicht schlummert in manchem Kind ein Talent, das uns auf anderer Ebene viel weiterbringt.

Der Spaß am Fußball und das persönliche Erfolgserlebnisse jedes einzelnen Kindes muss immer im Vordergrund stehen. Wichtig ist auch die Verbesserung der individuellen spielerischen Fähigkeiten. Der DFB möchte nun diese Ziele mit einer neuen Spielformen in den Altersklassen von der U 6 bis zur U 11 umsetzen. Diese neue Spielformen sollen nun ab der kommenden Saison 2019/2020 für G-, F- und E-Jugend bundesweit durchgeführt werden. Der Saarländische Fußballverband ist eigentlich schon ein Stück weiter und praktiziert einige dieser neuen Spielformänderungen schon seit Jahren. Im Kern geht es bei diesen neuen Spielformen um kleinere Mannschaftsgrößen auf kleineren Spielfeldern. Auch die Torgrößen rücken mehr in den Vordergrund. Um den Leistungsdruck zu minimieren und die sportliche Entwicklung der Kinder zu fördern soll das Hauptaugenmerk im Leistungsbereich ab der D-Jugend erfolgen. Normalerweise wollte unser Verband ab der kommenden Saison auch Änderungen in der E-Jugend vollziehen. Letztendlich war man jedoch der Meinung, dass es in Anbetracht der Kürze und der schon vorhandenen Spielform nicht gut ist Änderungen übers Knie zu brechen. Der Weg bleibt das Ziel.

Wir befinden uns in einer Zeit voller Veränderungen. Der Verbandsjugendausschuss im SFV hat schon einiges, der nun vom DFB vorgesehenen Reformen, umgesetzt. Keine Meisterschaftsrunde bei G- und F-Jugend durchzuführen und stattdessen Turniere mit mehreren Mannschaften auf mehreren Spielfeldern zu spielen, hat sich bei uns längst etabliert. Die bisher gemachten Erfahrungen mit unserer vorhandenen Spielform wurden von den Vereinen überwiegend gut angenommen.  Die Kinder setzen die Spielregeln möglichst selbstständig um, Schiedsrichter sind nicht im Einsatz. Trainer und Betreuer fungieren in der Turnierleitung und greifen nur bei Bedarf ein. Zu der neuen Spielform gehört auch, dass innerhalb der Mannschaften regelmäßig gewechselt wird, so dass jeder Spieler und jede Spielerin zu ausreichenden Einsatzzeiten kommen. Talentförderung bedeutet auch, dass die Kinder recht früh lernen, auf mehreren Positionen zu spielen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Torgröße wobei dies gerade bei den F-Junioren einige Fragen aufwirft. Ich habe das Gefühl, dass die überwiegende Mehrheit der Trainer diesem Ansatz folgen kann und an einer Verkleinerung der Tore tatsächlich interessiert ist. Nur wie soll das geschehen und wie verhindern wir, dass auf die Vereine größere Umstände zukommen. Eine weitere Änderung liegt in der Spieleröffnung. Unter anderem soll das Spiel nun nach Eckball oder Seitenaus mit „Eindribbeln“ oder „Einkicken“ fortgesetzt werden. Bereits vor drei Jahren habe ich diesbezüglich versucht, in meinem Kreis, eine Änderung bei den G-Junioren durchzuführen. Damals wurde meine Intention nicht für gut befunden. Von daher kann ich mit dieser Regeländerung sehr gut leben. Die Minis haben naturgemäß einfach Probleme hohe Bälle zu verarbeiten. Diese neue Spieleröffnung macht es den Kids leichter.

Zeit für Veränderungen! Nicht nur im Jugendfußball sondern auch auf Vorstandsebene. Natürlich verfolge auch ich die derzeitige Debatte um einen neuen Verbandsvorstand und die Ansetzung eines außerordentlichen Verbandstages. Grundsätzlich finde ich es sehr gut, dass es Menschen gibt, die sich ehrenamtlich für eine Vorstandsposition im SFV bewerben. Wettbewerb ist immer gut und fördert Mitsprache und Demokratie. Leider gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass sich der Kampf um die Verbandsspitze zu einer Schlammschlacht ausbreitet.

Ich persönlich bin mit der derzeitigen Außendarstellung des Saar-Fußballs im allgemeinen alles andere als zufrieden. Was im Moment passiert ist nicht gut. Nach dem Rücktritt unseres ehemaligen Präsidenten Schuhmann wurde die vakante Präsidentenstelle durch die beiden Vize-Präsidenten besetzt. Dies war zu diesem Zeitpunkt die beste Lösung. Nun fordert eine Opposition die Ansetzung eines außerordentlichen Verbandstages. Zunächst mal ist diese Forderung ein demokratisches und durchaus legitimes Mittel. Die Tatsache, dass es mehrere Bewerber für die Führungsetage gibt zeigt doch ganz deutlich, dass unser Saar-Fußball nicht jedem gleichgültig ist. Ich verbinde die Hoffnung, dass dies auch wirklich der Tatsache entspricht. Machtspiele, Ego-Trips oder parteipolitische Profilierungen schaden unserem Fußball. Egal wie es läuft, ich wünsche mir, dass der Fußball auch in unserer Führungsetage in den Mittelpunkt rückt. Am Ende darf es nur um die Vereine und nicht um das eigene Ego gehen. Wenn ich mir so ansehe, wer in den verschiedenen Gruppen für ein Vorstandsamt kandidiert, finde ich auf beiden Seiten viele Gute und weniger geeignete Leute. Dies liegt natürlich immer im Auge des Betrachters. Recht machen kann man es ja sowieso nicht jedem.

In mir wächst die Sorge, dass in der Diskussion um eine neue Führungsspitze die Kreise und Ausschüsse im SFV vergessen werden. Ich finde schon, dass die vielen Gremien wissen sollten mit wem sie zukünftig arbeiten sollen, müssen oder dürfen. Ich befürchte, dass das Ergebnis dieser Wahlen ein kräftiges Stühlerücken in den Kreisen mit sich zieht. Ist das gut für unsere Vereine? Was mir weiterhin große Sorge bereitet ist die Diskussion in der Presse und den sozialen Medien. Das tut unserem Saarfußball nicht gut. Nach den schlimmen Ereignissen rund um den LSVS braucht unser Verband jetzt Ruhe und keine weitere interne Selbstzerstörung. Natürlich muss vieles aufgearbeitet werden und natürlich ist längst nicht mehr alles gut. Ich wünsche mir ein Zusammenrücken, ein Zusammenraufen und eine Zusammenarbeit zum Wohle der Vereine in unserem Land. Schaut auf die Vereine und hört auf ihre Vorschläge und Anregungen. Das allein zählt!

Sollte das Bestreben nach einem außerordentlichen Verbandstag Erfolg haben müssen wir das akzeptieren. Für die Kreise würde es durchaus Sinn machen einen Solchen durchzuführen. Immerhin würde man dann wissen mit wem man es zu tun hat. Auf der anderen Seite wäre dies der zweite außerordentliche Verbandstag innerhalb einer Legislaturperiode. Wer bezahlt die Rechnung? Billig wird das Ganze nicht. Immerhin muss ein solcher Verbandstag finanziert werden und dieses Geld muss dann an anderer Stelle eingespart werden.Ich befürchte am Ende bleibt auch dies wieder an den Vereinen hängen. Ich mache mir große Sorgen und viele Gedanken um die Zukunft unseres Saarfußballs und die der Vereine. Was denken die zahlreichen Vorsitzenden, Trainer, Betreuer, Platzwarte oder Jugendleiter in den Vereinen. Immerhin verlassen sich die Vereine auf uns und legen viel Hoffnung in unser Wirken. Ich habe mich 2006 gerne dazu bereiterklärt im SFV Verantwortung zu übernehmen. Heute frage ich mich: Ist das noch mein Verband und mein Fußball? Auch ich mache mir Gedanken über meine Zukunft. Wie geht es weiter? Im nächsten Jahr 2020 stehen Kreistage mit Neuwahlen auf dem Programm. Bin ich noch der richtige Mann auf dieser Position in diesem Verband? Quo Vadis Saar-Fußball?