Heimatliebe jenseits der Stadt heißt Dorf- Kultur- Natur- erleben!
Die Interessengemeinschaft Heimat-und Denkmalpflege hat ihre Operation „Historische Schaukästen“ inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Während einer Feststunde im Gasthaus „Schuhhannesse“ wurden die Schaukästen eingeweiht und feierlich der Dorfgemeinschaft übergeben. Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset dankte der Interessengemeinschaft und verwies auf den hohen Stellenwert der eigenen Dorfkultur. Recht hat Sie, wobei wir wieder beim Thema sind: Dürfen wir das Wörtchen „Heimatliebe“ heute noch bedenkenlos aussprechen. Ich denke schon und wehre mich als bekennender „Dorfpatriot“ gegen jeglichen missverstandenen Gedanken. Eine politische Gesinnung hat überhaupt nichts mit der eigenen Verbundenheit zur Heimat zu tun. Wir dürfen uns das Wörtchen Heimat nicht rauben oder verunglimpfen lassen. Keiner hat ein Patent auf das Wort „Heimatliebe“erworben.
Die Aktion „Historische Schaukästen“ hat uns deutlich vor Augen geführt, wie sich Dorfkultur aktiv beleben lässt. Nicht jeder mag diese Aktion gut finden. Dennoch wurde etwas gemacht, angeregt und umgesetzt und genau darauf kommt es am Ende an. In Sachen Heimatkultur ist Stillstand der Tod! Man muss ständig in Bewegung bleiben und versuchen den Menschen die eigene Dorfkultur schmackhaft zu machen. Ich persönlich reiche jedem die Hand der aktiv an Heimatforschung oder deren Ergebnisse interessiert ist. Miteinander und nicht gegeneinander sollte die Devise sein. Immerhin geht es um unsere gemeinsame Kultur. Jeder hat diesbezüglich seine ureigene Erfahrung gemacht, denn Heimat hat am Ende auch immer etwas mit der eigenen Kindheit zu tun. Jeder Mensch sammelt im Laufe seines Lebens seine ureigenen Erfahrungen. Während die einen lieber erzählen, möchten andere hingegen lieber vergessen. So ist das im Leben.
Um die eigene Dorfkultur voranzutreiben oder zu beleben bedarf es manchmal überhaupt nicht so viel. Oftmals reichen eine Idee oder ein guter Wille. Seit nunmehr 4 Jahren veranstalten mein Freund Hans-Werner Guthörl und meine Wenigkeit eine „Derminga“ Kulturwanderung. Dabei geht es darum den Menschen während einer Wanderung an verschiedenen Orten die eigene Dorfkultur näher zubringen. Das Konzept hat sich mittlerweile durchaus bewährt. Immerhin gelingt es uns jedes Jahr zahlreiche Menschen für diese Wanderung zu begeistern. Was geschah einst in Dirmingen oder wie sah es früher hier aus? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns seit vielen Jahren. Manchmal mit großem Erfolg und manchmal auch mit weniger Zuspruch. Man muss es nehmen wie es kommt.
Die „Derminga“ Kulturwanderung hat uns durchaus dazu motiviert weiterzumachen und neue Wege zu beschreiten. Wir beschäftigen uns immer wieder mit der Frage: Was können wir noch machen und was interessiert die Menschen? Ideen und Möglichkeiten gibt es genügend nur die Zeit fehlt manchmal an allen Ecken und Enden.
Es ist etwas wunderbares den Menschen die eigene Heimat wieder näherzubringen und darüber zu erzählen oder zu diskutieren. Selbst wenn wir etwas nicht wissen oder keine Antwort finden, haben wir mit unserem Wirken erreicht, dass die Menschen darüber reden und sich mit diesem Thema beschäftigen. Genau das ist der Punkt! Ich bin mit Sicherheit kein menschliches „Derminga“ Lexikon und habe vielleicht weniger Erinnerungen wie so manch anderer Zeitgenosse. Jedoch führt das darüber reden immer wieder dazu, dass die Menschen sich für die eigene Dorfkultur interessieren. Das wiederum ist ein Erfolg!
In einem Dorf zu leben ist nicht immer einfach. Sicherlich hat das Leben in einer Stadt seine Vorzüge. Wenn wir jedoch genauer hinsehen werden uns immer öfter die gleichen Probleme vor Auge geführt. Städtischer Wohnraummangel, hoher Mietpreis, Feinstaub, Stress und andere Gefahren. Im Dorf wiederum gibt es ganz andere Probleme wie z. B Leerstand, fehlende Lebensmittelmärkte und kaum vorhandene Infrastruktur. Letztlich muss man sich irgendwann im Leben entscheiden wohin der eigene Weg führt. In einem Dorf zu Leben kann auch Vorteile haben. Das persönliche Miteinander und die Verbundenheit zu den eigenen Wurzeln kann Brücken bauen. Erlebt habe ich dieses Gefühl wieder nach unserer diesjährigen Kulturwanderung. Gemeinsam wurde gesungen, getrunken, „gudd gess“ und „gesproocht“. Man kennt sich und weiß genau wie der andere tickt. Natürlich kann man dies auch in der Stadt erleben. Es ist halt eben etwas anders!
Am Ende liegt eine stressige, schöne und erfolgreiche Woche hinter mir und meinen Mitstreitern. Schaukästen aufstellen, Feierstunde organisieren, Wanderung vorbereiten und nebenbei noch zur Arbeit gehen. Genug gejammert. Ich finde das ist positiver Stress und dieser macht mit Sicherheit nicht krank. Ich würde mir wünschen, dass die Schaukästen auch noch in einem Jahr an Ort und Stelle und in dem gleichen Zustand hängen. Es wäre wünschenswert, wenn Vandalismus und Schmierereien einmal außen vor bleiben und nicht praktiziert würden.So wie es jetzt ist wird es ohnehin nicht bleiben. Zumindest betrifft dies den Inhalt der Schaukästen. Wir werden in regelmäßigen Abständen neues Info-material anfertigen und in die Schaukästen hängen. Genauso bleibt Dorfkultur lebendig!