Leben während der Corona – Pandemie – Dieser Bazillus legt unser ganzes Dorf lahm
Die Corona- Pandemie verändert unser Leben. Manche behaupten sogar, dass nach dieser Pandemie nichts mehr so ist wie früher. Nicht nur in den großen Städten sondern auch auf dem Lande kommt das tägliche Leben zu erliegen. Das großartige Frühlingswetter kann kaum darüber hinwegtrösten. Es sind seltsame Zeiten. Der Bazillus legt auch unser Dorf lahm. Natürlich ist es wichtig die grundlegenden Regeln der vorgegebenen Ausgangsbeschränkung einzuhalten. Mindestabstand von 2 Metern, ständiges Händewaschen bei warmem Wasser über 25 Sekunden und auch der Verzicht auf eine Ansammlung von mehreren Menschen sind da noch das kleinere Übel und bei ein bisschen guten Willen leicht zu bewerkstelligen. Schließlich geht es darum unser Gesundheitssystem auf den bevorstehenden Höhepunkt der Pandemie vorzubereiten. Solidarität mit den Menschen, die durch eine Krankheit vorbelastet sind oder aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe gehören ist dringend von Nöten. Von daher sage auch ich deutlich: „Bleiwe dehemm“!
Ich habe die Zeit Zuhause damit genutzt mich mal intensiv mit dem Virus zu beschäftigen. Das Coronavirus selbst heißt offiziell „Sars-CoV-2“. Die eigentliche Lungenkrankheit, die das Coronavirus hervorruft, wird „Covid-19“ genannt. Die Bezeichnung „Covid“ steht als Abkürzung für „Corona Virus Disease“. Die Zahl „19“ in „Covid-19“ steht für das Jahr 2019. Das derzeitige Coronavirus ist dem Sars-Coronavirus das in den Jahren 2002 und 2003 in Erscheinung trat, sehr ähnlich. Die heute bekannten Coronaviren wurden schon in den 60er-Jahren entdeckt.
Die heilige Corona wird immer in Verbindung mit Seuchen gebracht. Dabei ist die Gute eigentlich die Schutzpatronin des Geldes, der Fleischer und der Schatzsucher. In der aktuellen Coronakrise dient sie als Fürsprecherin und Schutzheilige. Die Lebensgeschichte der heiligen Corona und ihres Gefährten Viktor sind, wie sollte es bei Märtyrern anders sein, weniger erfreulich oder um ehrlich zu sein sogar grausam. Der Legende zufolge war Viktor ein christlicher Soldat aus Kleinasien, der in der Christenverfolgung im zweiten Jahrhundert angeklagt, gefoltert und schließlich enthauptet wurde. Die sechzehnjährige Corona, ebenfalls eine Christin, war die Verlobte eines Kameraden. Sie besuchte Viktor, um ihm Mut zu machen und ihn zu trösten. Dabei wurde Sie erwischt und musste ein schreckliches Martyrium erleiden: Ihre Füße wurden an zwei zur Erde gebeugte Palmen gefesselt, die sie beim Hochschnellen bei lebendigem Leib zerrissen. Somit teilt sie das schreckliche Schicksal der vielen anderen Märtyrern. Obwohl wir evangelische Christen es bekanntlich nicht so mit der Heiligenverehrung am Hut haben, war es für mich doch interessant zu erfahren, dass die Heilige Corona gerade in Seuchenzeit angerufen wird und indirekt als Namensgeber herhalten muss.
Sei’s drum, auch in unserem Dörfchen scheint nichts mehr so wie es war. Ostern steht vor der Tür und wir alle müssen uns auf ein trauriges Frühlingsfest einstellen. Auch bei uns im Dorf sind die Ausgangsbeschränkungen deutlich spürbar wobei ich feststellen möchte, dass sich fast jeder an die vorgegebenen Richtlinien hält. Mit einer Regel der vorliegenden Ausgangsbeschränkung habe ich jedoch so meine Probleme. Aus meiner Sicht der Dinge ist es nicht nachvollziehbar morgens zur Arbeit zu schlendern, um mittags die Ausgangsbeschränkung einhalten zu müssen. Gerade auf der Arbeit sind wir meiner Ansicht nach mehr gefährdet als Zuhause. Das passt nicht liebe Leute! Das Argument „…wir können die Wirtschaft nicht an die Wand fahren“ ist zwar verständlich, aber auch in Zeiten, in denen es um Menschenleben geht, nicht nachvollziehbar. In diesem Punkt vertrete ich eine radikalere Meinung. Wenn wir schon einen Corona- Shutdown herbeirufen, dann aber bitte richtig.
Wie kommt unser Dorf aus dieser Krise heraus? Ich bin felsenfest davon überzeugt: Gestärkt! Hier im Dorf genießt man so einige Vorteile. Immerhin können wir hier auf dem Land noch mit unserem Partner spazieren gehen oder allein sporttreiben. In der Stadt ist das nur schwer möglich. Man stelle sich eine Familie, in einem Mehrfamilienhaus, in einer Großstadt vor. Einfach ist das mit Sicherheit nicht. In unserem Dorf genießt man gerne das Leben. Wir feiern gerne Feste und gehen gerne einmal zum Essen. Das alles ist im Moment nicht möglich. Neben einigen wunderbaren Frühlingsfesten wurde u.a die saisonale Auftaktveranstaltung: „Frühling auf Finkenrech“ im gleichnamigen Naherholungsgebiet abgesagt. Nichts geht mehr und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Im Internet hingegen herrscht Hochkonjunktur. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen die Nähe und den Zusammenhalt suchen.
In Dirmingen demonstriert man trotz des notwendigen Abstandes echte Nähe. Unser Nachbarschaftsgruppe ist täglich aktiv und besorgt Einkäufe oder Behördengänge. Zahlreiche junge Menschen machen sich in dieser Gruppe stark und helfen älteren Menschen diese Krise gesund zu überstehen. Ich bin echt stolz ein Teil dieses Ganzen zu sein. Auf der anderen Seite gibt es Dirmingerinnen die Behelfsgesichtsmasken nähen und diese kostenfrei abgeben. An vielen Stellen wird gutes bewirkt. Wir haben eine echte Chance gestärkt aus dieser Corona-Pandemie hervorzugehen. Wenn wir nur einen Teil davon mitnehmen, ist schon vieles gewonnen.
Nächste Woche feiern wir Ostern. Das Fest der Auferstehung wird, wenn auch in diesem Jahr anders, gefeiert werden. Wir werden Ostern ganz anders erleben und dabei sogar auf größere Familienfeiern verzichten müssen. Gerade für ältere Menschen wird das nicht leicht werden. Dabei wird für mich das Wörtchen Auferstehung zu einer richtigen Metapher. Ich werden den Oster-Gottesdienst vermissen und auch das gemeinsame Singen im Chor. Alleine der Gedanke daran macht traurig. Wir können jedoch auch daraus gestärkt „auferstehen“ und es zukünftig intensiver leben.
Als Christen sind wir der festen Überzeugung: Krankheit ist keine Strafe Gottes. Ich will nicht glauben, dass Seuchen als Strafe von Gott kommen. Wichtige Indizien dafür finden wir in der Bibel. Ich bin kein Theologe, und weiß sehr wohl, dass man sich vieles aus der Bibel zurechtlegen kann. Ich glaube jedoch, dass mein Gott keine Seuchen, Krankheiten und Tod sendet. Jesus hat Zeit seines Lebens keinen einzigen Menschen mit einer Krankheit geschlagen. Krankheiten gehören zu unserer menschlichen Natur und sind in den meisten Fällen selbst gemacht.
In einer großen Zeitung habe ich zuletzt gelesen: „Ostern fällt in diesem Jahr aus“. Ich widerspreche dieser These und behaupte, dass es letztendlich an uns liegt was wir daraus machen. Gottesdienste und Messen werden ausfallen, aber Ostern nicht. Jeder sollte seinen eigenen Weg finden das Fest zu feiern. In diesem Zusammenhang finde ich es ein wunderbares ökumenisches Signal, dass unsere katholischen und evangelischen Kirchengemeinden, als eine der ersten im Land, das gemeinsame Glockenläuten durchgeführt haben. Es wird viel gemacht und auch die Kirchen leisten ihren Beitrag. Wenn dies auch nicht, wie von vielen Menschen im Netz gefordert, in finanzieller Hinsicht geschieht, so helfen sie doch mit ihrer ureigenen Aufgabe. Gottesdienste im Internet oder Gottesdienst „to go“ sind da nur einige von vielen Angeboten. Während dieser schrecklichen Pandemie sollten wir uns täglich vor Augen führen was daraus entstehen kann. Hoffnung gibt es immer und Angst ist ein schlechter Ratgeber.
Was fehlt sind die sozialen Kontakte. Mit Freunden ein Bier trinken oder bei einer Tasse Kaffee Gedanken austauschen. Der Mensch braucht Wärme und Nähe. Gerade der Kontakt zu der Familie, den Freunden oder Bekannten kann tröstlich sein und Zuversicht mit sich bringen. Ich fürchte wir müssen noch eine ganze Weile auf diese Nähe und Wärme verzichten.
Carpe Diem heißt: fasse den Tag, lebe ihn sinnvoll. Was lehrt uns diese Pandemie? Unser Leben wird entschleunigt. Die Angst ist gegenwärtig und schärft den Blick auf das Gute. Das wiederum kann eine Chance sein.
Bleibt gesund und behütet !