Vom „Humes Lipps“ und dem Schinderhannes – Räuber im Dirminger Wald
Das 18. Jahrhunderte war die Zeit von Räubern, Banditen und Wegelagerern. Dirmingen mit seinem großen Waldgebiet war die Heimat von vielen Gesetzlosen. Das 18. und beginnende 19. Jahrhundert wird gerne als die Blütezeit der Räuberbanden bezeichnet. Nachweislich gibt es mehr als 24 Hinweise auf kriminelle Vereinigungen in unserer Region. Neben dem sagenumwobenen „Schinderhannes“, der nachweislich auch in den Wäldern an der Ill sein Unwesen trieb, gab es zahlreiche kleinere Räuber und Banden. Auch der „Humes Lipps“ aus unserem Nachbarort war Verantwortlich für zahlreiche Verbrechen auf Dirminger Bann. Der „Lipps“ wilderte und plünderte mit seiner Bande im Dirminger Wald.
Im Jahre 1731 war die Bande des „Lipps“ verantwortlich für einen großangelegten Holzdiebstahl im Dirminger Wald. Im Jahre 1732 wurde auf Befehl der Fürstin Charlotte Amalia ein Trupp zusammengestellt der bewaffnet und mit Hunden versehen die Diebesbande aufsuchen und zur Strecke bringen sollte. Die Fürstin forderte, dass der Bande endlich das schmutzige Handwerk gelegt werden sollte. Im Januar 1736 wurde bei einer Auseinandersetzung zwischen der „Lipps“ Bande und den nassau-saarbrückischen Forstbeamten ein Wilderer erschossen. Die Wilddiebe schleppten den toten Kameraden auf den Uchtelfanger Kirchhof. Es folgte eine tagelange Diskussion um eine unbekannte männliche Leiche auf dem Kirchhof der Simultankirche in Uchtelfangen. In der Nacht vom 05. Auf den 06. Februar begruben die Räuber ihren toten Kameraden trotz Verbotes des Pfarrers.
Im Gegensatz zu den Verbrechen des Johannes Bückler, in Fachkreisen auch Schinderhannes genannt, ist die Geschichte des „Humes Lipps“ eher harmlos. Der Schinderhannes ist wohl der bekannteste Räuber unserer Großregion. Die Geschichten und Anekdoten vom Räuberhauptmann Schinderhannes begeistern noch heute Romantiker. Der Schinderhannes wurde im Jahre 1781 in einem Dörfchen an der Nahe geboren und kam als Vierzehnjähriger zu einem Schinder in die Lehre. Wegen eines Hammeldiebstahls wurde der spätere Räuber davonjagte. Aus diesem Grund bekam der Räubergeselle wohl seinen Namen Schinderhannes. Der Schinderhannes war eigentlich ein kluger Kerl, wobei seine Fähigkeiten und seine Begabung bemerkenswert waren. Der Volksmund erzählt, dass der Schinderhannes stets bei armen Leuten Unterschlupf und Schutz gesucht und gefunden hatte. Ein Art „Robin Hood“ war der Räuber jedoch nicht. Sein Hass und seine Abneigung gegen Juden war verheerend. Von den 211 belegten Verbrechen richteten sich 59 Delikte ausschließlich gegen Juden. Die Opfer wurden bei den Überfällen in der Regel brutal misshandelt. Oft wurde der Tod ihrer Opfer bewusst in Kauf genommen. Der Überfall auf die Söterner Kaufleute Levi dient hier als passendes Beispiel.
Schinderhannes wurde im vierten Jahre seines Bandenwesens gefangen genommen und in Saarbrücken eingekerkert. Dort konnte er ausbrechen wobei er kurze Zeit später wieder in Gefangenschaft geriet. Am 28. Oktober 1803 wurde er mit zehn seiner Bandenmitglieder zum Tode verurteilt. Seine Geliebte „Julie Bläsius, Beyschläferinn des Schinderhannes, 21 Jahre alt, eine Musikantin von Badenweierbach, wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Noch in der Gefangenschaft gebar die junge Frau das Kind des Schinderhannes. Am 21. November 1803 wurde der Schinderhannes guillotiniert. Er war kaum 24 Jahre alt und wurde nach seiner Hinrichtung zum Mythos einer ganzen Region.
Der berühmte Räuber trieb sein Unwesen vor allem im Gebiet des Hunsrücks, suchte aber auch Orte im Saarland auf und hatte dort einige Verstecke. Von seinen 130 protokollierten Verbrechen beging er mindestens drei in saarländischen Gemeinden. Neben dem nordsaarländischen Ort Sötern begann er auch nachweislich Verbrechen in Illingen und im umliegenden Waldgebiet. Heute wird mit dem alten Schinderhannes Werbung für die unterschiedlichsten Produkte betrieben. Der Schinderhannes ist zu einer der populärsten historischen Gestalten des heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz geworden. Man ist Stolz auf seinen Schinderhannes und die damit verbundene Geschichte. Vergessen sind die zahlreichen Morde und Untaten an unschuldigen Personen.