Eine Kultur schafft sich ab –Goodbye christliches Abendland

Stellt euch einmal unser schönes Heimatdorf ohne die beiden ortsprägenden Kirchenbauten vor. Pure Utopie? Nein keineswegs, vielmehr droht diese Vorstellung irgendwann Wirklichkeit zu werden.

Die jüngsten Pressemitteilungen berichten, dass die Anzahl der Kirchenaustritte in diesem Jahr rapide gestiegen ist. Kurzum: Eine Kultur schafft sich ab. Experten befürchten, dass die beiden großen Kirchen bis zum Jahre 2060 nur noch die Hälfte ihrer Mitglieder besitzen. Unsere Heimat ist von der christlichen Kultur geprägt. Die Kirchturmspitzen in unseren Dörfern stehen für unsere Identität und unsere Kultur. Paradoxerweise sind gerade diejenigen die ein festhalten am christlichen Abendland fordern die ersten die irgendwann Austreten. Wie kann man auf die eigenen Werte pochen, um sich dann selbst abzuschaffen?

Wie würde Dirmingen aussehen ohne seine katholische oder evangelische Kirche? Stirbt unsere Kultur, stirbt unsere Heimat. Man könnte es auch etwas förmlicher in den Worten des Volksmundes formulieren: „Besseres kann kein Volk vererben, als ererbten Väterbrauch. Wo des Landes Bräuche sterben, stirbt des Volkes Blüte auch. (Volksmund)

Nun müssen wir uns also doch Sorgen um den Fortbestand des christlichen Abendlandes machen. Überraschenderweise ist dieses Problem jedoch hausgemacht und von keinem fremden Menschen verschuldet. Ein Kirchenaustritt liegt im Trend und ist schon vor einigen Jahren in Mode geraten. Schließlich kann man mit einem Kirchenaustritt einiges Geld sparen.

So viele Menschen wie noch nie haben den beiden großen Kirchen im vergangenen Jahr den Rücken zugewandt. Die Zahl der Austritte stieg auf mehr als eine halbe Million. Insgesamt ging die Zahl der Protestanten und Katholiken um etwa 829.000 Menschen zurück. Die Kirchenaustrittszahl zeigen deutlich, dass es längst eine gewisse Entfremdung zwischen Kirche und ihren Schäfchen gibt. Daran hat zunächst einmal die Kirchen selbst eine hohe Verantwortung. Ein weiterer Grund liegt in der hohen Altersstruktur der Kirchenmitglieder. Unsere Kirche stirbt sprichwörtlich aus. Ende des Jahres zählte die evangelische Kirche noch 20,7 Millionen Mitglieder, die katholische 22,6 Millionen. Zu allem Überfluss trägt Corona nicht gerade dazu bei, dass die Menschen umdenken und sich wieder zur Kirche bekennen. Vielmehr kommen viele auf den Entschluss, dass es auch ohne die Institution Kirche geht.

Mittlerweile ist nur noch die Hälfte der Bevölkerung Mitglied in einer Kirche. Sehen wir uns einmal andere Glaubensrichtungen an, stellen wir fest, dass es dort überwiegend besser aussieht. Das christliche Abendland steht vor den Trümmern seiner Kultur. Bestimmt werden nun einige Zeitgenossen sagen, dass dies selbstverschuldet sei und wir gut ohne Kirche auskommen. Kann sein, wenn dem so ist, dann bitte auch danach handeln. Eine große Anzahl derer die aus der Kirche ausgetreten sind legen beim Tot eines Angehörigen Wert darauf, dass das Familienmitglied christlich beerdigt wird. Konsequenz sieht anders aus.

Wer trägt nun die Verantwortung an diesem Drama? Ich würde sage: „Wer von uns ohne Sünde ist werfe den ersten Stein“ (Joh. 8, 1- 11). Natürlich tragen die beiden großen Kirchen die größte Verantwortung an dieser bedauerlichen Entwicklung. Obwohl die Missbrauch-Skandale einige Jahre her sind hat sich die Situation nur unwesentlich verändert. Die Kirche müsste mehr auf die eigenen Schäfchen zugehen, transparenter sein und die Interessen ihrer Kinder vertreten. Vieles ist einfach nicht mehr zeitgemäß und nur schwer zu vermitteln.

Auf der anderen Seite sind wir alle gefragt: Wir vergessen unseren Kindern die christlichen Werte beizubringen und schaffen somit unsere Kultur Stück für Stück ab. Nein, um zu Glauben brauch ich keine Mitgliedschaft in einer Kirche. Wenn wir jedoch großen Wert auf unser ach so gelobtes christliches Abendland legen, sollten wir zumindest versuchen dementsprechend zu leben. Wenn man schon seine Kinder zu Weihnachten beschenkt, sollten man auch wissen warum wir dieses Fest überhaupt feiern. Ich habe es an dieser Stelle schon einmal geschrieben: Eine große Anzahl von jungen Menschen kennen sich mit der Bedeutung der einzelnen kirchlichen Festtage längst nicht mehr aus.

Fakt ist: Die Zahl der Menschen, die aus der Kirche austreten ist deutlich zu hoch. Ich persönlich sehe es wie die ehemalige evangelische Ratsvorsitzende Margot Käßmann. In ihrer Kolumne schreibt Käßmann: „Veränderung kann nur von innen geschehen! Wir brauchen Menschen, die sich einbringen und verbessern möchten“. Stimmt. Weglaufen ist die einfachste aller Lösungen. Anpacken, Verändern, besser-machen ist eine viel schwierigere Alternative. Ich glaube fest daran, dass es immer das ist, was wir daraus machen. Wenn wir Veränderungen möchten, müssen wir sie auch versuchen diese herbeizuführen.

In den vergangenen Wochen fanden in Dirmingen und Berschweiler ökumenische Open-Air-Gottesdienste statt. Die Kirchen müssen sich verändern und andere, neue Angebote schaffen. Die Ökumene wird somit zu einer echten Chance !

Kirche bedeutet Heimat, Kindheit und Erinnerung. Wenn in unserem Land kein Umdenken stattfindet, gibt es ein böses Erwachen.

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