Mein Abschied vom SPD- Ortsvereinsvorsitz- Platz für einen Neustart – Glück auf Derminga SPD!
Ich kann mich noch gut daran erinnern. Im Frühjahr des Jahres 2005 wählten mich die Mitglieder des SPD-Ortsvereins Dirmingen zu ihrem Vorsitzenden.
Das diese Wahl damals einstimmig ausfiel hat mich schon ein Stück weit überrascht. Immerhin kauften die Dirminger Genossen damals die Katze im Sack. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich selten kommunalpolitisch aufgetreten. Nach meinem Eintritt in die SPD, im Jahre 1998, zeigte ich zunächst nur wenig Interesse an der Politik. Im Grunde wollte ich mit meinem Parteieintritt meinem Vater eine Freude bereiten. Mein damaliges Interesse galt allein dem Fußball. Einige Wochen vor meiner Wahl übernahm ich zudem ein Ehrenamt beim Saarländischen Fußballverband.
Warum ich mich dennoch für die Position des Ortsvereinsvorsitzenden entschied, kann ich heute kaum noch erklären. War es Neugier, Lust auf etwas Neues oder einfach nur Schicksal? Nur wenige Tage vor der eingeräumten Mitgliederversammlung hatte mich Manfred Klein angesprochen und gefragt ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könnte. Manfred vertrat damals die Meinung, dass es das richtige Amt für mich wäre. Nach einem kurzen Telefonat mit meinem damaligen Vorgänger und heutigen Freund Michael Polotzek hatte ich zugesagt das Amt zu übernehmen. Bis heute ist diese Geschichte für mich schon ein Stück unbegreiflich. Offensichtlich hatte mein Ortsverein damals große Not. Ansonsten ist es kaum zu erklären, warum der Vorstand damals auf einen Mann setzte, der bis dahin eigentlich kaum politisch in Erscheinung trat. Letztlich könnte es auch daran gelegen haben, dass Manfred Klein auf mich vertraute. Keine Ahnung, schließlich ging am Ende alles gut.
Schnell hatte ich mich in diesem neuen Amt zurechtgefunden und meine eigenen Vorstellungen umgesetzt. Bestimmt bin ich im Laufe meiner Amtszeit so manchem auf die Füße getreten. Auf der anderen Seite sind Freundschaften entstanden und großartige Dinge passiert. Heute kann ich mit Sicherheit sagen, dass dieses Amt mein Leben bereichert hat. Vieles ist in den Jahren geschehen. Am Ende hielt ich 15 Jahre den Vorsitz im SPD-Ortsverein Dirmingen.
Am Sonntag,16. August 2020 hieß es nun, von diesem Amt Abschied zu nehmen. Nach meiner Wahl zum Ortsvorsteher meines Heimatortes kam ich zu dem Entschluss, dass es nicht gut wäre dieses Amt in Doppelfunktion auszuüben. Nach intensiven Gesprächen erklärte sich mein Freund Stephan Brück dazu bereit den Ortsverein als Vorsitzender zu übernehmen. Ich gebe zu, dass mich diese Entwicklung ungemein gefreut hat. In den letzten Jahren ist eine tiefe Freundschaft zu Stephan entstanden und als er mir erzählte, dass Manfred Klein ihn vor seinem Tod in diese Richtung schubste, fiel mir ein Stein vom Herzen. Erneut hatte unser ehemaliger Ortsvorsteher also seine Hände im Spiel.
Meiner Abschiedsrede legte ich die alte SPD-Hymne zu Grunde:
„Wann wir schreiten, Seit’ an Seit’ und die alten Lieder singen und die Wälder widerklingen fühlen wir, es muss gelingen: Mit uns zieht die neue Zeit, Mit uns zieht die neue Zeit.“
Ich finde in diesem Text steckt alles was wir in dieser Zeit benötigen, Hoffnung und Zuversicht. Immerhin liegen schwere Tage, Monate und Jahre hinter uns allen. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde unserem SPD-Ortsverein geht es besser als je zuvor. Die gute alte SPD hat so einiges von ihrem Glanz verloren. Hat Berlin noch das Ohr an der Basis? Umfragen zufolge legen immer mehr junge Menschen bei einer Wahl das Augenmerk auf den Kandidaten/in und weniger auf eine Partei. Die Frage ob unsere SPD noch eine Volkspartei ist, wird bei den aktuellen Umfragewerten schwer zu beantworten sein. Unser Ortsverein verlor in den letzten Jahren eine Vielzahl von Mitgliedern. Viele Freunde sind verstorben oder haben sich dazu entschieden das Schiff zu verlassen. Dennoch verfügt die Dirminger SPD immer noch über 60 Mitgliedern und gehört somit zu den stärksten Gliederungen in unserem Wahlkreis. Zu der Mitgliederversammlung am 16. August erschienen sage und schreibe 30 Mitglieder. Diese beeindruckende Quote und erfüllt mich mit Stolz.
Im Gegensatz zur großen Koalition im Bund hat sich die „Gro-Ko“ auf Landesebene etabliert. Das dies auch ein Verdienst der Saar SPD ist, will keiner im Land so richtig merken. Die Zeiten haben sich geändert und auch die SPD muss sich anpassen. Die Kommunalwahlen 2019 haben gezeigt, dass ein Umdenken erforderlich ist. Obwohl die Wahl in Dirmingen gewonnen wurde und wir weiterhin über die Mehrheit verfügen, einen Ortsvorsteher stellen und unsere Mandate im Gemeinderat halten konnten, war keiner am Ende mit diesem Wahlergebnis zufrieden. Das politische Bild in unserem Heimatort hat sich eindeutig verändert.
Ich kann mich noch gut an ein Gespräch mit unserem Ortsvorsteher Manfred Klein erinnern. Manne sagte am damaligen Wahltag: “…das Dorfbild sich verändert und viele junge Menschen sind hinzugezogen, andere wiederum sind verstorben oder weggezogen. Oft fehlt uns der Bezug zu den neuen Einwohnern.“ Genau darin liegen ein Vermächtnis und eine Aufgabe für die Zukunft. Einen festen Wählerstamm gibt es längst nicht mehr. Zukünftig müssen wir mit mehr Demut um jede Stimme kämpfen. Auch die Dirminger SPD muss ihre Lehren ziehen und sich in den nächsten Jahren neu aufstellen. Jetzt, heute müssen die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Somit sind wir beim Thema angekommen. Ich glaube mit Stephan Brück haben wir den richtigen Mann gefunden. Seine immerzu freundliche, aufgeschlossene Art kann Brücken bauen. Ich glaube, dass unser Ortsverein einen guten neuen Vorsitzenden und zudem ein gutes neues Team gewählt hat. Ich drücke die Daumen!
Meine Entscheidung hingegen war keine gegen die SPD Dirmingen, sondern vielmehr für meinen Heimatort und die gemeinsame Sache. Die Dirminger SPD hat einen Vorsitzenden verdient, der sich voll und ganz um die Belange des Vereins und seiner Mitglieder kümmert. Die nächsten Jahre werden wichtig und wir brauchen einen Vorsitzenden, der sich vollends dieser Aufgabe stellen kann. In Doppelfunktion bin ich dafür nicht mehr der richtige Mann. Bevor ich jedoch mein Amt zur Verfügung stellte erklärte ich mich bereit weiterhin im Vorstand zu bleiben. Ich weiß woher ich komme und wo die Wurzeln meiner politischen Arbeit liegen. Mir war es wichtig Teil des Ganzen zu bleiben und meinen Freunden zu helfen. Immerhin soll meine weitere Mitgliedschaft im Vorstand der besseren Zusammenarbeit dienen.
Am Ende möchte ich mich bedanken. Vielen Dank für 15 großartige, wundervolle, ereignisreiche, verrückte und durchaus auch erfolgreiche Jahre. Ich bin stolz auf unsere gemeinsame Zeit und die damit verbundenen Erfolge. Immerhin haben wir gemeinsam in meiner Amtszeit einige gewichtige politische Eckpfeiler gesetzt. Dabei war die größte politische Errungenschaft der Neubau einer Kindertagesstätte, die Einrichtung eines Jugendzentrums, der Aufbau einer eigenen JUSO- AG, die Sanierung des Bahnhofsparkplatzes und die Aufwertung des Dirminger Brühlparks. Wir alle erinnern uns an die Starkregenereignisse 2016 oder denken die derzeitige Pandemie. In allen Zeiten hat die Dirminger SPD ihr Profil gezeigt.
Danke an alle Mitglieder, Gönner, Förderer und Wähler/innen. Vielen Dank an meinen Vorstand und insbesondere an meine Rechte und linke Hand, an Michael Polotzek und Stephan Brück. Ich bin dankbar für die bisherige gemeinsame, wunderbare Zeit und setzte auf eine gemeinsame Zukunft. Ein besonderer Dank geht an meinen Mentor Manfred Klein, wir werden Dich nie vergessen. Vielen Dank auch an alle politischen Freunde in anderen Ortsvereinen, dem Gemeindeverband oder der Saar SPD. Abschließend danke ich meiner Familie, allen voran meiner Frau für das Verständnis und die Kraft. Ich weiß, dass Sie auf vieles verzichten muss und ich kann nicht versprechen das es besser wird.
Danken möchte ich aber auch den politischen Mitbewerbern. In zahlreichen Debatten und Wahlkämpfen habe ich vieles gelernt und konnte mich weiterentwickeln. Heute sehe ich vieles nicht mehr so verbissen. Wir müssen uns gegenseitig daran erinnern, dass wir alle Kinder dieses schönen Dorfes sind. Im Grunde darf es immer nur um das Wohl unserer Heimat gehen.
Nach 15 Jahren Vorsitzender der Dirminger SPD durfte ich den Staffelstab an meinen Nachfolger Stephan Brück weiterreichen. Der Staffelstab beinhaltete ein ausgedrucktes Zitat von Willi Brandt:
„Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer. Darum – besinnt Euch auf Eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll.“
Mein Abschied von der Position des Vorsitzenden ist kein Grund traurig zu sein, sondern vielmehr sich zu freuen. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit diesem neuen Team wieder zur alten Stärke zurückkehren. Anpacken und Mitmachen ist angesagt. Genau das hat unser neuer Vorsitzender schon vor seinem Amtsantritt eindrucksvoll umgesetzt. Immerhin durften wir in der letzten Woche vier neue Mitglieder im SPD-Ortsverein begrüßen. Ich habe das Gefühl, dass eine gewisse Aufbruchstimmung herrscht. Das alte muss weichen, damit neues vorantreiben kann. Manchmal muss man Platz machen, damit gutes entstehen kann.
Zu den ersten Amtshandlungen unseres neuen Vorsitzenden gehörte die Ehrung verdienter Mitglieder. Gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten und SPD-Saar Generalsekretär Chris Petry wurden Mitglieder geehrt und gefeiert. Dabei wurde auch das Dirminger SPD-Urgestein Hans-Georg Wagner zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Neben unserem ehemaligen Ortsvorsteher Rudi Hell ist dies nun der zweite Ehrenvorsitzende der Dirminger SPD. Glückwunsch an alle verdienten, geehrten Mitglieder und Danke für die gemeinsame Zeit.
Also, alles ist im Fluss und es ist gut so, wie es ist! Ich wünsche meinem neuen Ortsvereinsvorstand gute Beratungen, viel Glück, Erfolg und immer den Finger am Puls der Zeit. Für mich persönlich ist es Zeit mich voll und ganz auf meine neue Aufgabe zu fokussieren. Es gibt viel zu tun im Derminga Dörfche…..
Glück auf Derminga SPD !