Entstehung der Marienkapelle im Dirminger Wald
Wir leben dort, wo andere gerne Urlaub machen würden. Manchmal glaube ich, haben wir längst vergessen, wie schön wir leben. In unserer Heimat gibt es viele wunderbare Orte. Im Laufe der Jahrhunderte haben zahlreiche Menschen versucht unsere Heimat aufzuwerten.
Mitten im Wald zwischen Dirmingen, Humes und Hierscheid steht eine kleine Marienkapelle. Dort findet man Ruhe, Stille und die Zeit zur inneren Einkehr oder einem kleinen Gebet. Um die kleine Waldkapelle zu erreichen, muss man einen kleinen Spaziergang auf sich nehmen. Mit dem PKW ist die idyllische Stelle im Wald kaum zu erreichen. Die kleine Waldkapelle ist ein echter Schatz. In den letzten Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass selbst viele Einheimische nichts von der keinen Waldkapelle wissen. Der Bezug zur eigenen Heimat geht immer mehr verloren und wir kennen uns in unserem eigenen Haus längst nicht mehr aus. Nicht selten werde ich von jungen Menschen gefragt, wo sich denn eigentlich die „Steenrutsch“ befindet.
Überall in unserer Region findet man schmucke Kirchen und prächtige Kathedralen. Es gab eine Zeit, in der die zahlreichen Kirchenbauten den Christen nicht mehr genügten. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden in vielen Wäldern und Wiesen sowie auf Feldern und Landstraßen selbstgebaute Gedenkstätten, Wegkreuze oder Kapellen. Die Menschen suchten sich die Orte, an denen sie ihre Ruhe finden konnten, selbst aus. Ganz oft entstand der Bezug zu solchen Orten durch eine persönliche Erfahrung oder einen Schicksalsschlag.
Die Entstehung der kleinen Waldkapelle im Dirminger Wald basiert auf einem gesunden Miteinander und gegenseitiger Unterstützung. Immer wieder wurden die Erbauer der Kapelle vor neue Probleme gestellt, die es galt, gemeinsam zu überwinden. Im Jahre 1951 brachte Fritz Schirra von einer Lourdes-Wallfahrt eine kleine Nachbildung der bekannten Lourdes-Madonna mit Nachhause. Nach über sieben Monaten fand Schirra einen geeigneten Stellplatz für seine Statue. Im Spätherbst des Jahres 1951 stellte er die Marien-Statue auf eine Konsole, an einen mächtigen Stamm einer Fichte, im Dirminger Wald. Gemeinsam mit Peter Kuhn aus Humes ließ er den Schreiner Gillich, aus Hierscheid, ein zierliches Gehäuse für die Statue anfertigen. Matthias Maurer erklärte sich dazu bereit die Stätte zu pflegen. Bereits einige Zeit später suchte man nach neuen Möglichkeiten und entschloss sich eine Kapelle aus Holz mit einer größeren Marien Statue zu errichten. Dabei mussten zunächst einige Hindernisse überwunden werden. Die Genehmigung durch das Forstamt musste eingeholt und der ausgesuchte Platz im Wald eingeebnet und zurechtgemacht werden.
Fritz Schirra und Matthias Maurer bezahlten das erforderliche Holz. Anton Gillich, ein vertriebener Schreiner aus dem Sudentenland, machte sich an die Arbeit. Das Fundament wurde von Artur Schirra, einem Bruder des Fritz Schirra gelegt. Auch der Transportunternehmer Jacob unterstützte das Unternehmen mit dem Holztransport in den Wald. Die Kapelle wurde schließlich von Gillich, Maurer und Schirra an ihrer heutigen Stelle erbaut. Schirra besorgte unter großem Aufwand eine größere Marien-Statue, die in Kevelaer hergestellt worden war. Die Kosten für diese anspruchsvolle Figur betrugen 1390,- DM. Der Franziskanerpater P. Oswald Holzer, aus Humes, segnete im Oktober 1964 die kleine Kapelle im Dirminger Wald ein.
Nach einigen Jahren setzten die Witterungsverhältnisse der Kapelle enorm zu. Im Jahre 1977 beantragte Fritz Schirra die Genehmigung zum Bau einer neuen Kapelle aus Stein. Bereits am 1. Mai des gleichen Jahres konnte die neue Kapelle von einem Benediktinerpater aus Tholey eingeweiht werden. An diesem Neubau beteiligten sich zahlreiche Männer aus der Umgebung. Ein Landwirt aus Dirmingen transportierte das gesamte Material und Wasser in den Wald. Ein weiterer Mann aus Dirmingen ließ das Dach auf eigene Kosten anfertigen.
So ist, im gemeinsamen Miteinander, eine schmucke Kapelle entstanden. Einige Jahre lang wurde an der Kapelle jeweils im Mai und im Oktober Andachten zu Ehren der Gottesmutter durchgeführt. Im Marianischen Jahr 1987/88 wurde auf einer Wallfahrt in Lourdes eine neuen Lourdes- Madonnen-Staue gekauft. Die Katholiken spielten damals mit dem Gedanken, die Kapelle stärker der Grotte in Lourdes anzugleichen. Die schlichte Schönheit der Kapelle sollte jedoch bewahrt und der Fokus auf die neue Statue gerichtet werden. Gesucht wurde eine neue heimatbezogene Konzeption für die Kapelle. Nach einem Entwurf von Michael Thome wurde eine Stirnwand hergestellt die sich auf das Marien-Lied: „Meerstern, ich grüße dich“ bezieht. Der Bildhauer Helmut Pink wurde beauftragt, die neue rustikale heimatbezogene Stirnwand anzufertigen. Die Kosten beliefen sich damals auf 8777,- DM. Die Finanzierung wurde ausschließlich durch Gönner und Sponsoren realisiert.
Am 15. Mai 1988 wurde, um 17:00 Uhr, die renovierte Waldkapelle zu Ehren der Mutter Gottes in einer feierlichen Andacht neu eingeweiht. Der Bau der Waldkapelle sollte dazu dienen Brücken zu bauen und Menschen zu verbinden. Damals wollte man bei der Neugestaltung der Kapelle die besondere Bedeutung der Lourdes Madonna, aus der südfranzösischen Landschaft mit der volksfrömmlichen Marienverehrung in unserer Region verknüpfen. Die Kapelle sollte zum Symbol für den Völkerfrieden zwischen den jahrhundertealten Erbfeinden Frankreich und Deutschland werden.
Heute ziert die kleine Waldkapelle unseren schönen Dirminger Wald. Dort wo andere gerne Urlaub machen würden, leben wir in einer wunderbaren Landschaft mit vielen kleinen Sehenswürdigkeiten. Das Naherholungsgebiet Steinrausch hat einiges zu bieten. Neben dem bedeutendsten geologischen Naturdenkmal der „Steenrutsch“, der idyllischen Wassertretanlage und den historischen Grenzsteinen der alten Grafschaft Nassau-Saarbrücken steht die kleine Waldkapelle einsam und verlassen im Dirminger Wald. Ein Spaziergang zur Marienkapelle lohnt sich in jedem Fall. Man sagt, es gibt nur wenige Orte an denen man soviel Ruhe und Kraft tanken kann. Probieren Sie es aus ……
Vielen Dank, mein Freund !
Hallo Frank,
vielen Dank für deine Erläuterungen zu dieser Waldkapelle und dass du den Blick auf unsere Region lenkst, die vieles zu bieten hat – wenn man die Wege und Plätze kennt und es mit anderen Augen – z. B. mit den Augen eines Urlaubers – sieht.
Wir haben in den letzten Jahren/Jahrzehnten sehr oft den Blick nur in ferne Regionen/Länder gerichtet und vergessen, wie es bei uns in Deutschland z. B. dem Schwarzwald, der Eifel oder auch im Saarland und in Eppelborn aussieht, welche Orte man hier „entdecken“ kann.
Danke auch für dein Interesse an der Geschichte von Dirmingen, die auch ein Teil der Geschichte der Menschen ist, die in Eppelborn und der Umgebung leben und dass du uns auch etwas über diese Zeit erzählst.
Danke nochmals und viele Grüße
Peter Stein