Dirminger Kulturecke: St. Martini

In der Dirminger Kulturecke erfahren Sie alles was Sie schon immer über Dirmingen wissen wollten oder wissen sollten. Wussten Sie schon, dass……

„Martini“ aus traditioneller Sicht von Dr. Rüdiger Neufang, Dirmingen

Gastbeitrag von Dr. Rüdiger Neufang

Der 11.11. erinnert mich an frühere Traditionen, die ich (Jahrgang 1940) aus Hören/Sagen noch mitbekommen habe bzw. selbst  erlebt habe:

Im ländlichen Raum (dazu gehörten im Saarland die Landkreise Ottweiler , St. Wendel, Wadern, Merzig und teilweise noch der nördliche Teil vom Landkreises Saarlouis)  wurden nach dem Ernteeinbringen, dem Bestellen der Felder vor dem Winter, wenn geordnete Verhältnisse gegeben waren, am 11.11. bezahlt. Die Futtermittelhändler, Viehhändler Tierärzte usw. und die Pacht der Weiden/Felder wurde bezahlt (Letzteres bis vor paar Jahren auch noch im November bei Pachtbezahlungen an die Gemeinde Eppelborn – zumindest noch zur Zeit des Bürgermeisters Lutz).

Von meinem Großvater, seit 1910 Tierarzt in Illingen habe ich noch erfahren, dass, sofern ein Bauer nicht  bis zu diesem Tag die übliche Jahresrechnung bei seinem Tierarzt bezahlt hatte, er damit seinen „Bankrott“ kundgetan hat.  Der Tierarzt brauchte dann auch nicht mehr in einem Krankheitsfall zu den Tieren, da als Erstes die Tiere abgegeben/verpfändet wurden und der Tierarzt konnte bei Nicht-  behandlung gesetzlich nicht  belangt werden.

Für die Bauern war der 11.11 ein Feiertag und es wurde „sich in Schale geworfen“ und die Ausgehkleider angezogen, um “bezahlen zu gehen“. Überall bekam der Zahlende einen Schnaps und es soll recht munter an diesem Tag zugegangen sein. In solchen „Zuständen“ wurde richtig gefeiert und da vor Weihnachten kein richtiger –feierlicher- Tag mehr war, der dem Anlass entsprach (in Stimmung und Kleidung), sei der 11.11. auch als jährliche Geburtsstunde für den Fasching/Karneval gewählt worden.

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