Jedes Kind braucht einen Engel – Was würde St. Nikolaus zu diesen Zeiten sagen?

Sie sind der Anfang und das Licht, Doch wir seh’n es nicht, Sie sind das Wort, dass niemals bricht, Doch wir versteh’n es nicht, Sie haben Herzen, Die begreifen jede Hand, die gibt, Und öffnen sich dem, Der sich zeigt, Und ihnen Liebe gibt

Liedtext: Klaus Hoffmann – Jedes Kind braucht einen Engel

Es gibt wohl kaum einen Heiligen, der bekannter ist als der heilige St. Nikolaus. Aus gutem Grunde wird sein Namenstag am 6. Dezember von Millionen Familien auf der ganzen Welt gefeiert. Im Gegensatz zu vielen anderen Heiligen gab es den heiligen Nikolaus tatsächlich. Nikolaus wurde zwischen 280 und 286 in Patara in der heutigen Türkei geboren. Mit etwa 19 Jahren wurde er zum Priester geweiht und wenig später zum Bischof von Myra in der Region Lykien ernannt. Der heilige Nikolaus gehört zu den meistverehrten Heiligen der Christenheit und gilt als Schutzpatron zahlreicher Berufe und sogar Ortschaften. Dabei begann der eigentliche Kult um St. Nikolaus erst 200 Jahre nach seinem Tod. In Deutschland wird St. Nikolaus erst ab dem zehnten Jahrhundert verehrt. Nikolaus besucht und beschenkt die Kinder. Seinen Ursprung hat dieses Ritual im mittelalterlichen „Bischofsspiel“. Schüler wurden spielerisch zum „Bischof“ oder auch „Abt“ ernannt und durften anderen Schüler für ihr Betragen belohnen oder bestrafen. Ursprünglich fand das Bischofsspiel am 28. Dezember – dem Fest der Unschuldigen Kinder – statt, später wurde es auf den Nikolaustag gelegt. Das Nikolaus als Geschenkebringer unterwegs ist, verdanken wir einer der zahlreichen Legenden:

Der Bischof kam eines Nachts am Haus einer Familie vorbei, die derart mittellos war, dass die drei Töchter ihr Geld als Prostituierte verdienen mussten. Damit die jungen Frauen dieses Tun beenden und heiraten konnten, warf Nikolaus drei Goldklumpen durch das Fenster des Hauses. Daher wird der Heilige in der Kunst heute oft mit drei goldenen Kugeln oder Äpfeln dargestellt. Tatsächlich hat der heilige Nikolaus Zeit seines Lebens sein gesamtes Vermögen den Armen vermacht.

Der heilige Nikolaus ist der Schutzpatron der Kaufleute und auch der Seeleute. Was würde der heilige Mann sagen, wenn er wüsste, dass wir heute in Europa ernsthaft die Debatte führen, ob wir Kinder im Mittelmeer ertrinken lassen oder ob wir Sie doch gütiger Weise retten. Für St. Nikolaus wäre allein die Frage danach, schon unnötige Zeitverschwendung gewesen. Was würde St. Nikolaus über den Umgang mancher Zeitgenossen mit unseren Kindern denken?  Ich glaube er würde sich fremdschämen.

Manchmal frage ich mich wie der heilige Nikolaus mit den Fragen unserer Zeit umgehen würde:

  • Was würde er davon halten, dass Millionen von Kindern kein sauberes Wasser haben?
  • Was würde er davon halten, dass Millionen Kinder nicht lesen und schreiben lernen?
  • Was würde er davon halten, dass Millionen Kinder jeden Tag hungern müssen?
  • Was würde er davon halten, dass Millionen Kinder jeden Tag Schwerstarbeit leisten müssen?
  • Was würde er davon halten, dass jedes Jahr über elf Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag sterben?
  • Was würde er davon halten, dass Millionen in Armut und Elend leben müssen?
  • Was würde er davon halten, dass zahlreiche Kinder als Soldaten an der Front kämpfen müssen?
  • Was würde er davon halten, wenn er hört, dass zahlreiche Kinder ausgerechnet in der Kirche missbraucht wurden?
  • Was würde er davon halten, dass kleine Mädchen zwangsverheiratet werden oder sich schon als Kind Prostituieren müssen ?

Sie sind das Wasser und die Kraft, Doch wir beugen sie, Die Kraft, die neues Leben schafft, Doch wir beschneiden sie, Sie haben Augen, Die können viele Sonnen seh’n, Doch wer sie bricht, Der wird in ihnen, Seinen Schatten seh’n

Liedtext: Klaus Hoffmann – Jedes Kind braucht einen Engel

Als Protestant hat man es bekanntlich nicht so sehr mit den Heiligen. Dennoch halte ich sehr gerne an alte Traditionen fest. Die Geschichte des heiligen Nikolaus zeigt uns wie sehr ein Mensch lieben kann. Heute gehört der alte Bischof Nikolaus mit seinem weißen „Rauschebart“ längst in unserem Weltbild. Dabei wird der gute Nikolaus noch viel zu oft mit dem amerikanischen Weihnachtsmann verwechselt.

Im 16. Jahrhundert bekam Nikolaus einen Begleiter an seine Seite. „Knecht Ruprecht“ sollte fortan die Kinder zu mehr Frömmigkeit erziehen. Während der Heilige als Gabenbringer gutes Benehmen belohnte, strafte der düstere Begleiter die unartigen Kinder mit der Rute.  Nach der Reformation wurde die Heiligenverehrung in vielen protestantischen Gegenden abgelehnt. Martin Luther ersetzte den heiligen Bischof durch den „heiliger Christ“ und verlegte die Beschenkung auf den 25. Dezember. Durch die Entstehung des Christkindes wurde der Nikolaus als Geschenkebringer abgelöst. Ab dem 19. Jahrhundert wird das Christkind mehr und mehr verdrängt. Der Weihnachtsmann übernimmt die Führungsposition und trägt fortan die Verantwortung für eine hinreichende Bescherung.  

Sie sind der Boden, der uns trägt, Doch wir belächeln sie, Das Grün, das aus den Zweigen schlägt, Doch wir zerbrechen sie, Sie sind die Zukunft, Doch wir sperren ihre Träume ein, Und sehen fassungslos, Aus unser Mauern stammt der erste Stein

Liedtext: Klaus Hoffmann – Jedes Kind braucht einen Engel

Seit einigen Jahren bin ich als Helfer des Nikolaus unterwegs um den Kindern eine Freude zu bereiten. Gemeinsam mit meinem Knecht Ruprecht helfen wir der Kolpingfamilie Dirmingen dabei alte Traditionen zu bewahren. Erfreulicherweise haben in den letzten Jahren die Anmeldungen zu der Nikolausaktion enorm zugenommen. Der gute, alte Nikolaus scheint wieder in Mode zu geraten. Manchmal frage ich mich worin der Grund dafür liegt.

Spielt dabei eine gewisse Weihnachtsromantik eine gewisse Rolle oder finden die Menschen wieder zurück zum Glauben? An Weihnachten wird das Kind in uns lebendig und die Erinnerung an unsere eigene Geschichte macht uns sensibel. Wir wollen für unser Kind das Beste und davon am besten mehr als genug. Dabei braucht in dieser Zeit jedes Kind einen Engel.

Wir leben in unruhigen Zeiten. Die täglichen Horrornachrichten hinterlassen Spuren. Gerade wenn es um das Wohl von Kindern geht, werden die meisten von uns hellhörig. Terrorangriffe, bei denen Kinder ums Leben kommen, treffen uns ins Herz und machen uns fassungslos. Sie sind das schönste, wertvollste und schwächste was wir haben. Leider reicht unser Blick nicht immer weit genug. Warum hören wir nicht die Schreie der Kinder, die im Mittelmeer zu ertrinken drohen? Warum demonstrieren wir nicht, anstatt uns über die Auswirkungen der Pandemie zu ärgern, für die Rechte der Kinder.

Jedes Kind braucht Wasser, Essen, Bildung, Respekt, Schutz und Liebe. Jedes Kind braucht einen Engel 

Jedes Kind braucht einen Engel, Der es schützt und der es hält, Der es schützt und der es hält, Jedes Kind braucht einen Engel, Der es auffängt, wenn es fällt, Der es auffängt, wenn es fällt

Liedtext: Klaus Hoffmann – Jedes Kind braucht einen Engel