Meine Gedanken zum Osterfest – Was bedeutet Ostern in der heutigen Zeit ?
Erinnert ihr Euch noch:
„Ihr Christen denket all daran heut fängt das bittere Leiden an“
(Karfreitag – Ausruf der Dirminger Klepperkinder)
Früher zogen in der Karwoche immer die Klepperkinder durch unser Dorf. Mit Hilfe einer Klapper oder Rappel gingen die Kinder singend durch die Straßen um mit unterschiedlichen Sprüchen an die Gebetszeiten oder Gottesdienste zu erinnern.
Ich bin evangelisch und in meiner Kinderzeit waren die beiden Konfessionen noch etwas weiter voneinander getrennt. Ich hatte damals den eigentlichen Sinn des „Klepperns“ nicht verstanden. Meine Eltern erzählten mir, dass nach einer alten Überlieferung von Gründonnerstag bis zum Ostersonntag die Glocken nach Rom flogen. Aber was machten sie dort und wie kamen sie dorthin? Meine Eltern machten mir deutlich, dass in der Karwoche der Glockenklang nun mal durch Kleppern ersetzt werden muss. Als kleiner Junge habe ich diese Geschichte natürlich geglaubt.
Heute ist das Kleppern vielerorts ausgestorben und auch in Dirmingen waren in den letzten Jahren nur noch selten Klepperkinder unterwegs. Schade! Die Zeit der Klepperkinder ist vorbei und mit ihnen geht eine schöne Tradition verloren. Der demografische Wandel spielt dabei natürlich eine gewichtige Rolle. Weitere Gründe liegen mit Sicherheit in unserer Erziehung und in dem Zeitgeist. Die Erziehung im Glauben und die damit verbundene Nähe zur Kirche ging in den letzten Jahren immer mehr den Bach runter. Die Kinder haben einfach keine Lust mehr morgens aufzustehen und den ganzen Tag einer religiösen Tätigkeit nachzugehen. Glauben ist aus der Mode gekommen. Natürlich trägt auch die Kirche daran eine gewisse Mitschuld.
Mein Sohn wird in diesem Jahr konfirmiert. Auch meine Familie hat viel Mühe damit meinen Sohn auf Kurs zu halten. Gut, dass er neugierig ist und gerne die alten Geschichten in der Bibel hinterfragt. Zumindest hat er seine eigene persönliche Wahrheit und sortiert gerade in seinem noch jungen Leben seinen Glauben. Ich wünsche ihm auf diesem Wege alles erdenklich Gute und Gottes Segen. Immerhin kann der Glaube durch das Leben tragen. Es ist wichtig, dass man an irgendetwas glaubt !
Die Menschen haben sich von dem christlichen Glauben abgewandt und treten verstärkt aus der Kirche aus. Jeder rückt sich seine persönliche Wahrheit ins rechte und scheut auch nicht davor zurück das Gute mit dem schlechten oder Nützlichen zu verbinden. In den sozialen Medien findet man ständig üble Postings mit rechter Hetze. Letztens habe ich ein Posting gelesen in dem zu lesen war: Zitat:“ Unser Land, unsere Sitten, unsere Kultur, unsere Heimat, unsere Bräuche, unsere Gesetze. Wem das nicht passt dem wünschen wir eine gute Heimreise in seine Heimat.“ Zitatende.
Ich persönlich habe auf solche Postings die passende Antwort:
Nehmt euer Land, eure Sitten, eure Kultur, eure Heimat, eure Bräuche, eure Gesetze mal wieder ernst, dann wird es unserem Land auch wieder besser gehen. Erst wenn wir wissen, wer wir selbst sind, können wir verstehen, wo wir selbst stehen und was andere denken !
Alleine Artikel 1 unseres Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“, reicht aus um ein besseres Miteinander zu pflegen. Wobei ich den folgenden Absatz noch besser finde:“ Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt“. Wenn wir unsere christlichen Wurzeln und unsere eigene Kultur pflegen wird der Islam keine Möglichkeit finden sich auszubreiten. Wobei, wäre das so schlimm ? Gehört Glaubensfreiheit nicht zu unseren Errungenschaften ? Wir bekämpfen andere Kulturen und nehmen unsere eigene Identität überhaupt nicht ernst. Wir verbieten den Bau einer Moschee und streiten darüber ob ein Kreuz noch in ein Klassenzimmer gehört. Leute, das ist nicht der richtige Weg!
„Ihr Christen heute streitet nicht, es brennt das heil’ge Osterlicht (Ostersamstag- Ausruf der Dirminger Klepperkinder)
Letztens habe ich gelesen, dass eine hohe Anzahl an Schülerinnen und Schülern in unserem Land überhaupt nicht weiß was Christen an Ostern feiern. Unser Problem sind nicht die Flüchtlinge unser Problem liegt in uns selbst! Wir fordern eine christliche Leitkultur und kennen uns selbst nicht mehr in unserem eigenen Laden aus.
Aber was feiert man an Ostern eigentlich? Was bedeutet Ostern noch in unserer Zeit? Ein paar Tage Freizeit, ein bisschen Brauchtum mit bemalten Eiern? Für viele ist es halt eben eine neue Jahreszeit. Man muss die Feste halt feiern wie sie fallen und die Kinder freuen sich, wenn der Osterhase die bunten Eier bringt. Manche Leute antizipieren das Osterfest mit dem Frühling. Stimmt, Ostern als Frühlingsfest geht auf das heidnisches Fest Ostara zurück. Ostara markierte bei den Heiden den Beginn des Frühlings. Als die Christen die Heiden verdrängten könnte aus dem heidnischen Ostara das christliche Wörtchen Ostern entstanden sein. Ostern ist der wichtigste Feiertag im christlichen Kalender. Für die Christen ist das Osterfest weitaus wichtiger als das Weihnachtsfest. Ostern steht für die Wiederauferstehung, die Vergebung der Sünden und das ewige Leben. Die Ursprünge für das christliche Osterfest liegen im jüdischen Passah-Fest. Dieses jüdische Fest erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Jesu letztes Abendmahl, die Kreuzigung und Wiederauferstehung fanden während des jüdischen Passah statt. Die Kirche einigte sich irgendwann während eines Konzils darauf, dass der Ostersonntag immer der Sonntag ist, der dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang folgt.
Der Gründonnerstag verdankt seinen Namen dem alten Wort „greinen“, was so viel bedeutet wie „weinen“. Der Karfreitag (Kar -steht für Klage) ist der Tag, an dem Jesus verraten, verurteilt und getötet wurde. Am dritten Tag, dem Ostersonntag, ist Jesus auferstanden. Zu Ostern feiern wir die Auferstehung von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Der Tot wurde besiegt und hat keine Macht mehr über die Menschen. Im Johannesevangelium 14,19 verspricht Jesus den Menschen: „Weil ich lebe, werdet auch ihr leben.“
Die Tradition, am Osterfest Eier zu segnen, hat ihre Wurzeln bereits im Urchristentum. Dabei handelt es sich nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, um einen heidnischen Brauch, sondern um eine alte christliche Tradition. In vorchristlicher Zeit symbolisierte das Ei das erwachende Leben und wurde von den ersten Christen als Bild für die Auferstehung Jesu umgedeutet. Bis heute ist nicht genau geklärt, woher der Brauch des Osterhasen eigentlich kommt. Im Jahre 1682 findet er zum ersten Mal schriftlich Erwähnung. Eine, aus meiner Sicht verrückte Erklärung liegt darin, dass Protestanten sich damals vom katholischen Fest abgrenzen wollten und so auf die Idee kamen, einen Hasen die Eier bringen zu lassen. Der Hase steht als Symbol für die Fruchtbarkeit und des unzerstörbaren Lebens. Die Osterfeuer haben ihren Ursprung in der katholischen Osterliturgie oder in vorchristlichen kultischen Frühlingsfeuern. Heute haben sich die verschiedenen Bräuche untrennbar miteinander vermischt. Das Osterfeuer hat beispielsweise ebenso wenig mit dem christlichen Glauben zu tun wie auch der Hase und die Eier. Trotz allem kennt jeder den Osterhasen, die Ostereier und das Osterlamm. Allerdings wissen gerade einmal die Hälfte der Menschen in Deutschland um den christlichen Hintergrund dieses Festes. Während ich diese Zeilen schreibe, stelle ich mal wieder fest, dass es eigentlich überhaupt keine Leitkultur gibt. Die Zeit verwischt alle Spuren und irgendwann weiß niemand mehr welcher Brauch woher kommt. Gerade beim Islam und dem Christentum gibt es bekannterweise gewisse Ähnlichkeiten.
Dies alles hat viel mit Sitten, Kultur, Brauchtum, Heimat und Glauben zu tun. Wir müssen aufhören auf andere zu zeigen und vielmehr auf uns selbst achten. Merke: “Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst.“
Ich persönlich finde es schade, dass der Glaube und eine christliche Erziehung nicht mehr in vorderster Reihe stehen.
Es stellt sich mir die Frage: „Braucht der Mensch die Religion?“ Zugegeben, ich bin mir nicht sicher ob wir so etwas wie eine kirchliche Institution benötigen. Immerhin hat die Kirche im Laufe der letzten Jahrhunderte viel Leid verursacht. Wer sprichwörtlich durch die Jahrtausende streift und auf die Kreuzzüge im Mittelalter, die Blutspur der Inquisition und des Judenhasses schaut, wird dem Christentum nicht mehr viel abgewinnen können. Auf der anderen Seite gibt es die Suche nach dem Sinn des Lebens. Jeder von uns steht irgendwann in seinem Leben vor dieser entscheidenden Frage: Wer bin ich, wohin gehe ich?
Lassen wir doch einfach die Kirche im Dorf. Ich glaube, dass uns die Kirche und insbesondere der Glaube immer noch etwas zu sagen hat. Auch die Seelsorge ist unabhängig vom eigenen Glauben eine wichtige Angelegenheit. Immer dann, wenn es dem Menschen schlecht geht oder er vielleicht auch krank ist sucht er nach Antworten und Hilfe. Plötzlich rückt der Glaube wieder in den Vordergrund.
„Herbei, herbei ihr lieben Leut, Christus ist erstanden heut.“ (Ostersonntag – Ausruf der Dirminger Klepperkinder)
Ich denke wir sollten das Osterfest einmal dazu nutzen um über Religion, Glauben und Kirche nachzudenken. Vielleicht schadet es auch nicht, einmal einen Gottesdienst in der evangelischen oder katholischen Kirche zu besuchen. Mann sollte ja schließlich wissen wovon man spricht und mit welchem Gegner man es zu tun hat.
Mein Konfirmationsspruch lautet:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird Leben, auch wenn er stirbt. (Johannes 11,25)
Ich finde in diesem Spruch steckt soviel Trost und Zuversicht. Mit meiner Konfirmationszeit verbinde ich viele schöne Erinnerungen. Schon als Kind nahm mich mein Vater immer mit in den Gottesdienst. Natürlich hat mich das bis heute geprägt. Man braucht mit Sicherheit keine Kirche um zu Glauben. Jeder Mensch hat seine ureigene Sicht auf die Dinge. Ich verbinde Kirche und Glaube immer mit Heimat, Kindheit und eigener Identität. Letztlich zählt: Leben und Leben lassen!
Nun wird mein Sohn am 14. Mai konfirmiert. Die Bestätigung des eigenen Glaubens sollte für jeden Christen hohe Priorität sein. Schon meine beiden Töchter wurden in der evangelischen Kirche zu Dirmingen konfirmiert. Zuvor auch mein Vater, meine Großmutter, meine Ur-Großeltern und so weiter. Kirche kann Traditionen mit einander verbinden. Man muss es nur zulassen !
Der evangelische Pfarrer Dietrich Bonhoeffer sagte einmal: „Daß Jesus Christus starb, ist wichtiger, als dass ich sterbe, und dass Jesus Christus von den Toten auferweckt wurde, ist der einzige Grund meiner Hoffnung, dass auch ich auferweckt werde am jüngsten Tag“.
Ich wünsche allen Freunden, Lesern und allen ECHTEN DERMINGA ein frohes und gesegnetes Osterfest
Sehr guter Beitrag, durchdacht und überzeugend. Mein Kompliment und Respekt!