Dirminger Imbissbuden – Hauptsach‘ guud gess und gesproocht !
Die Geschichte der Imbissbuden in Dirmingen ist auch ein Teil unserer eigenen Dorfidentität. Dabei gibt es in unserem Dorf seit vielen Jahrzehnten eine Imbissbude. In den 1980-gern standen sogar schon einmal zwei Buden in unmittelbarer Nähe nebeneinander.
Die Currybude hat im Saarland einen besonderen Stellenwert. Nirgendswo in Deutschland steht die Currywurst höher im Kurs als in unserem Land. Bestenfalls kann hier noch Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Hamburg oder Berlin mithalten. Wie entstand der Kult um die Imbissbude? Bestimmt hat der Aufschwung der Imbissbude auch etwas mit der Entwicklung der Montanindustrie zu tun. Nach der Schicht trafen sich Bergleute und Hüttenarbeiter an der Bude zu einer Curry und einer guten Flasche Bier zu kleinem Geld.
Die Currywurst selbst hat längst einen Kultfaktor. Die Erfindung der Currywurst wird Frau Herta Heuwer zugeschrieben. Laut eigener Aussage fertigte die gute Frau erstmals am 4. September 1949 in ihrem Imbissstand an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße in Berlin-Charlottenburg eine gebratene Brühwurst mit einer Sauce aus Tomatenmark, Currypulver und weiteren Zutaten an. Ob es tatsächlich ihre eigene Erfindung war, steht in den Sternen. Eigentlich spielt es auch keine besondere Rolle. Wichtig ist, die Currywurst hat sich längst als Selbstverständlichkeit im Lebensgefühl der Saarländer etabliert.
Überhaupt steht die Imbissbude auch ein wenig für das Lebensgefühl von uns Saarländern. Dort an der Bude ist man schnell beim „Du“ und beschränkt sich auf das Wesentliche. Hier am Currystand kommen Fremde und Bekannte schnell ins Gespräch. Die Imbissbude ist Treffpunkt und Kommunikationsstätte. Natürlich hat sich die Kultstätte Imbissbude in den letzten Jahrzehnten verändert. Früher war die Imbissbude ein Stück Dorf- und Alltagskultur. Nicht erst seit der Pandemie erleben wir ein langsames Sterben der saarländischen Imbissbuden. Dabei hat die Imbissbude bis heute sehr viele Vorzüge. An der Imbissbude kann man schnell, unkompliziert und günstig essen und bei einer Flasche Bier den Puls runterfahren.
Um an der Imbissbude seine Bestellung abzugeben braucht man nur wenige Worte und ein kurzes Nicken:“ N’owend, e Curry! … e weissi orra e Roodi? …Weiss,…..mem Ganze oora halwwe ?“ Mehr braucht es nicht !
Das Leben bekommt an der Imbissbude eine gewisse Leichtigkeit. Man fühlt sich schnell wie Zuhause und mit dem Geruch von Pommesfett kehrt ein gewisses Heimatgefühl ein. An der Imbissbude fühlen wir uns heimisch und irgendwie angekommen. Ein Imbiss ist also viel mehr als nur ein Ort, an dem sich schnell und günstig essen kann. Unsere Imbissbude ist Begegnungsort und Anlaufstelle für jung und Alt. Dabei sind die Inhaber oft vielmehr als nur Bedienstete oder Angestellte. Vielmehr sind die Inhaber einer Imbissbude Seelsorger, Ansprechpartner, Kummerkasten oder Freund.
Dabei kämpfen die Imbissbesitzer selbst um ihre eigene Existenz. Gerade deshalb hat sich im Laufe der Jahre ein besonderes Verhältnis zwischen Kunden und Imbissbetreiber aufgebaut. An der Bude hat man noch Vertrauen in die Menschlichkeit. Hier, bei der Wurst seiner Wahl, wird man nicht angelogen. Hier stehen vielmehr diejenigen die das Gleiche Schicksal eint. Wer mehr über die Sorgen und Nöte der Menschen in unserem Dorf erfahren möchte, sollte mal unsere Imbissbude besuchen. Der Puls unserer Dorfgemeinschaft wird an der Imbissbude deutlich spürbar.
In den 1970-gern und 1980-gern Jahren genoss die Currywurst einen enorm hohen Stellenwert. Das Angebot wurde schnell erweitert und auf verschiedene Wurstvarianten verfeinert. Im Saarland gehört an einer Imbissbude immer auch ein Stück Lyoner oder Fleischkäse hinzu. Auch Schaschlik oder Käseknacker sind durchaus beliebt. Ich erinnre mich noch gut an meine Jugendzeit. Bevor man in einer der vielen Dirminger Gaststätten einkehrte, musste man für die notwendige Grundlage sorgen. Erstmal ne‘ Curry und dann hinein ins Nachtleben. Das gehörte einfach dazu und musste so sein. In den 1980-Jahren kam der berühmte „Soßenweck“ hinzu und war gerade bei den jungen Menschen mit geringem Einkommen eine beliebte Abwechslung. Damals gab es in Dirmingen mit der Imbissbude von Claudia Schmitt, der Inhaberin der Gaststätte „Alte Post“ und Elvira Eisenhauer noch zwei Currybuden, die fast unmittelbar nebeneinanderstanden. Dabei konnten beide gut nebeneinander leben. Ich habe viele schöne Erinnerungen an diese Zeit. Ihr auch ?
In den 1980-gern Jahren bekam die Currywurst zunehmend Konkurrenz durch den türkischen Döner sowie eine riesengroße US- Fastfoodkette die massenweise „Hamburger“ anbot. Diese Entwicklung hemmt naturgemäß den Aufschwung der Imbissbude.
Heute gibt es in Dirmingen gottlob noch eine gut funktionierende Imbissbude. Unsere Currybude vor dem „Kläse-Keller“ erfreut sich immer noch großer Beliebtheit. Dabei gehören nicht nur Einheimische zum Kundenkreis der Familie Schneble. Vielmehr nutzen jeden Tag Lieferanten, Außendienstler, Fahrer, Handwerker oder Arbeiter aus allen Teilen unseres Landes unserer Imbissbude, um sich einmal gut den Magen zu füllen. In Zeiten der Pandemie hat die Imbissbude als Treffpunkt ihren Charme verloren. Zusammenstehen und „Sprooche“ geht derzeit eher schlecht als recht. Dennoch möchte niemand unsere Imbissbude vermissen. Die Currybude im Herzen unserer Dorfmitte gehört längst zum festen Bestandteil unserer Dorfgemeinschaft. Gut so !