Die Töne sind verklungen, die Stille macht sich breit……

Alles neu macht der Mai ! Mit dem Frühlingsbeginn ist nicht nur bei vielen Vereinen die Hoffnung auf Besserung gewachsen. Obwohl wir davon noch meilenweit entfernt sind, warten wir voller Sehnsucht auf das Ende dieser unsäglichen Pandemie. Weit gefehlt, dass Gegenteil ist der Fall. Wir fallen von Lockdown zu Lockdown und müssen nun auch noch eine nächtliche Ausgangssperre über uns ergehen lassen. Längst stellt sich uns die Frage, welchen Tod sterben wir und wohin führt uns diese Pandemie.

Die Kampagne „Alles dicht machen“, von vielen bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern, hat unlängst für Aufsehen und viel Kritik gesorgt. Dabei ist es den Initiatoren allein schon mit der Umsetzung dieses Projekts gelungen für Aufsehen zu sorgen und eine Diskussion zu entfachen. Der Umgangston in den sozialen Medien wird immer härter und vielleicht sogar schriller. Es gibt längst keine gesunde Diskussion mehr, sondern nur noch schwarz und weiß. Entweder ich bin für den eingeschlagenen Weg der Regierung und glaube an den Virus oder ich finde alles schlecht und leugne sogar die Existenz dieses gefährlichen Killers. Eine faire Diskussion ist kaum noch möglich und auch ich ertappe mich dabei, dass ich immer öfter in Erklärungsnot gerate. Mitten in diese Zeit knallt die Nachricht von Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Impfterminen. Ich stelle mir die Frage, ob wir nicht vielleicht doch besser auf die Vergabe von „Prio-codes“ verzichten und den Impfstoff für alle freigeben.

Schon als Kind hatte ich meine Probleme mit Befehlen und Anordnungen. Ich bin bekennender Fan unsers Grundgesetzes und frage mich allen ernstes welchen Schaden unsere Gesellschaft am Ende dieser Pandemie davontragen wird.

Unsere Vereine sind soziale Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Für viele Menschen bildet das Vereinsleben den Mittelpunkt ihres Lebens. Dabei ist es gerade im letzten Jahr zusehends schwieriger geworden, dass Vereinswesen aufrecht zu halten. Neben unserer Vereinswelt liegt auch unsere Kultur am Boden. Wie kommen unsere Vereine durch die Krise?

Wenn ich mich so in unserem Dorf umsehe, wird mir angst und bange. Die Vereine und Organisation suchen verzweifelt nach Alternativen. Dabei trifft es gerade unsere Kultur besonders hart. Unser Kulturverein befindet sich seit über einem Jahr in der Warteschleife und wird auch noch eine Weile dort verharren müssen. Dabei sehnen wir uns alle nach Live- Musik, Festen und Konzerten. In unserem Dorf gibt es viele Menschen, die ihre Liebe der Musik gewidmet haben. Verzweifelt werden auch hier Möglichkeiten ausgelotet und Alternativen geprüft. Der einzige vorhandene Chor in unserem Dorf, der evangelischen Kirchenchor Dirmingen, ist noch optimistisch und voller Hoffnung bald wieder singen zu dürfen. Wie lange hält jedoch dieser Optimismus ? Was wenn diese Pandemie noch länger andauert? Was ist mit den Menschen, die von der Musik leben und auch ihr tägliches Brot damit verdienen?

Unsere Vereine hingegen kämpfen in Zeiten der Corona-Pandemie nicht nur um ihr wirtschaftliches Überleben, sondern auch um die sozialen Aspekte. Das Zusammengehörigkeitsgefühl geht in diesen Zeiten wohl in jedem Verein verloren. Dabei tragen unsere Vereine und Organisationen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt große Verantwortung. Ich vertrete die Meinung, dass unsere Vereine für unsere Gesellschaft unverzichtbar sind.

Versetzen wir uns mal in die Lage eines Vereinsvorsitzenden. Beispielsweise unseres Sportvereins, Turnvereins oder unseren KKV-Dirmingen. Welche Sorgen tragen die Vorstandsmitglieder mit sich herum? Wie stemme ich die laufenden Kosten und wie kommen wir gemeinsam wieder aus diesem tiefen Loch der Ohnmacht. Werden mir, wenn alles vorbei ist, wieder alle Spieler/innen zur Verfügung stehen? Bleiben meine Mitglieder bei der Stange und wie zahle ich die Hallenkosten für die nächste Kappensitzung?

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Ich sehe unseren Brauchtum, unsere Vereinslandschaft und unsere Kultur in Gefahr! Glauben wir wirklich, dass es, wenn es so weit ist, einfach dort weitergeht wo wir es beenden mussten? Wenn wir auch in diesem Jahr auf unsere traditionsreiche Kirmes verzichten müssen, wird es zukünftig schwer sein überhaupt noch einmal so ein Dorffest dieser Art zu organisieren. Viele Vereine haben derzeit mit einer echten Austrittswelle zu kämpfen. Dies gilt im Übrigen auch für unsere Kirchen. Bestimmt nutzen viele Menschen diese stille und schwierige Zeit der Pandemie, um in ihrem Leben aufzuräumen. Viele stellen sich die Frage, was eine Mitgliedschaft bringen mag, wenn ich keinen Nutzen davontrage. Die Solidarität gegenüber den Vereinen und Organisationen schwindet von Tag zu Tag mehr. Antworten auf diese Fragen habe ich bisher noch nicht bekommen. Alternativ werden Spenden ausgeschüttet oder Solidaritätsbekundungen ausgesprochen. War’s das ? Soll das alles sein ? Diejenigen die in den letzten Jahrzehnten den Karren am Laufen gehalten haben, werden einfach so im Stich gelassen. Diese Pandemie fördert den Egoismus.

Was wird sein, wenn wir diesen Virus endlich im Griff haben? Werden wir ihn überhaupt jemals in den Griff bekommen und werden danach noch unsere Dorfkneipen geöffnet sein ? Können wir einfach so zur Tagesordnung überschreiten? Vielleicht ist am Ende vielmehr kaputt gegangen, als wir alle befürchten. Werden sich unsere älteren Dorfbewohner wieder trauen an einem Seniorentag teilzunehmen und wird unsere Narrenschar zur Fastnacht wieder unbefangen zur Kappensitzung gehen können ? 

Am Ende dieser Pandemie wird vieles anders sein. Wer weiß, manches wird vielleicht auch besser sein als zuvor. Zu glauben, dass alles einfach so weitergeht wie es zuvor war, ist blauäugig. Gerade Vereine und Organisationen, die es schon vor der Pandemie schwer hatten, werden dann alle Mühe haben überhaupt wieder auf die Beine zu kommen. Am schlimmsten trifft es jedoch unsere Kinder und Jugendlichen. Ich befürchte diese Pandemie könnte bei vielen Kindern und Jugendlichen großen sozialen Schaden anrichten.

Nach vielen großen Problemen scheint die Politik nun endlich ihre Antworten auf die größten Fragen dieser Pandemie gefunden zu haben. Auch wenn viele dieser Entscheidungen uns oftmals unsinnig und schlecht vorbereitet vorkommen, sollten wir zum Wohle aller dennoch bemüht sein zumindest einen einvernehmlichen Schulterschluss zu finden. Angst kann lähmen und den Blick auf das wesentliche verstellen. Auf die Frage wie wir unsere Vereine und unsere Dorfkultur retten, haben wir bisher keine Antworten bekommen. Verständnis und gutgemeinte Spendenprojekte allein genügen bei weitem nicht aus.

Wie steht völlig zurecht auf unserer Dirminger Homepage www.dirmingen.eu geschrieben:

Besseres kann kein Volk vererben, als der eigenen Väter Brauch. Wenn des Volkes Bräuche sterben, stirbt des Volkes Seele auch.

(Volksgut)

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