Veränderungen des Ortskerns am Beispiel „Schmittjere“

Alt „Schmittjere“

Seit vielen Jahrzehnten stehen Dörfer, wie Dirmingen, vor richtungsweisenden Herausforderungen. Die Probleme die sich dem ländlichen Raum stellen sind vielfältig. Der demographische Wandel beschäftigt die Dörfer und insbesondere die Ortszentren schon seit einigen Jahren. Leider ist dies noch nicht so ganz deutlich im Bewusstsein der Politik angekommen. Die größten aktuellen Herausforderungen im ländlichen Raum liegen im Strukturwandel der Landwirtschaft, im Handwerk und Gewerbe sowie in der allgemeinen Wirtschaft. Der sogenannte gesellschaftliche Wertewandel spielt ebenso eine gewichtige Rolle wie die Geburtenrückgänge, Überalterung, Migration und Abwanderung. Die finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Kommunen haben sich zudem verschlechtert. Es wird halt nicht mehr so oft neu gebaut!

Der demographische Wandel und die damit verbundenen aktuellen Veränderungen greifen in allen Lebensbereichen. Wir merken überall die wesentlichen Veränderungen ob auf der Arbeitsstelle, im Wohnraum, dem kulturellen Bereich oder in dem kirchlichen und sozialen Leben. Eine Sanierung eines Dorfzentrums sollte der nachhaltigen Verbesserung der Lebens-, Wohn-, Arbeits- und Umweltverhältnisse dienen. Durch die Erneuerung oder Verschönerung der Dorfmitte sollten die örtlichen Rahmenbedingungen verbessert und das Bewusstsein für die dörfliche Lebenskultur vertieft werden. Leider ist dies kaum noch in vollem Umfang möglich.

In unserem Dorf gab es in den letzten Jahrzehnten maßgebliche Ortsbildveränderungen. Neben dem damaligen Abbruch der alten „Schäfer Brauerei“ wurden weitere alte Bauerhäuser abgebrochen und durch neue Bauten ersetzt. Manchmal wurden ganze Häuser und Höfe ausschließlich wegsaniert und eingeebnet. Dabei ist gerade der Erhalt ortsbildprägender Bauten als Teil unseres kulturellen Erbes enorm wichtig. Mittlerweile gibt es auch Programme, in denen insbesondere die stilgerechte Restaurierung historischer Bauernhäuser gefördert wird.

Nach dem Abbruch

Zugegebenermaßen haben wir in der Dirminger Ortsmitte mittlerweile ganz andere Probleme. Unserem Dorf fehlt es an Wohnraum und Gewerbe. Wir benötigen dringend neue Geschäfte und neue Wohnungen damit die Menschen wieder gerne in unserem Ortszentrum leben. In unserem Ortskern gibt es viele Baustellen die unbedingt angegangen werden müssten. Letztlich bleibt die Frage: Wie gehen wir es an und wer bezahlt die Zeche? Am Beispiel des alten Hauses „Schmittjere“ können wir sehr schön den Wandel der Zeit erkennen.

Johann Georg Heintz wurde 1758 geboren und war Schmied und Bauer. Über vielen Generationen wurde der stolze Beruf des Schmieds jeweils an die Söhne weitergegeben. Erst Johann Georg Heintz (geb. 1868, nicht der gleiche wie oben genannt) gab den Beruf des Schmieds auf und widmete sich voll und ganz der Landwirtschaft. Sein Sohn Heinrich (geb.1896) begleitete viele Jahre das Amt des Ortsbauernführers. (Quelle: Dirminger Hausnamen).

Nach dem Tot von „Schmittjere Heinrich“ im Jahre 1977 ging es mit dem Anwesen in der Lebacherstrasse, im Ortszentrum, immer mehr bergab. Ende der 1980ger Jahre befand sich das alte Bauernhaus in keinem guten Zustand. Nach der Schließung der „Schäfer Brauerei“ und dem darauffolgenden Abbruch der Brauereiruine, drohte die früheren Dirminger Hauptstraße mit vielen Geschäften und Gewerbetreibenden der Verlust der Attraktivität. Zahlreiche Bauernhäuser wurden schon unmittelbar nach dem Krieg abgebrochen. Die Anwesen „Veltes“, „Alt Schuhhanness“ (das unmittelbar vor „Schmittjere“ stand) „Schwäns“ oder die „Alte Molkerei“ waren schon zu diesem Zeitpunkt längst Geschichte.

Beroma Haus

Ende der 1980ger Jahre wurde das alte Haus „Schmittjere“ abgebrochen. In diesem speziellen Fall gab es jedoch interessierte Immobilienmakler die sich um das Gelände bemühten und einen Neubau anstrebten. Unmittelbar nach dem Abbruch der alten „Schmittjere“-Ruine wurde ein neues, schönes Gewerbehaus erbaut. Das sogenannte „Beroma“ Haus ziert seitdem das Bild unseres Ortszentrums. Nach der Schließung eines großen Drogerie-Discounters hatte man kurzfristig etwas Sorge um die weitere Nutzung des Gebäudes.

Heute befinden sich in dem Haus ein Zahnarzt, eine Heilpraxis, eine Physiotherapie und eine Bank. Für die Dirminger Bevölkerung sind diese Anlaufstellen enorm wichtig und heben den Lebensstandard in unserem Dorf.

Man kann anhand des Beispiels „Schmittjere“ sehr gut den Wandel der Zeit erkennen.

Unsere Ortsmitte hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert und wird dies auch zukünftig tun.

 

 

 

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