Nie wieder Krieg – Erinnerungen an die Opfer des zweiten Weltkrieges bewahren !
Der zweite Weltkrieg gehört zu den größten Katastrophen unseres Zeitalters. Dirmingen wurde im zweiten Weltkrieg zu den meistbombardiertesten Landgemeinden gezählt. Am Ende mussten die Menschen in unserem Heimatort 24 Luftangriffe durchleben. Neben den vielen Soldaten, die an der Front fielen, mussten Zuhause zahlreiche Zivilisten ihr Leben lassen. Allein die Luftangriffe vom 11. Mai 1944 kostete 11 Menschen das Leben. Der Zweite Weltkrieg begann im Herbst 1939 mit dem Überfall des Deutschen Reiches auf Polen. Mit dem Kriegsausbruch wurden Kriegsverbrechen und Massenmorde verübt. Insgesamt starben schätzungsweise mehr als 70 Millionen Menschen.
Allein bei den Luftangriffen auf Saarbrücken kamen bei über 30 Angriffen insgesamt 1.234 Personen ums Leben. Neben dem Menschenleben mussten man täglich den Verlust von Wohnraum hinnehmen. In Saarbrücken waren zu Kriegsende nur 21,4 Prozent der Wohnhäuser unbeschädigt geblieben. In Dirmingen dürfte dies nicht viel anders gewesen sein. Unser Dorf verfügte über einen großen Bahnhof mit mehreren Gleisen. Die Wehrmacht nutzte dieses Bahngelände, um ein großes Flak zu positionieren. Ob es sich bei dieser Kanone tatsächlich um den sogenannten „schweren Gustav“ handelte, der auf den Gleisen zwischen Dirmingen und Wemmetsweiler bewegt wurde, wage ich zu bezweifeln. Ich gehe davon aus, dass es sich um ein weitaus kleineres Flak handelte. Zeitzeugen berichten jedoch davon, dass dieses Geschütz nur selten zum Einsatz kam und die Wirkung verheerend gewesen sein muss. Durch die enorme Druckwelle der Kanone wurden einige Häuser in unmittelbarer Nähe beschädigt.
Dirmingen dürfte also für die Alliierten ein nicht unbedeutender Ort gewesen. Anders kann man sich die insgesamt 24 schwere Luftangriffe nicht erklären. Als am 3. September 1939 Großbritannien und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg erklärt, müssen 300 000 Saarländer ihre Heimat verlassen. Dirmingen, dass inmitten des Saargebietes lag musste nicht evakuiert werden. Dennoch waren die Auswirkungen dieser Evakuierungsmaßnahme gerade in unserem Heimatort deutlich spürbar. Täglich nahmen neue Flüchtlinge den Weg durch unser Dorf. Die Menschen schliefen in Scheunen, Stallungen und sogar in der Evangelischen Kirche. Fast täglich flogen die Jabos über unseren Heimatort. Meistens dienten ihre Tiefflüge der Einschüchterung. Manchmal aber ließen Sie ihre tödliche Fracht fallen. Im Frühjahr 1944 flogen fast täglich starke, alliierte Bomberverbände über unsere Heimat. Die schlimmsten Bombenangriffe erlebt Dirmingen in der Zeit vom am Mai 1944 bis März 1945.
Am 11. Mai 1944, einem Donnerstag, startete die sogenannte »Fliegende Festungen« der 8. US-Luftflotte 2 in Ost- und Südostengland zu ihrem 351. Einsatz gegen das europäische Festland. Ziel dieser »Operation No. 351« sind die Verschiebebahnhöfe in Brüssel, Lüttich, Konz-Karthaus, Luxemburg, Völklingen – und Saarbrücken. Insgesamt 608 viermotorige Bomber vom Typ B-17 »Flying Fortress« starten zwischen 15.00 Uhr und 15.45 Uhr von ihren Flugplätzen in Ost- und Südostengland. Von den Verbänden lassen zwei ihre Bombenlast über Saarbrücken abwerfen. Als die Bomber den Großteil ihrer Fracht über Saarbrücken und Völklingen abgeladen hatten wurde die Operation abgebrochen. Das Flak in Saarbrücken konnte den Angriffen standhalten. Die heutige Landeshauptstadt versank jedoch in einem Inferno. Die übrigen B-17 Bomber bekamen nach Abbruch der Operation den Befehl ihre Bomben irgendwo auf dem Rückflug fallen zu lassen.
Als ich diesen letzten Satz des Berichts der Alliierten gelesen hatte, war ich fassungslos. So einfach ist das „…. einfach auf dem Rückflug fallen lassen“. War der Tod von 11 Zivilisten einfach nur purer Zufall oder wollte man noch einmal das Flak am Dirminger Bahnhof attackieren?
Am Ende des zweiten Weltkrieges verloren über 20 Zivilisten in unserem Dorf durch feindliche Luftangriffe ihr Leben. Zudem starben über 160 Dirminger Soldaten auf den Schlachtfeldern dieses unnützen Weltkrieges. Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Bericht mit den Originaltodesanzeigen veröffentlichen sollte. Am Ende habe ich mich jedoch dafür entschieden. Ich möchte mit diesen Zeilen, in diesem Blogeintrag, ein Zeichen gegen das Vergessen setzen. Der Tod aller Kriegsopfer und insbesondere der Zivilbevölkerung darf nicht umsonst gewesen sein. Am 18. März 1945 endete für die Bevölkerung unseres Heimatortes der zweite Weltkrieg. Zuvor mussten drei weitere Menschen in einem letzten Gefecht ihr Leben lassen. Unter den Opfern der Dirminger Johann Nagel der einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort stand.
Zu den Opfern dieses Krieges gehörte auch mein Großvater Artur Klein, der im Kampf in Tschechien fiel sowie die Schwester meiner Großmutter, also meine Großtante Karoline Wohlfart, die dem Bombenangriffen vom 11. Mai zum Opfer fiel. Irgendwie und irgendwo hat wohl jeder ein persönliches Opfer zu beklagen. Die Namen derer die diesem sinnlosen Krieg zum Opfer fielen sollten jedoch unvergessen bleiben. Nie wieder Krieg !
Durch Bomben bei Fliegerangriffen umgekommen:
Barth Marianne 24.08.1922 11.05.1944
Becker Hugo 26.04.1887 27.04.1945
Böhme Else 14.08.1904 11.05.1944
Böhme Horst 06.11.1934 11.05.1944
Diehl Marga 11.11.1938 12.03.1945
Dietzen Mathias 25.02.1901 12.03.1945
Guthörl Katharina 26.06.1898 11.05.1944
Guthörl Valentin 22.09.1861 11.05.1944
Hell Jakob 03.01.1885 11.05.1944
Herz Alma 24.11.1931 12.05.1944
Herz Jakob 20.03.1892 12.03.1945
Klenker Maria 04.10.1878 11.05.1944
Lambert Günter 12.06.1933 20.03.1945
Meyer Frieda 26.12.1915 12.03.1945
Meyer Wilhelm 13.10.1943 12.03.1945
Mühlenberg Klara 04.12.1919 19.12.1944
Nagel Johann 25.09.1879 18.03.1945
Spaniol Reinhold 11.09.1934 01.04.1945
Wagner Luise 26.05.1885 11.05.1944
Wohlfart Karoline 05.11.1904 11.05.1944