Und jetzt ? Mit Vollgas Richtung Abgrund ? – Wozu sind Kriege da ?
„Manchmal graut mir vor dem Krieg, und alle Hoffnung will mir vergehen. Ich mag gar nicht dran denken, aber es gibt ja bald nichts anderes mehr als Politik, und solange sie so verworren ist und böse, ist es feige, sich von ihr abzuwenden.“
Sophie Scholl
Ich mache mir ernsthaft Sorgen um die vielen Kinder und Jugendlichen auf diesem wunderschönen Planeten. Die beste Zeit ihres Lebens wurde ihnen zunächst durch die Auswirkungen der Pandemie und nun durch diesen unsäglichen Krieg in der Ukraine versaut. Ich denke an unsere Kultur, unsere Gemeinschaft und schließlich auch an unsere Wirtschaft. Ängste und Sorgen begleiten uns im Alltag. Der Satz unseres Bundeskanzlers klingt noch in meinen Ohren: „Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor.“ Das ganze klingt wie eine Drohung.
Stimmt, wir befinden uns inmitten einer Zeitenwende und es geht tatsächlich darum unsere Werte wie Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Was aber können wir Zuhause in unseren vier Wänden tun und wie könnte unsere Verteidigung vor Ort aussehen? Angesichts der furchtbaren Nachrichten aus der Ukraine erstarren wir fassungslos vor dem Bildschirm in Selbstmitleid. Wir ertrinken in einem Meer aus Fragen, Sorgen, Ängsten und Panik.
Aktuell ist es eher unwahrscheinlich, dass der Krieg nach Deutschland kommt. Wenn er jedoch kommt, wird er anders auftreten als alles was die Welt vorher erlebt hat. Die Angst vor der nuklearen Kataststrohe ist allgegenwärtig. Die furchtbaren Bilder aus Kiew, Charkiw oder Mariupol zeigen die hässliche Fratze des Krieges. Die Ukraine ist kein NATO-Mitglied und somit kann auch kein NATO-Bündnisfall eintreten. Eine Einsendung von NATO-Truppen könnte dazu führen, dass die Situation eskaliert. Dennoch müssen wir davon ausgehen, dass die NATO ihre Truppenstärke an der Grenze zu Russland verstärkt. Das bedeutet auch, dass Soldatinnen und Soldaten unserer Bundeswehr nach Litauen gesendet werden.
Ich empfinde den Angriff auf die Ukraine als himmelschreiende Ungerechtigkeit, der mit nichts zu rechtfertigen ist. Natürlich ist auch mir längst bekannt welche Gründe Russland zu diesem Schritt führten. Aus der russischen Sicht geht es um Vertragsbruch und eine unerlaubte Osterweiterung der Nato und der europäischen Gemeinschaft. Russland möchte mit diesem Überfall die Geschichte seines Landes wieder zurechtrücken. Heim zu Väterchen Russland oder böse ausgedrückt „Heim ins Reich“? Fakt ist, dass viele Ländern, die ebenfalls früher zur Sowjetunion gehört haben, nicht zurück möchten. Auch die EU- und NATO-Mitglieder Estland, Lettland und Litauen gehören zu diesen Ländern. Nicht auszudenken, wenn……
Seit 1991 ist die Ukraine ein unabhängiger Staat. Seit 1994 hat Russland die Unantastbarkeit der Grenzen und die Souveränität der Ukraine anerkannt. Im Gegenzug hat die Ukraine ihre Atomwaffen aus Sowjetzeit an Russland abgegeben. Das ist Geschichte. Die Zukunftsprognose ist finster.
Aus meiner Sicht wurde mit dem Angriff auf die Ukraine das Völkerrecht gebrochen. In den sozialen Medien lese ich in den letzten Tagen vermehrt, dass man auch Verständnis für die russische Denkweise haben sollte. Immerhin wurden Seitens des Westens und der Ukraine Verträge oder Abkommen gebrochen. Ich weiß nicht welcher Vertragsbruch einen Kriegsbeginn und Blutvergießen rechtfertigt. Ehrlichgesagt, ist kein Papier und ein Abkommen wichtiger als ein Menschenleben. Der Konflikt in der Ukraine ist deshalb so schlimm, weil der große Bruder Russland den kleinen Bruder Ukraine zu Boden wirft und niederdrückt.
Und jetzt?
Die Angst vor einen nuklearen Krieg rückt immer mehr in unser Verständnis. Ich stelle mir die Frage, wie Herr Putin aus dieser Geschichte rauskommen möchte, ohne sein Gesicht zu verlieren. Ist er gezwungen diesen Weg weiterzugehen oder kriegen wir gemeinsam noch die Kurve. Die Angst vor einem nuklearen Angriff lähmt den Westen. Diese Angst hat längst auch unser kleines Ländchen an der Saar erreicht. Das aus strategischer Sicht wichtige Ramstein ist einen Steinwurf entfernt und bei gutem Wetter kann man von den Saarhöhen aus Cattenom erkennen. Genug der Panik. Wir brauchen mehr Abstand und Zuversicht. Angst lähmt und kann krank machen.
Keine Frage, Russland ist eine Atommacht. Ein möglicher Atomschlag dürfte jedoch in Anbetracht dessen, dass die auch die eigene Vernichtung zufolge hätte, relativ unwahrscheinlich sein. Ein Atomangriff wäre auch ein Angriff auf das eigene Volk. Ich gehe mal davon aus, dass dies nicht im Interesse des Kremls sein kann. Sicher können wir uns jedoch nicht sein. Wie reagiert ein wildes Tier, wenn es in den Ecken gedrängt wird?
Ich denke zurück an viele Gespräche mit älteren Mitbürgern, die zu den Kindern des zweiten Weltkrieges gehörten. Haben wir den nichts aus der Geschichte gelernt? Wir alle haben doch eine Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen. Unsere Kinder und Jugendliche werden im Zeichen der Pandemie und eines militärischen Konfliktes aufwachsen. Unseren Kindern und Jugendlichen geht die Leichtigkeit des Seins verloren. Demnächst werden wir noch zum Lachen in den Keller müssen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass unsere Welt sich mit Vollgas Richtung Abgrund bewegt.
Und jetzt?
Was bringt die Zukunft? Steuern wir schnurstracks auf einen Weltkrieg zu? Die Hoffnung stirbt zuletzt und noch „…ist Polen nicht verloren.“ Angst ist ein schlechter Berater. Vielmehr sollten wir aus Fehlern lernen und versuchen es zukünftig besser zu machen. Wir brauchen Mut und Zuversicht. Letztendlich geht es um die kommenden Generationen um unsere Kinder und Jugendlichen.
„Ich kann es nicht begreifen, dass nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen. Ich kann es nie begreifen und ich finde es entsetzlich. Sag nicht, es ist für´s Vaterland.“
Sophie Scholl
Was tun und wie sollen wir nun mit dieser Situation umgehen? Kopf in den Sand stecken? Zitternd vor Angst im Selbstmitleid versinken? In der Ukraine sterben jeden Tag Menschen. Jeder Krieg ist sinnlos und menschenverachtend. Was uns bleibt ist mal wieder Aufstehen und Stellung beziehen. Wir dürfen nicht schweigen und müssen lauthals den Frieden einfordern. Menschenketten, Demonstrationen, Spendenaufrufe, Sammelaktionen oder Benefizveranstaltungen mögen dem ein oder anderen vielleicht sinnlos erscheinen. Aus meiner Sicht der Dinge sind sie ein wichtiger Bestandteil von Demokratie und Menschenrecht.
In den letzten Tagen erreichten mich in meiner Position als Ortsvorsteher zahlreiche Anfragen bezüglich des Konflikts in der Ukraine. Die Menschen möchten helfen und sind bereit zu spenden oder aktiv zu helfen. Mal wieder wippt eine große Solidaritätswelle über unseren Heimatort. Genauso wie während der Pandemie oder die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal. Zeit auch mal stolz auf die Menschen in seinem Dorf zu sein. Zeit, um einmal Danke zu sagen. In der Not stehen wir zusammen und sind bereit an unsere Grenzen zu gehen. Genau das zeichnet eine funktionierende Dorfgemeinschaft aus. Aus Solidarität kann man Mut und Zuversicht schöpfen. Die Hände in den Schoß legen ist keine Alternative. Wir müssen etwas tun, wir können etwas tun. Wir müssen es nur wollen!
«Man muss etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben. Dazu brauchen wir einen harten Geist und ein weiches Herz. Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst, nur suchen wir sie zu wenig.» «Einer musste ja schließlich damit anfangen.»
Sophie Scholl
In den kommenden Monaten werden wir die Auswirkungen dieses Krieges deutlich zu spüren bekommen. Unsere Wirtschaft und auch unsere dörfliche Infrastruktur wird an ihre Grenzen stoßen. Flüchtlinge werden auch in unserem Dorf Schutz und Unterschlupf suchen. Ich bin mir sicher, dass wir die Kraft haben zu helfen. Unsere Regierung wird zukünftig mehr Wert auf Selbstverteidigung und Aufrüstung legen. Ob dies der richtige Weg ist, sollte jeder mit sich selbst ausmachen. Ich persönliche habe so meine Probleme mit Waffen und Gewalt. Das alles nutzte jedoch nichts. Ich bin zu weit weg, um beurteilen zu können, was wir in Sachen Verteidigung leisten müssen. Ein jeder kehre vor seiner eigenen Haustür! Jetzt ist mal wieder die Zeit, um die Ärmel hochzukrempeln und zu helfen. Ein jeder so wie er kann und möchte. Die Menschen in der Ukraine brauchen jede erdenkliche Form von Hilfe und Unterstützung.
Abschließend noch ein Gedanke: Unsere Kultur, die Musik und die Kunst sind gerade in diesen Zeiten sehr wichtig. Die Kultur spendet Trost und kann zusammenführen. Unsere Gesellschaft wird ohne eigene Kultur sterben. Von daher finde ich es gut und richtig, dass auch in Zeiten wie diesen am eigentlichen Dorf leben festgehalten wird. Natürlich fällt es jedem von uns schwer, in diesen Zeiten zu feiern. Der Mensch braucht jedoch Hoffnung und Halt. Wir können Hoffnung und Zuversicht nur weitergeben, wenn wir sie selbst erfahren.
Wer Wohnraum für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung stellen möchte, wird gebeten sich im Rathaus Eppelborn bei Sabine Girnus, (06881) 969-245, girnus.sabine@eppelborn.de zu melden.
Spendenaufruf des Landkreis Neunkirchen gemeinsam mit allen saarl. Landkreisen
Spendenkonto bei der Kreissparkasse Saarpfalz, DE24 5945 0010 1030 6152 88,
BIC: SALADE51HOM, Empfänger: SPK-KooperationDPG-SpohnsHaus