Dirmingen in Quarantäne – Guten Tag Herr Bazillus, ich hätte auf ihre Bekanntschaft verzichten können !

Meine Frau blickte mich irritiert an und fragte: „Noch ein Test? Man meint gerade du suchst die Infektion.“ Seit Tagen hatte ich ein mulmiges Gefühl. Offensichtlich versuchte mein Körper mich zu warnen und sendete mir irgendwelche Signale. Misst, hätte ich nicht wenigstens eine Woche später erkrankten können? Mein Terminkalender war bis zum Überlaufen gefüllt. Nun kam meine Corona-Infektion zu einem wirklich ungelegenen Zeitpunkt. Auf der anderen Seite: Wann kommt eine Krankheit schon mal gelegen ? Sonntagsmittags bekam ich ekelhafte Kopfschmerzen. Der erste Selbsttest fiel bereits positiv aus. Ich traute dem Ergebnis nicht und entschloss mich das nächste Schnelltestzentrum anzufahren. Dachte ich es mir doch: negativ! Alles halb so schlimm. Bestimmt nur die Grippe. Am Abend unterzog ich mich zwei weiteren Schnelltests und kam zu der Erkenntnis, dass diese beiden neuen Ergebnisse nichts Gutes bedeuteten. Beide Tests waren positiv! Ein PCR Test bei meinem Hausarzt brachte die Klarheit: Der böse Bazillus hatte mich erwischt!
Für viele Menschen ist das Coronavirus noch immer nicht greifbar. Ich gebe zu, mir ging es ähnlich. Seit dem Beginn der Pandemie blieb ich vor einer Infektion verschont. Das ist nun Geschichte, ich bin infiziert mit dem bösen Bazillus. Große Sorgen plagten mich nicht. Grundsätzlich bin ich ein positiver Mensch und gehe mit einem gewissen Gottvertrauen durch das Leben. Ein Anruf meiner Ärztin besorgte mir jedoch einige Sorgenfalten: „Du bist hoch infektiös und solltest dich von deiner Familie fernhalten.“ Aha, dass hörte sich aber nicht gut an.
Gesagt, getan? Nicht so ganz. Wie soll das in einem Einfamilienhaushalt gelingen? Wie geht es weiter und was bringt mir diese Krankheit. Muss ich am Ende mit einem schweren Krankheitsverlauf rechnen ? Meine Impfung und die folgende „Boosterung“ machten mich eigentlich zuversichtlich. In den letzten Wochen hatte man vermehrt von milden Krankheitsverläufen gehört. Warum sollte es jetzt ausgerechnet mich hart treffen ? Natürlich wuchs auch in mir die Hoffnung auf einen milden Krankheitsverlauf.
Bei den meisten Covid -19 Erkrankung ist der Krankheitsverlauf unvorhersehbar und individuell verschieden. Im Hause Klein schläft man sich in der Regel gesund. Eine gute Idee, wenn da nicht ständig eine verstopfte Nase und ein unangenehmer trockener Husten stören würden. Eine COVID-19-Erkrankung kann ganz ähnliche Symptome aufweisen wie eine gewöhnliche Grippe. Zu den häufigsten Krankheitszeichen zählen trockener Husten, Schnupfen und Fieber. Genau dieses volle Programm wurde mir zuteil. Vielen Dank lieber Bazillus, zu viel der Ehre, wäre nicht nötig gewesen.
Dabei kam ich noch gut davon. Im schlechtesten Fall kann eine Infektion eine Reihe weiterer Symptome mit sich ziehen. Dabei kommt es zu Kurzatmigkeit oder auch dem Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. Gottlob blieb mir mein Geruchs- und Geschmacksinn erhalten. Nicht auszudenken dieser wäre mir abhandengekommen. Am schlimmsten trifft es jedoch diejenigen, die an einem Krankenhausaufenthalt nicht vorbeikommen. Die Zahl derer die in den Kliniken um ihr Leben fürchten müssen, ist immer noch viel zu hoch.
Obwohl man eigentlich täglich damit hätte rechnen können, kam die Krankheit für mich plötzlich, heftig und unerwartet. Besonders die ersten beiden Tage waren echt unangenehm. Das schlimmste ist die Quarantäne. Täglich bin ich damit beschäftigt, den noch gesunden Mitmenschen in unserem Haus nicht zur Gefahr zu werden. Gottlob spielte das Wetter mit und das tägliche Lüften wurde nicht noch zur Qual. Tatsächlich machte ich mir große Sorgen um meine Leute. Ich fragte mich, mit welchen Menschen ich in letzter Zeit Kontakt hatte und, wen ich alles getroffen und womöglich angesteckt haben könnte. Gottlob hatte ich Urlaub. Das bedeutet, dass ich nicht so viele Menschen angetroffen habe wie in der Regel auf Arbeit.
Nun hat mich also die Seuche erwischt und ich frage mich, was diese Krankheit so anders macht und was sie letztendlich von der Grippe unterscheidet. Dabei macht allein schon die Ansteckungsgefahr den Unterschied aus. Schon zwei Tage nach meiner Infektion hat es auch meinen Stiefsohn erwischt. Dabei hatte ich zu ihm noch die wenigsten Berührungspunkte.
Die Geschichte meiner Corona- Infektion ist schnell berichtet. Sagen wir mal so: Einen milden Krankheitsverlauf hätte ich mir anders vorgestellt. Geplagt von schweren Kopfschmerzen, trockenem Husten und Schnupfen liege ich auf der Couch und suche den Schlaf. Die Symptome ähneln tatsächlich einer schweren Grippe. Am Ende bin ich davon überzeugt, dass ich privilegiert bin. Viele Menschen hat es weitaus härter und schlimmer getroffen. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass die Menschen in unserem Dorf aktuell stark betroffen sind. Das halbe Dorf scheint in Quarantäne zu sein. Diejenigen die bisher verschont blieben sollen auch weiterhin das Glück auf ihrer Seite haben. Diesen Bazillus braucht kein Mensch !
Nach zwei appetitlosen Tagen genieße ich mein erstes Frühstück und lese in der Zeitung, dass immer noch viele Menschen keinen Impfschutz haben. Wir leben in einem freien Land und jeder mag seine Gründe haben. Ich möchte mir aber nicht vorstellen, wie es mir ohne Impfung und der folgenden „Boosterung“ ergangen wäre. Die volle Ladung Infektion ohne Impfschutz muss man sich nicht geben. Nun sitze oder liege ich also Zuhause und fiebere meiner Genesung und der baldigen Freitestung entgegen. Das Leben ist schön und ich habe eigentlich noch so einiges vor der Brust. Es gibt noch vieles zu tun und die derzeitige „Zeitenwende“ gibt uns kaum Luft zum Atmen. Wäre es da nicht schön, wenn wir zumindest einmal diesen verdammten Virus hinter uns lassen könnten?

Hallo Frank, ganz schnell wieder gute Besserung. Zum Trost kann ich nur sagen, dass wir alle einmal an der Reihe sind.